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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Eine Gefühlswelle jagte durch ihren Körper, welche ihre Seele zerriss und ihr Herz zusammenzuquetschen versuchte. Es war das Gefühl, am Ende aller Kraft zu sein, am Abgrund dessen, was ihr angefangen hatte, etwas zu bedeuten.
    „Ich will nicht“, kam es kläglich leise über ihre Lippen. „Ich will nicht mehr zurück!“
    Es war ein heiseres Schluchzen, was ihr jedes weitere Wort nahm. Es kostete sie unendliche Mühe ihre Sprache abermals einzusetzen und einen weiteren Satz zu formulieren. „Was mache ich nur falsch? Ich bin glücklich hier, Whisper. Ich bin unendlich glücklich hier.“
    Die Stute senkte leicht ihren Kopf und fühlte die heißen Tränen auf ihrem Fell.
    „Ich weiß, Jasmin. Ich weiß, dass du hier glücklich bist. Ich würde dieses Glück für dich gerne erhalten. Aber hier kann ich dir nicht helfen. Du musst selbst deinen Weg finden.“
    „Meinen Weg?“, schluchzte Jasmin. „Meinen Weg bestimmen andere und ich kann mich nicht wehren.“
    „Doch, das kannst du. Du musst dich nur wagen. Nicht andere bestimmen deinen Weg, du bestimmst ihn, und du kannst ihn gehen, wenn dein Wille groß genug ist. Du musst es nur tun. Dein eigener Wille zählt, nicht der Wille anderer. Vertrau dir selbst, du schaffst das, Jasmin.“
    Die Stute spürte, wie das Mädchen erbebte.
    „Mein Wille zählt nie!“ Ihre Stimme zitterte heftig. „Der hat noch nie gezählt. Ich bin allein, ich habe niemanden mehr, nicht mal mehr dich.“
    Die Stute rieb ihren Kopf an ihrem Körper, sanft, ohne Druck.
    „Du bist nicht allein, Jasmin. Du hast Freunde, und du hast Kino!“
    In diesem Moment fühlte Jasmin, wie eine Hand an ihren Oberarm griff und sie von dem goldenen Pferd wegzog. Das Mädchen erschrak momentan, als sie realisierte, dass jemand hinter ihr stehen musste, doch als sie sich umdrehte, blickte sie in die dunklen Augen des jungen Indianers. In derselben Sekunde klammerte sie sich an ihn, schlang die Arme um seinen Hals. Kino fing sie auf und spürte, wie sie ihren Körper an ihn lehnte. Sie weinte, machte ihrer tiefen Verzweiflung Luft. Kino konnte es ihr nachempfinden. Man wollte sie fortholen, zurück in ein für ihn fremdes Land, ewig weit weg. Obwohl er hierblieb, erging es ihm nicht viel besser. Ein Leben ohne Jasmin, verbunden durch Mail, Skype und Whatsapp. Er wollte es sich nicht vorstellen.
    Sanft strich er durch ihr weiches Haar und fing den Blick der goldenen Stute auf.
    „Ihr beide habt einen Weg, den ihr gehen könnt.“ Die Stimme des Wesens war hell und klang deutlich in seinem Kopf. „Der Wille ist euer. Ihr könnt auf die Zeichen vertrauen und ich werde mein Möglichstes tun. Aber der Tag wird kommen, an dem auch ich gehen muss. Und der ist nicht mehr weit."
    Damit dreht sich die Stute zur Seite und gab den Blick auf einen alten Mann frei, der dort auf einem seiner alten Pferde die Wiese hochgeritten kam und ihnen vorsichtig zuwinkte. Kino erstarrte für Sekundenbruchteile. Woher wusste sein Großvater, dass sie hier zu finden waren? Er hatte nichts zu ihm gesagt, war Jasmin in aller Eile nachgeritten. Wieso tauchte er hier auf? Er kannte den Platz eigentlich gar nicht?
    Kurz bevor er heran war, hielt der Mann sein Pferd an und stieg ab. Der Zügel fiel zu Boden. Er ließ das Tier einfach stehen und kam bedächtigen Schrittes auf Kino und den Palomino zu. Sanft streichelte er der goldenen Stute über den Hals, die ihn kurz gewähren ließ, bevor sie sich Richtung Waldrand wandte. Der alte Mann sah ihr zu, wie sie sich entfernte, bei den Bäumen nochmals stehenblieb, sich umsah und dann in das Dunkel des Waldes tauchte. Kino schaffte es, sich etwas von Jasmin zu lösen, die durch seinen Blick davon in Kenntnis gesetzt wurde, dass noch jemand den Schauplatz betreten hatte. Vorsichtig und etwas beschämt sah sie sich um, doch der alte Mann ging nicht auf die heftige Umarmung ein, auch nicht auf die vielen Tränen, die bereits über Jasmins Gesicht geronnen waren. Es schien, als würde er jeden Gedanken, jedes Gespräch und jedes Gefühl rund um die Situation bereits kennen oder erlebt haben. Nichts schien diesem, im Augenblick seltsam wirkenden alten Mann, fremd.
    Kinos Großvater trat auf sie beide zu, legte jedem von ihnen die Hand auf die Schulter und deutete den Hang hinauf. Ein klares Zeichen, das Gelände zu erklimmen, welches sie zu jenem Platz führte, an dem man das Tal so schön überblicken konnte.
    Während des Aufstiegs war kein Wort zu hören. Kino half Jasmin, wo er glaubte

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