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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Der Laptop! Vielleicht konnte ihm dieses moderne Ding, ein Gerät, welches ihm seinen Zwangsurlaub hier in Kanada eingebracht hatte, jetzt helfen, Jasmin und auch die Wilderer zu finden. Der Laptop! Wo zum Henker hatte er ihn gelassen? Natürlich, bei Tom, irgendwo im Gebüsch. Patrick verzichtete darauf, abermals zu rennen. Seine Oberschenkel schmerzten genug und ein dicker Muskelkater würde sich sowieso einstellen. Jetzt nochmals durch den Wald zu hechten, wo es nicht notwendig war, war mit Selbstmord zu vergleichen. Zumindest für ihn, denn Patrick war sich sicher, einem Herzinfarkt zum Opfer zu fallen, sollte er gezwungen sein, wieder zu rennen. Wenn er normal einen Fuß vor den anderen setzte, würde er sein Ziel genauso erreichen. Vielleicht nicht ganz so schnell, aber zumindest sicher. Der Laptop würde nicht weglaufen und Tom hatte wohl hoffentlich darauf verzichtet, das Gerät näher zu inspizieren. Patrick stakste querfeldein durch das Gebüsch. Dornige Zweige zerrten an seiner Kleidung, versuchten ihn aufzuhalten, doch als er die Dornenstauden hinter sich gelassen hatte, waren es nur noch Bäume, kleinere Bodengewächse und viele Wurzeln, die seinen Weg säumten. Patrick wusste in etwa, wo er Tom zurückgelassen hatte und war davon überzeugt, den Wallach auch dort anzutreffen. Dennoch schockierte es ihn nicht weiter, das Tier nicht mehr zu finden. Vermutlich hatte das Dröhnen des Pick Up Motors Tom in Unruhe versetzt, und er hatte beschlossen, allein zur Ranch zurückzulaufen. Patrick nahm es dem Tier nicht übel. Reiten war zwar weniger anstrengend als Laufen, doch wenn es nach ihm ginge, konnte er auf beides verzichten.
    „Verdammtes Mistvieh!“, knurrte der Junge trotzdem, denn die Nähe des Pferdes hätte ihm das Gefühl gegeben, nicht ganz so allein zu sein. „Untreue Seele. Musst du auch noch abhauen und mich allein lassen.“
    Patrick seufzte auf, vernahm das Pfeifen der Vögel und ließ die Geräusche des Waldes, die er nicht identifizieren konnte, auf sich einwirken. Vielleicht war es doch besser, sich etwas ruhiger zu verhalten und zur Straße zurückzukehren.
    Er fand den Laptop, nahm das Gerät an sich, ließ den Blick ein letztes Mal durch die Bäume gleiten und marschierte etwas übereilt zur Straße zurück. Er fühlte sich allein und die Angst, die er bewusst versucht hatte, zu überlagern, machte sich jetzt doch bemerkbar. Angst, zurückzubleiben, von dem Bären aufgespürt zu werden, und auch Angst, seine Familie, seine Mutter und seinen Vater nicht mehr wiedersehen zu dürfen. Wie oft waren sie ihm auf den Senkel gegangen. Wie oft hatte er sich mit ihnen gestritten, und wie oft waren sie voller Hass und Zorn auseinandergegangen und hatten Tage – ja sogar wochenlang nicht miteinander gesprochen. In diesen Augenblicken des Verlassenseins wurde ihm klar, dass er seine Eltern nicht verlieren wollte. Er wollte sie wiedersehen, wollte sie wissen lassen, dass er sie liebte und dass sie ihm sehr, sehr wichtig waren. In seiner Dummheit hatte er das alles übersehen, aber jetzt, wo es theoretisch sein könnte, dass ihn ein wildes Tier fand und tötete, wünschte er sich, er wäre nie so gemein zu seiner Mutter gewesen und hätte seinem Vater mehr Achtung entgegengebracht. Er würde es ändern. Er würde vieles ändern, wenn er wieder in München war.
    Zurück auf der Straße öffnete er den Laptop erneut. Ohne Schirm würde er wohl keine Chance haben, ins Internet zu kommen. Und das Fahrzeug der Wilderer war bereits zu weit weg, als deren Schirm erneut zu benutzen. Trotzdem versuchte er einen Zugang zu finden. Vielleicht gab es hier in der Nähe einen Schirm, dessen Signal er nutzen konnte. Die Tatsache, dass er sich allein in der Wildnis befand, verdrängte er gekonnt. Natürlich fand der PC kein Signal und meldete das auch mit einem Piepston.
    Patrick wollte schon eines seiner mächtigen Schimpfwörter ausspucken, als er das Brummen eines Motors hörte und kurz darauf auch das kratzende Geräusch vernahm, wenn Reifen über Schotter rollten. Ungewollt heftig warf er die Klappe des Notebooks zu, stand auf und konnte kurz darauf ein Fahrzeug erkennen, welches um die Kurve kam und aus dem Schatten der Bäume brach. Blaue Farbe, eine breite Front, er kannte das Auto.
    Das Gefährt kam vor ihm rutschend zum Stehen. Patrick bemerkte noch ein weiteres Fahrzeug, welches um die Ecke bog, achtete aber nicht weiter darauf, denn die Türen des Pick Ups wurden heftig aufgerissen. Jaro sprang

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