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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Judith zur Hütte zu traben, die sich schon im Schritt schlecht halten konnte, und ließ den anderen den Vortritt.
    Heftig rüttelte man an der Tür, doch ein dickes Vorhängeschloss wollte Besucher nicht einlassen.
    „Verdammt, das kann doch jetzt nicht sein“, schimpfte Patrick, „hat mal jemand einen Schlüssel?“
    Edith nahm das Schloss in die Hand.
    „Massiv und dick. Das kriegen wir nie auf.“
    „Und was ist, wenn wir ein Fenster einschlagen?“
    „Ja genau“, Edith fuhr mit zornigem Gesicht herum, „und wenn es dann wirklich stürmt, dann haben wir den Sturm da drinnen zu Gast. Außerdem …“ Das Mädchen trat an die verschlossenen Fensterläden, „… haben die ebenfalls ein undurchdringliches, unbezwingbares, unzerschlagbares und unzerbeißbares, verdammtes Vorhängeschloss!“ Dabei tippte sie auf die Versperrung. „Da hat jemand mächtig daran gearbeitet, damit Leute wie wir nicht rein kommen.“
    „Ich glaube“, Jasmin führte Tom heran, „das hat weniger mit uns, als mit wilden Tieren zu tun. Die will man davon abhalten, die Hütte zu zerstören, deswegen sind die Wände auch so dick. Dort an der Ecke“, sie zeigte auf dicke Kratzspuren. „Ich glaube, das war ein Bär. Nur der hat die Kraft und die Möglichkeit so tiefe Rillen zu hinterlassen. Wem immer die Hütte gehört, einen Bären braucht der sicher nicht da drinnen.“
    Jasmin sah sich ebenfalls um, bis sie von Markus auf die Seite geschoben wurde.
    „Lasst mal Papa ran“, meinte dieser mit munterer Stimme. „In meiner Zeit auf Münchens Straßen haben wir genug Autos geknackt, einfach um Spazierenfahren zu können, darin zu schlafen, oder was immer sonst noch darin zu tun. Ein Schloss war für mich nie ein Problem. Das da“, dabei deutete er auf das Vorhängeschloss, „ist ein Kinderspiel. Darf ich mal dein Messer haben, Jasmin.“
    Das Mädchen sah ihn etwas erstaunt an, übergab ihm aber das Messer. Sofort machte sich der Junge damit an dem Vorhängeschloss zu schaffen und brauchte nur Sekunden.
    „Bitteschön!“ Seine Handbewegung war mehr als nur einladend. „Alles Eintreten bitte, das Buffet ist eröffnet.“
    Jasmin musste für Sekunden lächeln. Sie waren hierher gebracht worden, um auf die Pfade der Gerechtigkeit zu schreiten, um „normal“ zu werden, um Respekt zu erlernen, und, und, und. Und jetzt brauchten sie Markus Geschicklichkeit als Autoknacker, um ein Vorhängeschloss zu öffnen. Es gab Sachen, die gab es gar nicht. Die Welt war schon komisch.
    Die beiden Burschen traten zusammen und hoben Judith gemeinsam vom Pferd. Sie fühlte sich steif gefroren an und zitterte am ganzen Leib.
    „Mir ist so kalt“, meinte sie, als sie in Patricks Armen lag.
    „Drinnen wird es vielleicht einen Ofen geben. Dann werden wir es schön warm machen, okay.“
    Das erzeugte das nächste Lächeln in Jasmins Gesicht. Patrick war im Grunde seines Herzens ein sehr fürsorglicher Mensch. So glaubte sie zumindest. Vermutlich hatte er noch sehr viel mehr gute Eigenschaften, die alle durch seine PC-Macke in Vergessenheit geraten waren. Möglich, dass er diesen wieder etwas mehr Priorität einräumte, dann würde sein Umfeld vermutlich auch besser mit ihm zurechtkommen.
    „Ich versorge noch Tom“, bemerkte sie leise. „Hinter der Hütte scheint es einen kleinen Schuppen zu geben. Dort stelle ich ihn rein.“
    „Ich helfe dir!“
    Jasmin sah sich um. Christina war es, die Tom am Zügel nahm und hinter die Hütte führte. Dort gab es tatsächlich einen Verschlag, mit einer einfachen Tür verschlossen, die aber nicht verriegelt war. Darin befand sich trockenes Feuerholz, wie zwei alte zerlumpte Decken und einige kleine Ballen Heu. Das ganze andere Zeugs ließen die Mädchen außer Acht.
    „Na bitte“, frohlockte Christina, „hier scheinen öfter Pferde zu hausen. Zumindest braucht unser guter Tom nicht zu hungern.“
    Sie half Jasmin dem Pferd den Sattel abzunehmen, der in eine Ecke gestellt wurde, um trocknen zu können. Man zog dem Tier das Zaumzeug vom Kopf, legte einige alte Decken über seinen Rücken und gab ihm von dem alten Heu zu fressen. Beide Mädchen hörten, wie der Regen begann, auf das Blechdach zu prasseln. Besorgt blickte Jasmin hinaus. Nicht auszudenken, wenn sie die Hütte nicht gefunden hätten.
    „Wir sollten ins Haus gehen“, meinte sie, während ihre Augen sorgenvoll über das sich bewegende Blätterdach glitten. „Tom geht es hier gut“, und stand im Begriff den Schuppen zu verlassen, wenn sie von

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