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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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nicht.
    „Judith!“
    Vorsichtig tätschelte sie ihr auf die Wange, wurde etwas hartnäckiger, als gar keine Reaktion kam. Es dauerte eine ganze Weile, bevor das verletzte Mädchen das erste Mal etwas zusammenzuckte.
    „Judith, hörst du mich?“
    Die Angesprochene wiegte ihren Kopf leicht hin und her und öffnete ihre Augen einen Spaltbreit. Jasmin forschte in ihrem Blick, glaubte aber, dass Judith sie nicht nur erfasst, sondern auch erkannt hatte.
    „Glaubst du, dass du reiten kannst, Judith?“
    Sie sah, wie das Mädchen mehrmals schluckte. Vermutlich hatte sie von ihrer Schreierei Halsschmerzen.
    „Mein – mein – mein Bein …“ Sie schluckte wieder und eine Träne suchte sich ihren Weg ins Freie. „Es tut so weh.“
    Jasmin nahm ihre Hand.
    „Ich weiß. Aber wir können nicht hierbleiben. Du musst die Zähne zusammenbeißen. Tom wird dich tragen, wenn wir zur Ranch zurückgehen.“
    Wie viel Judith wirklich mitbekam, wusste sie nicht, aber immerhin nickte sie schwach, also musste sie im Großen und Ganzen verstanden haben. Der Weg würde hart werden. Sie waren zu Fuß, Judith würde nur schwer Halt im Sattel finden. Ein langer Marsch stand bevor, und niemand wusste, wie gut Judith durchhalten würde.
    „Glaubst du, sie kann das?“ Christina war ebenfalls an ihre Freundin herangekrochen und betrachtete sorgenvoll ihr Gesicht. „Sie sieht fertig aus?“
    „Wir haben keine Wahl.“ Jasmin stand auf, suchte nochmals die Bäume ab, aber der Bär war wirklich abgezogen. Zumindest konnte sie nichts mehr von ihm sehen. Mit ein paar Schritten war sie bei Tom, stopfte das Werkzeug in die Satteltaschen und befestigte das Messer an ihrem Gürtel. Sanft strich sie dem Wallach über die Brust. Ohne ihn wäre sie gar nicht auf die Idee gekommen, in die Wildnis zu reiten, und ohne ihn hätte sie ihre Mitstreiter nie gefunden. Vielleicht hätten die Kids tagelang auf Hilfe gewartet, während Judith ihr Bein verloren hätte. So konnte es möglicherweise gerettet werden.
    „Danke Tom“, sagte sie leise zu dem Wallach und hätte gerne auch den Raben einige nette Worte gesagt. Aber sie waren weg, nirgends auch nur eine schwarze Feder. Hatten sie sich in Luft aufgelöst?
    „Trotzdem danke“, murmelte Jasmin, einfach so, da sie nicht wusste, wie viel die Raben zum Teil der Befreiung beigetragen hatten. Schaden konnte es jedenfalls nicht.
    Mit einem Aufseufzen band sie Tom los und führte ihn näher an Judith heran. Die anderen Kids hatten sie beobachtet und waren aufgestanden. Es war schon merkwürdig. Noch vor ein paar Stunden hatte man sie grob und ungehobelt beiseitegeschoben und als wertlos eingestuft. Jetzt waren die Kids auf sie angewiesen, obwohl Jasmin nicht sonderlich viel mehr Wissen zur Verfügung stand. Doch das junge Mädchen arbeitete unbewusst mit einem Vorteil. Sie ließ die Dinge auf sich einwirken, reagierte auf ihre Intuition und auf kleine Zeichen. Eine Fähigkeit, von der andere noch nicht mal wussten, dass sie existierte.
    „Jungs“, entschieden deutete sie auf Markus und Patrick. „Ihr beide schafft es vielleicht, sie aufs Pferd zu heben. Wenn immer einer links und einer rechts mitgeht und auf sie aufpasst, fällt sie uns nicht runter. Wenn sie das Bein im Steigbügel hat, wird es vielleicht etwas entlastet und tut nicht mehr so weh.“
    Jasmin platzierte Tom so, dass er leicht bergab stand damit Judith leichter auf seinen Rücken gehoben werden konnte. Die Burschen nahmen den Vorschlag bereitwillig an. Für sie war es im Moment das Einzige, was sie tun konnten, eine andere Idee gab es nicht.
    Beide versuchten sie sanft zuzupacken, doch als sie Judith unter die Arme griffen und sie hochhoben, begann das Mädchen laut zu jammern, schrie, man solle sie nicht berühren, sie nicht anfassen. Patrick war schon drauf und dran nachzugeben, als er bemerkte, wie Markus härter zupackte.
    „Wenn du jetzt nicht die Klappe hältst und mitmachst, kommen wir nie hier weg. Also reiß dich etwas zusammen.“
    Seine Stimme fuhr wie ein Messer ein, das man bis zum Anschlag in die Brust des Mädchens gestoßen hatte. Sie unterdrückte schlagartig ihr Geschrei und klammerte sich nach kurzem Zögern umso fester an die beiden Burschen, die sie mit vereinten Kräften zu dem Pferd schafften. Tapfer griff sie nach dem Horn des Sattels, als man sie neben Tom abstellte. Es war eine eigenartige Übung, jemandem aufs Pferd zu helfen, der weder aufsteigen noch dabei mithelfen konnte, und dem man keine unnötigen

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