Whisper (German Edition)
ihr alle seid Kinder der Stadt und habt mich wissen lassen, was ich bi n. Mittlerweile mag ich auch alle und kann es auch sagen. Mein Dad hat mir fast mein Leben genommen und ich habe mich oft gefragt, warum er es nicht wirklich getan hat. Heute bin ich froh, dass ich noch lebe, denn sonst hätte ich dieses Land mit den Menschen darin nie kennengelernt. Und ich hätte nie erfahren, dass Whispers Geist imstande ist, soviel möglich zu machen. Ich weiß, dass ich sie irgendwann ganz gehen lassen muss. Sie wird in ihre Welt verschwinden und nur noch in meiner Erinnerung leben. Den Zeitpunkt wird sie bestimmen. Bis dahin ist Whisper bei mir und ihr könnt es nun glauben oder nicht, aber es gibt Mächte, die unsere Welt bewachen, die uns leiten, die uns führen, und die Zeichen setzen. Wir gehen nur viel zu sorglos mit unseren Leben um, verschwenden Gefühle und treten das Wort ´Liebe` nur allzu gern mit Füßen. Whisper war und ist immer für mich da. Es tut sehr weh, sie nicht mehr zu haben, da ich sie unendlich geliebt habe. Sie zu spüren, zu wissen, dass sie da ist, gibt mir die Kraft, Dinge zu tun, die ich allein nie getan hätte. Auch jetzt in diesem Moment. Ohne sie wäre ich heute nicht hier, und ich werde mich immer daran erinnern, was Whisper mir beigebracht hat.“
„War Whisper ein schwarzes Pferd ohne einen weißen Fleck, bis auf dieses Sternchen auf der Stirn.“
Nicht nur Jasmin fuhr herum, sondern auch die Gruppe, teilweise mit verheulten Augen und bedrücktem Antlitz. Judith stützte sich auf dem Bett etwas auf. Christina wischte einmal erregt über ihre Augen, sprang auf und war mit wenigen Schritten bei ihrer Freundin. „Judith!“, rief sie fassungslos aus und ging vor dem Bett in die Hocke. „Deine Augen … das Fieber ist weg.“
Auch Stefan stand auf, war mit einem Satz bei der Verletzten und beobachtete, wie sich auch Patrick, Markus und Edith um das Bett versammelten, sich teilweise darauf knieten und sprachlos in das wache Gesicht ihrer Freundin und Kameradin sahen.
Jasmin war aufgestanden und näherte sich nur langsam.
„Ja, wieso?“, fragte sie sanft und wich dem Blick nicht ein einziges Mal aus.
Judith fixierte sie, starrte sie an, schien zu überlegen, ob sie sagen sollte, was ihr auf der Zunge lag, entschied sich aber dafür.
„Ich habe sie gesehen“, erklärte sie sanft, „auf einer grünen Wiese. Dort kam sie auf mich zu und meinte, dass die Zeit für mich noch nicht da wäre. Es würde noch so viel in meinem Leben passieren, und ich sollte auf jene aufpassen, die wirklich meine Freunde wären und die meiden, die nur an sich selbst denken. Ihre Kraft würde mir helfen, gesund zu werden, und ich solle sie nicht vergessen. Ich habe dir zugehört, Jasmin. Ich denke, ich kann verstehen, warum du Whisper so sehr geliebt hast. Ich glaube, dass ich meine Familie schwer vernachlässigt habe. Ich werde da einiges in Ordnung bringen müssen.“
Jasmin spürte, wie sich die Tränen abermals in ihren Augen sammelten und über ihr Gesicht liefen. Etwas zu sagen. Momentan ein Ding der Unmöglichkeit.
„Ich liebe dich, Whisper!“, war alles, was sie in Gedanken zusammenstammeln konnte und Kino, der humpelnd zu ihr getreten war, nahm sie in den Arm und zog sie zu sich, als sie an dem zusammenbrach, was in ihrer aller Köpfe nachhallte.
„ Ich weiß, Jasmin. Du bist der beste Mensch, der mir je begegnet ist. Ich danke dir für die schönsten Jahre in meinem Leben. Du warst der Einzige, den ich von ganzem Herzen liebte.“
Er sah, wie die Mädchen sich rings um ihn abwandten, ihre Gesichter versteckten und wie hemmungslos Tränen ihren Weg in die Freiheit fanden. Stefan seufzte heftig auf und starrte gegen die Decke. Selbst die Burschen konnten sich die Tränen nicht verkneifen. Kino hatte kein Problem mehr damit. Er ließ es laufen, mit Jasmin in seinen Armen. Ihm war klar, dass die Worte, in der sich die Seele der alten Stute bei ihrer Freundin bedankt hatte, nicht nur von ihr gehört worden waren. Whisper hatte sie an alle gerichtet. Der Geist des Pferds hatte sich bei allen bemerkbar gemacht. Diese einzigartige Liebe zeigte, was selbst über den Tod hinaus möglich war, und absolut niemand konnte Whisper jemals dafür danken, was sie mit der Kraft von Jasmins Liebe zustande gebracht hatte.
15
I rgendwann waren sie alle eingeschlafen. Edith und Markus hatten sich zusammen in eine Decke gewickelt und den Boden genutzt. Christina war am Fußende von Judiths Bett
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