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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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dich lieb“, flüsterte er leise und strich dabei sanft über ihre Wange, was sie sich kurz gefallen ließ, aber dann doch eine Fluchtreaktion auslöste. Kino lächelte, als er ihr hinterherblickte. Sie war ängstlich und scheu. Zärtlichkeiten waren ihr unbekannt. Harte Gewalt hatte ihr Leben geformt. Sie hatte nur die tiefe Liebe eines Pferdes in sich aufgenommen, die dafür gesorgt hatte, dass der Keim nicht erstickte. Was hatte er dieser alten Stute nicht alles zu verdanken. Ja, sie hatte bereits gewusst, was sich abspielen würde, an dem Tag, an dem sie ihre Liebe zu Jasmin in seine Hände gelegt hatte. München? Er würde Wege finden, sie bei sich zu behalten. München war ihr sicherer Untergang.
    Jasmin zog sich rasch an. Dort und da beantwortete sie eine kurze Frage, witzelte mit Christina und erklärte dann, zu den Pferden gehen zu wollen. Patrick bewegte sich sofort an ihre Seite und erklärte, sie zu begleiten.
    „Es ist kühl geblieben“, bemerkte er, als er die Türe hinter sich zuzog und die Nase in den schwachen aber würzigen Wind steckte. Rasch zog er den Reißverschluss seiner Jacke zu. „Der Sommer ist in diesen Breitengraden auch schon so gut wie um. Ich denke, dass in Kanada der Herbst etwas kälter ausfällt, als bei uns in München, vom Winter ganz zu schweigen. Aber eines weiß ich sicher. Die Luft ist besser. Dieses Land gefällt mir.“
    Der Boden war aufgeweicht und matschig. Man konnte die Spuren der Pferde im Dreck erkennen. Überall lagen abgebrochene Äste und Zweige, im Wald lehnten sich umgestürzte Bäume an jene, die stehen geblieben waren. Einige hatten es mit ihrem Gewicht bis zum Boden geschafft und bildeten dort neuen Lebensraum, und so ein abgebrochener Baum wäre Kino beinahe zum Verhängnis geworden.
    Als Jasmin den Schuppen öffnete, wieherten ihr die Pferde entgegen. Auch sie hatten sich wieder aufgewärmt, das Heu gefressen und mächtig viel Sauerei veranstaltet. Der Holzstapel war durcheinander getrampelt worden. Die Decken hatten sich die Pferde gegenseitig vom Rücken gezupft und lagen nun ebenfalls im Dreck. Lediglich Heuballen und Sättel hatten sie nicht erreicht. Jasmin entdeckte einige Eimer, die die Pferde in einen Winkel geschossen hatten, holte sich einen, der noch in Ordnung zu sein schien, und gab ihn Patrick.
    „An der Regenrinne steht ein Fass, das sicher voll ist. Ich denke, die Pferde haben Durst.“
    Patrick nickte nur und stapfte los. Bei jedem Schritt schmatzte der Matsch unter seinen Schuhen und quoll unter der Sohle hervor. Als Kind hatte man ihm immer verboten, in den Matsch zu treten. Dabei machte es irgendwie Spaß, den dreckigen Teig dabei zu beobachten, wie er sich verformte und unter den Schuhen kleben blieb.
    Jasmin verschwand stattdessen im Inneren des Schuppens und gab den Pferden noch etwas von dem Heu. Schon sehr bald würden sie die Ranch erreichen, dann konnten die Tiere vernünftig versorgt werden. Deren Fell war schmutzig und auch in Mähne und Schweif konnten man die Spuren der vergangenen Nacht entdecken. Die Tiere mussten sich gewälzt haben, um die Nässe los zu werden. Nun ja, genauso sahen sie auch aus.
    „Kleine Ferkel seid ihr“, erklärte Jasmin liebevoll, während sie Tom über den Nasenrücken strich, der sich sanft an ihr rieb. Als dann Patrick mit dem ersten vollen Eimer erschien, wollten gleich alle drei Pferde auf einmal ihre Nasen in das Wasser tauchen, was aber nicht machbar war, weswegen Jasmin dafür sorgte, dass zuerst Tom seinen Durst stillen konnte.
    „Ich gehe ja gleich nochmal, immer mit der Ruhe meine Herrschaften.“ Patrick kippte den Eimer etwas, damit Tom seinen Kopf ganz darin versenken konnte.
    Jasmin half ihm, die Tiere in Schach zu halten, bevor er wieder hinausging, um die nächste Ladung zu holen. Der zweite Eimer wurde von einem der zwei Braunen ausgetrunken. Tom kümmerte sich bereits um sein Heu. Patrick blieb nichts anderes übrig, als noch ein drittes Mal zu gehen, damit auch das letzte Pferd seinen Durst löschen konnte und beobachtete Jasmin dabei, wie sie notdürftig versuchte, das Fell der Tiere zu reinigen.
    „Sag mal“, Patrick umfasste den Eimer besser, da das dritte Pferd wenig Feingefühl beim Trinken zeigte, „wäre es nicht besser, wenn jemand zur Ranch reitet und Hilfe holt, während die anderen hier warten? Ein Einzelner wäre sicher schneller, als die gesamte Gruppe mit den Verletzten und wir könnten Judith die Schmerzen ersparen.“
    Jasmin nickte ihm bestätigend

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