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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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mir …“Jasmin verstummte abermals. Kino bemerkte die stummen Tränen, spürte den Schmerz, der sie am Sprechen hinderten. Er kämpfte selbst damit. Sanft strich er über ihre Schulter, drückte sie leicht. Sie ging gerade durch die Hölle und er wusste es, wagte aber nicht, es abzubrechen. Jasmin wollte es so, sie erzählte ihre Geschichte, teilte sie. Es lag eine ungewohnte Atmosphäre in dem Raum. Nein, sie drückte nicht, sondern vermittelte Vertrautheit, ein gewisses Maß an Ruhe, und man konnte die Liebe spüren, die Jasmin einst für Whisper empfunden haben musste und auch jetzt noch empfand. Und Kino war sich sicher, das Whispers Geist längst den Weg in die Hütte gefunden hatte. Die Seele ihres geliebten Pferdes war bei ihr und half ihr, sich ihrem persönlichen Kampf zu stellen und zu erkennen, dass es weiterging, auch wenn die alte Stute nur noch in ihrer Erinnerung verweilte. „… erklärt, dass es so besser wäre. Ich bräuchte einen Neustart und Pferde wären nicht die richtigen Wesen, an die ich mich hängen sollte. Man zeigte mir auf Bildern mein neues Gesicht, wie es einmal werden würde, nach - ich weiß nicht wie vielen Operationen. Ich sah nur die Narben, Male der endlosen Gewalt. Ich wusste, dass meine Hände nicht mehr griffen. Ich hatte kaum Kraft, konnte anfangs nicht mal schreiben. Wie ich in der Nacht die Stalltür aufgemacht habe, ich weiß es bis heute nicht. Man stellte mir immer wieder Fragen über den ´Unfall`, über den Hergang. Ich hörte nur noch das Wort ´Unfall`, hatte Pflegeeltern, die ich lernen musste zu akzeptieren, hatte Therapeuten, von denen mir jeder etwas anderes erzählte. Sie sagten mir, was ich wissen sollte, was ich zu glauben hatte, wen ich lieben durfte, und an wen ich mich zu hängen hätte. Man hörte nicht auf das, was ich wollte, was mir wehtat. Ich wollte nur Whisper. Ich wollte sie wiederhaben. Ich wollte sie spüren, sie hören, sie riechen, aber man ließ mich noch nicht mal in die Nähe eines Reitstalles oder eines Pferdes. Die Menschen, denen ich begegnete, zogen sich vor mir zurück, ich wurde mit Argusaugen angestarrt, konnte keine Schule mehr betreten. Meine Wunden sind noch immer nicht ganz verheilt, meine Arme haben nicht mehr die Kraft, die sie gehabt haben. Um keine Fragen mehr beantworten zu müssen, habe ich zu sprechen aufgehört. Somit belästigte man mich nicht mehr und redete mir keine Dinge mehr ein, die ich nicht akzeptieren wollte. Meine Pflegeeltern sind nett, aber es ist nicht meine Familie. Ärzte, Therapeuten, sie alle sind nett, aber es sind fremde Menschen, die mir sagen wollen, was ich zu denken habe. Ich habe geschworen, nie wieder ein Pferd zu reiten, nie wieder einem Pferd die Liebe zu schenken, die ich für Whisper empfinde. Whisper ist nach wie vor bei mir. Nicht körperlich, sondern geistig. Ich kann sie fühlen, sie spüren. Wenn ich träume, spricht sie mit mir, wenn ich Sorgen habe, ist sie da. Sie ist über die Regenbogenbrücke gegangen, aber ihre Seele ruht nicht. Sie hat mich in all der Zeit nie allein gelassen. Aber das weiß ich erst, seit ich hier bin. Hier gibt es Menschen, die mich gesehen haben, wie ich bin und es gibt Menschen, die mir geglaubt haben, als ich von Whisper erzählte“, dabei warf sie einen kurzen Blick auf Kino. „Und sie haben mich gelassen, wenn Whisper und ich in Verbindung traten. Es gab nie Zweifel, keine Belehrungen. Tom hat das von Anfang an gespürt. Ich sah in ihm nur ein Pferd, ein Pferd von vielen. Für mich gab es nur Whisper. Aber Whisper ist in einer anderen Welt, dort wo sie jetzt glücklich ist. Sie war es, die mir gezeigt hat, dass Tom nicht nur ein Pferd, sondern auch mein Freund ist. Ich habe gelernt, ihn gern zu haben, und er weiß das. Er weiß, dass ich auf ihn höre, sonst wäre es mir nie möglich gewesen, euch in der Nacht zu finden. Aber es ist Whisper, die das alles möglich macht. Ich habe angefangen, wieder etwas zu mögen. Ich weiß, wie ich aussehe, ich wirke auf Menschen abstoßend. Das Kitz hat es nie gesehen, Tom hat es nie gesehen, auch Taps hat es nie gesehen, genauso wenig wie Bobby, und auch Stefan gab mir nie das Gefühl, ekelhaft zu sein. Jaro hat sich gar nicht darum gekümmert, Kinsky und Susanna haben nie hingeguckt, und Kino und sein Großvater gehören zu den Wenigen dieser Welt, die die Hand nach mir ausgestreckt haben.“ Sie warf einen sicheren Blick auf den Indianer, der jetzt schwer zu tun hatte, all seine Emotionen zurückzuhalten. „Aber

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