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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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dass Denny plötzlich die Hand weggezogen hatte, als sie den Ausruf ausgestoßen hatte. Und auf die Frage, wo genau die Hand gelegen hätte, bevor er sie wegzog, lautete es nur: »Na, was glaubt ihr wohl?«
    Natürlich wurde es dahingehend gedeutet, dass Denny Bruders Hand sich auf eine Region von Angela Fells Körper vorgewagt hatte, die unter »Berühren verboten« lief. Einige wollten das einfach nicht glauben, andere glaubten es aufs Wort. Daran, Angela Fell selbst zu fragen, dachte niemand. Keine der Frauen im Dorf hatte eine so scharfe Zunge wie sie und war so wenig zugänglich wie sie.
    Nach diesem Vorfall war Denny Bruder ein Gebrandmarkter. Die Leute, die im Rang in seiner Nähe saßen, schauten mehr auf ihn als auf die Leinwand. Denny merkte nicht, dass man ihn beobachtete. Eine Woche verging, und ein junges Mädchen aus der Umgebung kam erst ins Kino, als der Film schon lief. Neben Denny Bruder war ein Platz frei, sie tastete sich dorthin. Die in der Nähe Sitzenden schubsten sich vielsagend an. Nichts geschah. Dann, kurz vor Ende des Films, stand sie auf und ging. Klar, was in den Köpfen der Dorfbewohner ablief.
    Die einen hatten Mitleid, die anderen waren empört. Imogen Furey befand sich in einem Dilemma. Schließlich hatte sie Nora Odell mit Denny zusammengebracht und fühlte sich verantwortlich. Eines Abends, als sie schon im Bett lagen, fragte sie Jack, ob er schliefe. Er war mehrere Tage in den westlichen Grafschaften zum Kälberkauf unterwegs gewesen und hatte sich früher als sonst hingelegt. Er war noch wach. Schmerzlich berührt schilderte sie ihm, was sich im Kino abgespielt hatte.
    »Was soll ich tun?«, fragte sie ihn.
    »Lass es auf sich beruhen«, riet Jack Furey. »Mit der Heirat kommt er wieder zur Vernunft.«
    »In gewisser Weise bin ich doch aber verantwortlich.«
    Jack schwieg. Er konnte Denny Bruder verstehen. Er hatte noch nicht vergessen, wie einem zumute war, wenn man sich einsam fühlte, wenn einen das Verlangen dermaßen überkam, dass man alles andere vergaß. Und da er ein toleranter Mensch war, fiel es ihm nicht schwer, Nachsicht zu üben.
    »Ich habe auch einmal im Kino einem Mädchen ans Knie gefasst«, sagte er betont harmlos.
    »Du kanntest sie aber«, erwiderte Imogen.
    »Ich glaubte sie zu kennen, dabei war sie nichts wert.«
    Imogen tätschelte sein Gesicht. »Die Sache ist nicht spaßig«, meinte sie ernst. »Ich gäbe was drum, sie wär’s.«
    Sie wälzten das Problem hin und her. Es war schon spät in der Nacht, als auch sie es für das Beste hielt, Schweigen zu bewahren, bis Nora wieder da war. Nora aber bekam kurz vor ihrer Rückkehr zwei anonyme Briefe. Am Tag vor ihrer Abreise ereichte sie ein Telegramm von ihrem älteren Bruder, der ihr ohne weitere Erklärung mitteilte, er würde sie in Rosslare abholen. Bis dahin war sie noch gewillt gewesen, die beiden Briefe nicht weiter ernst zu nehmen.
    Eigentlich war verabredet gewesen, dass Denny Bruder sie abholen würde. Wenn ihre Familie es für angebracht hielt, eine andere Lösung zu finden, musste es seinen Grund haben. Beide Brüder erwarteten sie bei ihrer Ankunft. Noch an Ort und Stelle zwangen sie sie, einen Brief an Denny aufzusetzen, in dem sie ihm mitteilte, dass sie es sich anders überlegt hätte. Zwar weigerte sie sich zuerst, das zu tun, aber als die Brüder ihr drohten, sie würden dann selbst mit Denny abrechnen, willigte sie zögernd ein. Lieber hätte sie erst seine Darstellung der Geschichte gehört. Aber Familie war Familie, und letztlich fiel man immer in deren Schoß zurück. Schweren Herzens redete sie sich ein, richtig zu handeln. In den darauffolgenden Tagen stand Denny Bruder mehrfach an der Tür der Odells. Selbst als eines Abends der ältere Bruder mit einer Schrotflinte in der Hand die Tür öffnete, gab er nicht auf. Schließlich verprügelten ihn die Brüder.
    Danach zog er sich vollkommen zurück. Als die Fu-reys erfuhren, dass man ihn verprügelt hatte, beschloss Imogen zu handeln. Jack war schon am frühen Morgen losgefahren, hatte aber zuvor Imogen geraten, Nora Odell aufzusuchen.
    »Sollte dich einer der beiden Brüder auch nur schief ansehen, kannst du ihnen sagen, dass sie es mit mir zu tun bekommen.«
    Imogen hatte genickt. Sowie Jack fort war, schrieb sie eine Einkaufsliste und machte sich gegen Mittag auf den Weg zum Lebensmittelladen der Fells. Mick Fell nahm die Liste und überflog wohlgefällig die vielen Wünsche.
    »Ich hätte gern kurz mit Angela gesprochen, derweil du

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