Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Camilla.“
„Also, Dummheit ist das letzte, was man meiner Frau unterstellen kann. Sie würde doch niemals das Bild so offen liegenlassen.“
„Sie wusste ja nicht, dass ich ihr Zimmer betreten würde.“
„Aber jemand anders betritt es doch auch? Die Putzfrau?“
„Hm.“
Axel winkte Georg zu und zeigte auf sein leeres Glas. Mit einer Hand stopfte er sich eine Pfeife.
„Photographieren Sie alle, aber wirklich alle Ihrer Angestellten oder wer sonst noch im Hotel herumgeistert und zeigen Sie das Bild dem Antiquitätenhändler. Vielleicht ist ihm ja noch mehr als lange blonde Haare aufgefallen. Immerhin hat er ja auch das Bild identifiziert.“
„Ja.“
„Diejenige, die Sie sowieso bald loswerden, ist es nicht gewesen. Ich fürchte, Sie werden sich noch von jemandem anderen trennen müssen.“
„Ich werde mich darum kümmern.“
Axel legte auf.
„Was zum Teufel ist da los?“ rief Georg fassungslos.
Axel winkte ab; er musste nachdenken.
„Rede doch!“
„Die Sache ist schlimmer als sie sich anhört. Jemand versucht, Camilla etwas in die Schuhe zu schieben. Und ich begreife nicht,
warum
. Ihr Aufenthalt dort ist abzusehen, also fallen Eifersucht, Neid und andere nette Charaktereigenschaften weg. Es ist nicht
logisch
.“
„Du muss nicht davon ausgehen, dass alle so logisch denken wie du“, wandte Georg ein.
„In den letzten Telefonaten hat sie sich über die Geschäftsführerin in spe aufgehalten. Es scheint, dass diese Aversion auf Gegenseitigkeit beruht. Von den anderen Mitarbeitern berichtet sie nur Gutes.“
Beide saßen da und dachten nach.
„Habt ihr jemanden in Hamburg, der deine Frau im Laden vertreten könnte?“
„Ich werde mich erkundigen.“
„Wenn nicht, musst du ein Schild aufhängen: Aus familiären Gründen vorübergehend geschlossen. Und ich beantrage Urlaub.“
„Soll ich einen Flug buchen?“
„Den nächsten!“
KAPITEL V
Camilla und Isabelle wanderten zusammen den Küstenweg entlang zum Dorf.
„Ich habe dir schon so viel von mir erzählt und von dir weiß ich noch gar nichts. Warum bist du so wortkarg?“
„Ich bin nicht wortkarg“, antwortete Camilla. „Es ist zu meiner zweiten Natur geworden, dass ich mich Mitarbeitern gegenüber bedeckt halte. Je mehr sie von einem wissen, desto mehr nehmen sie sich heraus. Zu innige Verbrüderungen kann man sich einfach nicht leisten.“
„Ich würde nie frech zu dir sein!“
„Das war auch nicht gegen dich gerichtet. Du bist weder meine Angestellte, noch habe ich hier eine Dauerfunktion.“
Sie nahm einen Stein auf und warf ihn die Steilküste hinunter.
„Komm, wir gehen in den Pub. Ich habe Durst. Außerdem muss ich dringend mit diesem Mann, der das Pferd hier unterstellen will, sprechen. Oder mich erkundigen, wo er wohnt.“
„Wo soll er schon wohnen? Sehr viele Hotels sind ja nicht in diesem Nest.“
Fragend sah Camilla sie von der Seite an. „Du möchtest wohl lieber in die Großstadt und etwas erleben, nicht?“
Das Mädchen nickte.
„Wenn du es hier satt hast, ruf mich in Deutschland an. Ich würde mich schon um dich kümmern. Oder magst du Deutschland nicht?“
Isabelle zuckte die Schultern. „Ich kenne es nicht. Aber warum sollte ich es nicht mögen? Ist die Sprache schwer zu lernen?“
„Man sagt es.“
Schweigend gingen sie weiter und erreichten den Pub. Als sie eintraten, waren schon fast alle Stühle besetzt. An der Bar sah Camilla Robert Connaugh sitzen. Er musste wohl den Luftzug gespürt haben, denn er drehte sich um, erkannte sie und fing an, über das ganze Gesicht zu strahlen. Camilla ging auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. „Darf ich Ihnen die Betreuerin Ihres Pferdes vorstellen? Ms. Isabelle Waters. Isabelle, das ist Mr. Connaugh.“ Freundlich nickten sich die beiden zu. Camilla warf Isabelle einen kurzen Blick zu: Das Mädchen hatte ganz rote Wangen bekommen. So groß war der Temperaturunterschied zwischen draußen und hier drinnen nicht…
Robert bot Camilla seinen Platz an und bestellte zwei Stouts. Als er ihr Feuer gab, strahlte er sie an. „Dann wird das mit dem Pferd also klappen?“
„Ja, kein Problem. Noch haben wir Platz.“
Camilla nannte den Preis und er nickte lässig.
„Ich werde mich morgen um den Transport kümmern. Im Moment steht es in Wales bei einem Bekannten.“
„Sie werden sich also hier niederlassen?“ fragte Isabelle.
Belustigt warf er einen Blick auf das Mädchen. „Ja, und je länger ich hier bin, desto eher glaube
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