Wettlauf mit dem Tod
neuen Besitzer fand. Zudem hatte er ihn gewissenhaft abgesichert und dafür gesorgt, dass er stets ausreichend mit Vorräten bestückt war.
Er erwartete von ihr, dass sie sich dorthin flüchtete, und sie wusste, dass er eher sterben würde, als die Adresse jemals preiszugeben.
Das riesige, verlassene Lagerhaus war nicht beleuchtet und wirkte im Dunkel der Nacht geradezu Furcht einflößend. Inzwischen waren dort bestimmt Ratten eingezogen, und es hatte schon so viele Jahre auf dem Buckel, dass es aussah, als könnte es jeden Augenblick über ihrem Kopf zusammenbrechen.
Trotzdem schloss sie das metallene Rolltor auf, fuhr hinein und stellte den Wagen hinter einigen großen, ausgemusterten Maschinen ab.
Das Auto würde ihr die Verwandlung erleichtern.
Und die Transformation würde ihr bei allem, was danach kam, hilfreich sein.
Rowdy wusste nicht, was ihn erwartete. Er saß reglos und schweigend im Verhörzimmer. Die Prellung unter seinem linken Auge schwoll langsam an, doch er bemerkte sie kaum. Nach der Rauferei in Handschellen mit den Cops, die versucht hatten, ihn ins Auto zu zwängen, schmerzten seine Schultern, doch diese Lappalien waren seine geringste Sorge.
Er konnte sich zwar nicht erklären, was genau vor sich ging, doch er wusste, dass er allen Grund zur Sorge hatte – um sich selbst und vor allem um Pepper.
Gezwungenermaßen hatte er sich nur sehr sporadisch mit ihr treffen können. Als er sie vorhin gesehen hatte, mitten in diesem Albtraum.
Verflucht
.
Er rechnete jeden Augenblick damit, dass jemand zur Tür hereinkam und ihn ausschaltete. Selbst auf einem Polizeirevier war das problemlos möglich, das wusste er aus erster Hand.
Ob Pepper entkommen war? Lieber Gott, bitte lass sie nicht …
Logan Stark, nein, halt, Logan Riske, wie er sich Pepper gegenüber zu erkennen gegeben hatte, kam herein, und sein entschlossener Blick richtete sich sofort auf Rowdy. Eigentlich hätte Rowdy erwartet, dass sich der Polizist über seinen Fang freuen würde, doch stattdessen wirkte seine Miene resigniert, verbissen, sogar enttäuscht.
Logan musterte kurz Rowdys Handschellen. Die hässlichen Blutergüsse an seinen Handgelenken zeugten von seinen Bemühungen, den Cops zu entkommen.
Doch bis jetzt hatten die Polizisten ihm dazu keine Gelegenheit gegeben, sich keinen einzigen Fehler erlaubt.
Logan zog einen Stuhl heran und setzte sich ihm gegenüber.
»Du bist nicht gerade einfach zu finden.«
Rowdy erwiderte nichts und starrte ihn nur hasserfüllt an.
Logan lehnte sich zurück und senkte den Blick auf die Tischplatte. »Pepper hat dich nicht aufgegeben. Ich …«
»Sie müssen meine Schwester nicht in Schutz nehmen.« Er wusste verdammt gut, dass Pepper niemals etwas getan hätte, was ihn in Gefahr brachte, zumindest nicht vorsätzlich. Die Schuld trug allein dieser Detective.
Und er selbst.
Rowdy musste sich eingestehen, dass er bei seinen Bemühungen, sie zu beschützen, kläglich versagt hatte, und nun musste sie aufgrund seiner Inkompetenz leiden. Statt sich vor Morton zu verkriechen, hätte er ihn lieber direkt umbringen und das
Checkers
dem Erdboden gleichmachen sollen.
Verflucht, er hätte so vieles anders machen sollen.
»Sie hat es nicht verdient, dass du wütend auf sie bist.«
Rowdy lachte auf. »Sie haben verflucht noch mal keine Ahnung, was sie verdient und was nicht.« Sonst hätte er sie niemals so ausgenutzt.
Logan beugte sich vor. »Ich weiß jedenfalls, dass sie etwas Besseres verdient als ein Leben auf der Flucht.«
Rowdy taxierte Logan mit zusammengekniffenen Augen. Er spielte sich als Peppers Fürsprecher auf? Das hatte er von dem Detective nicht erwartet, aber warum sollte der Polizist seine Schwester nicht als Druckmittel benutzen, um an ihn ranzukommen?
Wieder mal.
»Ich werde Sie umbringen.«
Rowdys geflüsterte Drohung ließ Logan auf seinem Stuhl zurückweichen. »Das tust du also heutzutage? Morden?« Er nahm eine Akte in die Hand. »Ich habe mir deine Vorgeschichte angesehen, doch von Mord stand da nichts. Möchtest du vielleicht ein Geständnis ablegen?«
»Fick dich.« Besser sich selbst als seine Schwester. Nein, daran durfte er jetzt nicht denken, sonst würde er sich freiwillig die Arme brechen, um sich zu befreien und Logan Riske zu Brei zu schlagen.
»Ich brauche Informationen.«
Rowdy schwieg. Zu dieser ganzen beschissenen Katastrophe war es doch nur deshalb gekommen, weil er versucht hatte, Informationen preiszugeben. Einem Polizisten zu vertrauen,
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