Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
Spaziergang mit dem Hund nur so, als wäre dort etwas. Sie wissen ja, das ist immer meine Route.“
McLeish grinste. „Ja, einen Hund zu haben, hat schon seine Vorteile.“
Dann legte er einen Schritt zu, ging in seine Bibliothek und trommelte Georg, Isabelle und Camilla zusammen. Sie erschienen nacheinander, die beiden Frauen verschlafen, Georg offensichtlich vom Schwimmen erfrischt.
„Ich habe eine denkwürdige Entdeckung gemacht“, begann er. Schnell und flüsternd erzählte er von seinem Fund.
„Dann ist die Leiche doch Nanna“, hauchte Camilla.
„Daran habe ich eigentlich nicht gezweifelt“, murmelte Isabelle. McLeish nickte.
„Wir müssen den Wagen fortschaffen“, sagte er. Georg holte Luft, schwieg dann aber nachdenklich. „Was ist mit diesem Samuel? Ist er vertrauenswürdig?“ fragte Camilla.
„Absolut.“
„Kann das nicht ein Täuschungsmanöver der Kripo sein?“
„Nein, unmöglich. Meine Männer halten zu mir“, sagte Abbot streng.
„Wie sollen wir jetzt vorgehen? Wir dürfen auf keinen Fall dabei erwischt werden. Steckte der Schlüssel denn noch?“ fragte Camilla. McLeish nickte wieder.
Die Vier sahen sich an. „Nacht- und Nebelaktion, würde ich sagen“, flüsterte Georg.
„Passt bloß auf, dass diese beiden vom Yard euch nicht hören“, riet Camilla Georg und Isabelle, die ihre Zimmer in den oberen Stockwerken hatten.
„Wann also?“
„Gegen drei, ich glaube, da schlafen alle fest.“
„Okay.“
„Was treiben die beiden eigentlich? Befragen sie noch einmal die Gäste?“ fragte McLeish in die Runde.
„Ich glaube, sie sind außer Haus. Jedenfalls habe ich ihren Wagen gehört und als ich aus dem Fenster schaute, fuhren sie weg“, antwortete Isabelle.
„Ich habe nichts gehört. Bin sofort ins Bett und augenblicklich eingeschlafen.“
„Du solltest dich jetzt auch wieder hinlegen.“
Camilla nickte.
Russell und John waren nach dem Gespräch mit Camilla die Aussageprotokolle der Gäste durchgegangen. Keiner hatte etwas gesehen, keinem war etwas aufgefallen, es war wirklich eine widerliche Geschichte, die verdammt nach Arbeit und Niederlage roch.
Der Obduktionsbefund lag auch immer noch nicht vor.
„Sollen wir Spürhunde anfordern, um nach dem Kopf und den Händen zu suchen?“ fragte John.
„Zeitverschwendung. Wenn jemand so schlau ist, die identifizierenden Körperteile zu entfernen, dann beseitigt er sie auch gründlich. Und da das Wasser so nahe war… Das werden die Fische bereits erledigt haben, denke ich.“
„Ich meine auch nur. Für die Akten. Macht sich vielleicht besser.“
„Quatsch.“
John zuckte die Schultern.
„Wir werden die Dorfbewohner befragen. Wenn sich hier ein Fremder aufgehalten hat, dürfte sich das vielleicht herumgesprochen haben. Am besten ist es, du machst dich gleich mal auf den Weg.“ John seufzte. „Keine Angst, ich helfe dir. Frage auch nach dem dunkelblauen Wagen von dieser Mrs. Reinicke.“
„Ist gut.“
Die beiden bestiegen ihr Fahrzeug und fuhren nach Fraserburgh. Beim Pub ließen sie es stehen, und Russell ging zielstrebig auf die Gastwirtschaft zu.
„Ach, du suchst dir wieder die Rosinen aus dem Kuchen!“ rief ihm John hinterher.
„Ist mein Vorrecht. Kannst du ja später einmal auch so handhaben.“ Leise kichernd betrat Russell den Pub, setzte sich auf einen Barhocker und bestellte sich ein Bier. Zum Glück war die Kneipe noch leer. Er zeigte dem Wirt seinen Ausweis, den dieser gleichgültig zur Kenntnis nahm. Diese Schotten, dachte Russell. Undurchsichtig, verstockt und hielten natürlich alle zusammen, besonders hier in der Einöde. Er fing an, über das Wetter zu reden, über die Landschaft und wie man es im Winter aushalten konnte. Einsilbig antwortete ihm John.
„Haben Sie sich denn gar keine Gedanken gemacht? Ich meine, das ist doch bestimmt seit Tagen das Gesprächsthema im Dorf.“
„Die Leiche? Klar. Meinen Sie, ob Vermutungen geäußert werden?“
Russell nickte.
„Fehlanzeige. Wenn hier jemand seine Frau betrügt oder zu laut rülpst, weiß es sofort das ganze Dorf. Aber diese Sache… Nein, das ist ein richtiges Rätsel. Natürlich reden alle darüber, aber Vermutungen, nicht einmal die wildesten, sind mir zu Ohren gekommen. Komisch eigentlich.“
„Kannten Sie Mrs. Reinicke?“
„Nur vom Sehen, wenn sie mal ins Dorf kam, um Besorgungen zu machen. Gesprochen habe ich nie mit ihr.“
„Vorgestern haben Sie sie nicht mehr gesehen?“
„Vorgestern?“ John überlegte.
Weitere Kostenlose Bücher