Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
ich, dass meine Entscheidung richtig ist.“
Wieder errötete das Mädchen zart.
In Camilla begannen sich die schlimmsten Vorahnungen zu melden. Das alte Klischee: Der reiche, herumgekommene Mann und das arme, junge, naive Mädchen. Aber was sollte es? Jeder musste seine eigenen Erfahrungen machen.
„Haben Sie ein Haus gefunden?“ fragte Camilla.
„Nein, noch nicht. Kennen Sie eines? Dieser Dorfgasthof ist auf die Dauer nicht besonders komfortabel.“
Camilla versprach, sich umzuhören.
„In welchem Umkreis suchen Sie denn?“ erkundigte sich Isabelle. „Ich könnte meinen Arbeitgeber in MacDuff fragen. Es gibt nichts, was er nicht kennt und weiß, und das gilt für einen Umkreis von mindestens 100 Kilometern.“
Robert lachte. „Phantastisch. Ja, fragen Sie ihn. Nichts Riesiges – ein kleines Häuschen mit Garten, etwas außerhalb und vor allem nicht reparaturbedürftig.“
„Und dann? Feder oder Hirtenstab?“ fragte Camilla.
„Feder.“
„Sehr interessant. Existiert da schon etwas von Ihnen?“
„Nein. Aber der Einstieg wird mir nicht schwer fallen. Ich habe einen Freund mit Verlag.“
„Freunde mit Vitamin B sind immer die besten.“
Sie lachten.
Nach einem weiteren Bier verabschiedete man sich. Robert ging mit auf die Straße. „So, ich muss nun hier entlang. Heute biete ich Ihnen nicht an, Sie zu begleiten. Dafür bekommen Sie aber einen Kuss.“ Er beugte sich zu Camilla herab und küsste sie auf die Wange. Dabei zog er sie an sich und umarmte sie. Etwas zu lange für Camillas Geschmack. Sie machte sich los. „So, das reicht jetzt. Gute Nacht!“ lachte sie.
„Die Tage werden schon merklich dunkler“, fand Isabelle, als sie das Dorf hinter sich gelassen hatten und den Weg entlanggingen.
„Ja, bald müssen wir mit dem Auto ins Dorf fahren. Oder eine Taschenlampe mitnehmen.“
Schweigend gingen sie weiter. Inzwischen sah man nur noch den hellen Sandweg. Plötzlich packte Isabelle Camillas Arm.
„Was ist?“
„Pst.“
Mit angehaltenem Atem lauschten die beiden in die Nacht.
„Was ist denn?“ flüsterte Camilla.
„Ich habe einen Ast knacken gehört.“
„Na und? Hier werden sicherlich eine Menge Tiere sein.“
„Aber keine so großen, die Zweige zum Knacken bringen. Da war jemand.“
„Vielleicht hat er oder sie sich genauso wegen uns erschrocken.“
„Wir sind doch nicht in Chicago!“
Bis zum Hotel hörten sie jedoch nichts mehr.
KAPITEL VI
Axel kehrte zurück.
„Nun?“ fragte Georg.
„Ich kann noch keinen Urlaub nehmen. Nicht vor Ende der Woche“, seufzte Axel.
„Wir müssen aber etwas tun!“
Axel warf sich auf das Sofa.
„Was ist mit dir?“ Kannst du den Laden hier dichtmachen?“
„Ja, zur Not. Sabine kommt her. Eine Freundin von ihr in Hamburg kann einspringen.“
Axel wählte die Nummer des Hotels in Schottland. Es meldete sich eine fremde Stimme – bisher hatte er immer McLeish selbst, Eilidh, die Haushälterin oder Camilla am Apparat gehabt.
„Ich möchte gern mit Mrs. von Trisenne sprechen.“
„Einen Moment, bitte.“
Es knackte und Camilla meldete sich.
„Liebling!“ rief sie. „Ich komme gerade ins Zimmer.“
„Hör zu. Kann man deinen Apparat abhören?“
Kurze Pause. „Wäre möglich.“
„Dann sage jetzt nichts mehr. Geh in eine Telefonzelle und ruf mich zurück.“
Wieder nahm sich Camilla ihre Jacke, schaute aus dem Fenster, ob McLeishs Wagen da war, nahm sich den Schlüssel und fuhr die Straße entlang. Nach fünf Minuten fand sie eine Telefonzelle, typischerweise mitten in der Landschaft stehend, wie ein surrealistisches Bild. Sie wählte die Nummer von zu Hause. Axel nahm sofort ab.
„Schatz, ich will dich nicht beunruhigen, aber ich fürchte, jemand will dir einen Streich spielen.“
Axel erzählte, was ihm McLeish ein paar Stunden vorher berichtet hatte.
„Könnte es sein, dass diese Gianna ihre Finger im Spiel hat?“
Camilla konnte kaum sprechen, so schockiert war sie. „Nun, mir würde sonst niemand einfallen. Aber wie ist sie in mein Zimmer gekommen? Und vor allem auf den Dachboden, da liegen nämlich alle Bilder.“
„Wer hat denn die Schlüssel, ich meine die Zweitschlüssel?“
„McLeish.“
„Hat sie denn Zugang zu seinem Zimmer?“
“Das kann man wohl sagen.“
„Na, siehst du.“
Beide schwiegen eine Weile.
„Ich werde mich einmal ein wenig umtun. Sag mal, wo kommt diese Gianna her?“
„Ich habe doch jetzt ihren Lebenslauf nicht im Kopf! McLeish hat die
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