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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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sich wieder auf den Ofen konzentrierte, „habe ich erlebt, dass Tom nach Hause gelaufen wäre. Wir hatten schon Pferde, die abgehauen sind. Meist haben wir sie im Wald wiedergefunden. Ein einziges Mal haben wir einen Wallach zwei Tage lang gesucht. Seine Zügel hatten sich in einer Astgabel verfangen und er konnte nicht weiter. Ein Glück, dass ihn keine Wildtiere erwischt hatten. Aber Tom ist ein alter Hase. Er ist wie ein Mensch. Macht nichts ohne Überlegung. Nie würde er seinen Reiter im Stich lassen. Das hat er noch nie getan.“
    „War er verletzt?“
    David sah auf, als hätte er die Sprache nicht verstanden.
    „Ich meine, hat er sich wehgetan. Irgendwo ein Kratzer, oder so?“
    Der Mann schüttelte den Kopf.
    „Nein, er ist okay. Nur der Zügel ist gerissen.“
    Bedächtig bereitete er den Tee zu. Während Jasmin ihm zusah, konnte sie spüren, dass er sich große Sorgen machte. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der alte Mann seine Emotionen ihr gegenüber etwas verheimlichte. Er wirkte kühl und konzentriert, aber das war er nicht.
    Schweigend schlürften sie den heißen Tee, als etwa eine Stunde später ein Lichtstrahl über den Hof glitt. Ein Auto fuhr vor.
    „Das ist Dan!“
    David stellte seine Teetasse beiseite und hastete zur Tür. Ein deutliches Zeichen seiner Unruhe. Währenddessen zog sich Jasmin schnell etwas an, um sich dann wieder in die Decke zu wickeln und in die Couchecke zu drücken. Was für David galt, galt nicht für Fremde. Sie hatte absolut keine Lust auf eine Gegenüberstellung oder ein Gespräch mit diesem Dan, obwohl sie ihn bereits gesehen hatte, und sie hatte auch keine Lust, sich etwaigen Fragen auszuliefern.
    Jasmin konnte die beiden Männer an der Tür hören. Sie begrüßten sich dezent, traten näher, wobei Jasmin ein weiteres Funkgerät rauschen hörte. Sie verstand irgendwas von „Der Constable hat mich schon angefunkt und wird Verbindung halten“, wie auch, „Morgen werden wir eine Mannschaft in den Wald schicken“, doch mehr bekam sie nicht mit. Als die Männer den Wohnraum betraten, deutete David kurz auf sie.
    „Das ist Kinos Freundin. Vor ein paar Tagen seid ihr euch über den Weg gelaufen. Sie hat Taps gefunden. Ein Wunder, dass er überhaupt so weit gekommen ist.“
    Der Mann schickte ihr einen kurzen Gruß.
    „Hi!“, meinte er, um sich dann wieder auf David zu konzentrieren. Trotzdem fühlte sich Jasmin unbehaglich in ihrer Haut. Es dauerte gar nicht lange, und sie schlüpfte in ihre Schuhe, schlug die Decke beiseite, zog sich ihre dicke Jacke an und schlich nahezu unbemerkt Richtung Haustür. Nahezu, denn David Singing Bird war aufmerksam.
    „Wo gehst du hin?“
    Jetzt kam der Fall „X“. Der Moment, in dem ihre Schweigsamkeit einen so verkehrten Platz in ihrem Leben einnahm. Sie hatte die gesamte Zeit zu David gesprochen, hatte weder gezögert noch hinterm Berg gehalten. Nein, er verlangte nichts von ihr, aber die Situation erforderte es.
    „Ich sehe nach Tom!“ Damit wandte sie sich der Tür zu und war Sekunden später draußen.
    Diesmal erschien ihr die Luft nicht so kalt und auch den Steinchen war es nicht mehr möglich, sie zu ärgern oder am Gehen zu hindern. Oh ja, es war kühl, aber ihre Jacke wärmte sie ausreichend und die Handschuhe, die sie sich in die Jackentaschen gestopft hatte, würden das Einfrieren ihrer Finger verhindern. Aber noch waren ihre Hände warm genug. Während sie über den Hof schritt, fiel ihr Blick auf Taps leblosen Körper, den David an Ort und Stelle belassen hatte. Wehmütige dachte sie an den Hund, der zu Six Soul gehörte, wie die Ente zum Wasser. Was war wirklich passiert? Mit was hatten Kino und die anderen da draußen zu kämpfen? Was ging im Wald, in der Wildnis vor?
    Jasmin betrat den Stall, warf einen schnellen Blick in den Verschlag, wo das Kitz neben seiner Ziegenmutter schlief, um dann zu dem schwarzen Wallach zu treten, der kurz seinen Kopf über die Boxenwand gestreckt hatte. Tom war unruhig. Er wanderte im Kreis, stieß mit der Brust immer wieder gegen die Bretter der Holzwände, schlug fallweise mit den Hufen dagegen, um wieder durch die Box zu kreisen. Im Normalfall hätte man an ein verhaltensgestörtes Pferd denken können, der monatelang den Stall nicht verlassen hatte. Aber Tom war nicht verrückt.
    Als er sie bemerkte, wandte er ihr seinen großen Kopf zu und blieb für Sekunden ruhig. Jasmin trat zu ihm und bemerkte, dass er erneut schwitzte. Das Pferd regte sich dermaßen auf, das ihm der

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