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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Fall auszuweichen, drehte sich blitzschnell um, um doch noch irgendwas Greifbares zu erwischen. Einmal mehr wollte er zupacken … und fasste vorbei. Die Erkenntnis traf ihn wie vorher die Windböe. Er konnte den Sturz nicht abfangen.
    Kino musste mit ansehen, wie sein Freund zurückfiel, noch versuchte sich irgendwo festzuhalten und dann mit dem Oberkörper voran zwischen die Äste knallte, in denen er sich verkeilte.
    „Stefan?“ Es war bereits ein Ruf der Resignation. Kino wusste auch so, dass Stefan ihn nicht mehr hörte. Er hatte den Rums gehört, als sein Kopf irgendwo gegengeschlagen war. Reglos blieb der Körper zwischen den Ästen liegen, der Arm baumelte herunter, schaukelte leicht hin und her und gab dem leblosen Körper etwas Leichenhaftes.
    Kino atmete tief durch. Jetzt kam sie doch, die Angst, die ihn mit aller Macht überrollte. Er saß eingeklemmt mitten in der Wildnis unter einem Baum fest, keiner wusste, wo er war, keiner wusste, was mit ihm war, und niemand ahnte auch nur im Entferntesten, in was für einer verzwickten Situation er steckte. Er begann zu zittern, aus Angst und vor Kälte. Seine Kleidung war bereits nass und durchweicht. Er spürte das Wasser auf seiner Haut, die Kälte, die dort entlang kroch.
    „Es ist noch nicht Zeit, um zu sterben“, murmelte er vor sich hin. „Bitte, die Zeit ist noch nicht reif. Lass mich hier nicht jämmerlich vor die Hunde gehen. Es wäre ein unfairer Kampf gegen die Natur, den ich in jedem Fall verliere.“
    Kino hatte keine Ahnung, ob seine Bitte von irgendjemandem erhört werden würde. Aber es war das Einzige, was ihn stützte. Der Glaube, dass er nicht im Stich gelassen werden würde.
     

13
     
    J asmin blickte sorgenvoll zum Himmel, als die Donner lauter wurden, und die ersten Blitze über den Himmel zuckten. Der Wind war stark geworden, riss an ihren Haaren, an der Kleidung und an der Kraft. Judith saß zusammengesunken auf dem Pferd, hatte mit der Hand ihre Jacke hochgeschlagen und alles dicht zu gemacht. Das war kein harmloses Spätsommergewitter, sondern bereits einer von den Herbststürmen, von denen ihnen Kinsky erzählt hatte. Einer, der die Kraft hatte Bäume zu entwurzeln, der sämtliche Tiere in Verstecke trieb, Kälte und jede Menge Regen brachte. Diese Gewitterfronten sollte man besser im Haus vor einem Ofen verbringen, als draußen unter freiem Himmel. Kinsky hatte gelacht, als er das erzählt hatte, aber zum Lachen war im Moment keinem zumute.
    Noch einmal blickte Jasmin nach oben und glatt erwischte sie der erste Regentropfen. Sie erschrak etwas und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern … Wieder zuckte ein Blitz durch die Luft, ließ es zischen und knistern, bis kurz darauf ein Donner mit ohrenbetäubendem Krachen folgte. Tom blieb kurz stehen, sodass Jasmin zu seinem Kopf nach vorne kommen konnte. Sie bemerkte Unruhe in den Augen des Tieres. Tom war nervös. Er spürte die Gefahr, spürte das Unwetter. Auch die Tiere der Wildnis hatten sich in geschützte Ecken zurückgezogen, dorthin, wo ihnen der Sturm nichts anhaben konnte.
    Eine Windböe fegten ihnen um die Ohren, ließ es in den Bäumen knarren und rauschen. Blätter flogen durch die Luft, Staub wurde aufgewirbelt.
    „Wir brauchen Schutz, Tom. Hier draußen können wir nicht bleiben, schon gar nicht mit Judith. Wir brauchen ganz dringend Schutz.“
    Eigentlich sagte sie die Worte nur zu sich selbst. Es waren Gedanken, die sie laut aussprach. Tom stupste sie an, als sie sich ein weiteres Mal umblickte, trat schließlich entschlossen vor, wandte sich plötzlich ab und quetschte sich durch wirres Gestrüpp.
    „He, wo will der den hin“, hörte Jasmin eine Stimme hinter sich, kümmerte sich aber nicht weiter darum, sondern folgte dem Pferd. Gemeinsam kämpften sie sich durch dichtes Buschwerk, Nadeln und Dornen, doch als der Wald sich wieder etwas lichtete, ein weiterer Donner die Erde erzittern ließ, sahen sie in einiger Entfernung eine einsame Hütte, die dort mitten im Wald, umgeben von starken Felsen, nur darauf zu warten schien, betreten zu werden.
    „Eine Hütte“, meldete Jasmin nach hinten, „wir haben eine Hütte gefunden.“
    Das weckte neuen Lebensmut in den Kids. Gemeinsam stürmte man vor, begann zu laufen. Die ersten dicken Regentropfen erreichten den Boden, klatschten mit hellem Geräusch auf. Wenn es erst mal prasselte, waren sie alle in kurzer Zeit nass bis auf die Haut.
    Jasmin hielt Tom zurück, nicht etwa mit

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