Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
Vom Netzwerk:
dicht hinter ihr. Sie würden beide … nein, aufhören, einfach aufhören. Noch war sie nicht weg. Noch war sie hier und konnte nicht nur die Nähe all ihrer Freunde genießen, sondern auch Kino nach wie vor in die Augen schauen und jenen liebevollen Augenaufschlag in sich aufnehmen, den er ihr so gern schenkte, wenn sich ihre Blicke kreuzten.
    Sie ritten die Pferde an das Stallgebäude heran und blieben beim Anbindebalken stehen. Es hatte ein gewisses altertümliches Ambiente. Vielleicht war es vor Jahrzehnten einmal Sitte gewesen, die Pferde vor dem Saloon lediglich mit dem Zügel anzubinden und zu parken. Auch in diversen Westernfilmen wurde diese urige Methode praktiziert. Mit ein wenig Fantasie konnte sie sich das hier auch vorstellen. Absteigen, die Zügel über den Anbindebalken schlingen, und das Pferd wie ein Auto stehenlassen. Vermutlich würde Tom nur zwei Sekunden brauchen, um am Zügel zu ziehen und sich zur nächsten Wiese zu begeben, dem Kopf friedlich zu senken und zu fressen. Das entlockte Jasmin ein vorsichtiges Lächeln. Sie war vom Rücken des Wallachs gerutscht und verspürte augenblicklich Kinos Hand im Rücken. Er lächelte sie kurz an, bevor er ihr das Pferd abnahm, die Zäumung löste und durch ein Halfter ersetzte. Kein Wort kam über seine Lippen. Doch Jasmin brauchte keines. Sie ahnte, was in seinem Kopf vorging.
    Gemeinsam räumten sie das Lederzeug in die Sattelkammer und brachten die Pferde in den Stall. Die Boxen waren frisch ausgemistet, im Futtertrog befand sich Kraftfutter, und Heu war ebenfalls ausreichend vorhanden. Der Stall sah ungewohnt sauber aus. So, als hätten sich die Heinzelmännchen ein Stelldichein gegeben. Das Putzzeug, welches gern unordentlich in der Ecke stand, war peinlich genau aufgeräumt worden, das Stallwerkzeug an Ort und Stelle, selbst das Stallwaschbecken war sauber. Jasmin war leicht überrascht.
    Als sie schließlich zu dritt den Stall verlassen wollten, Kino hatte seine Hand schon auf dem Lichtschalter, hörte Jasmin, wie jemand leise ihren Namen ausrief. Erstaunt drehten sich die drei um und sahen aus dem hinteren Stallbereich Patrick, Markus, Christina, Edith und Judith kommen, die dort gewartet haben mussten.
    „Jasmin!“ Patrick ging an vorderster Front, während Markus Judith mit ihren Krücken stützte. Die Jugendlichen traten etwas zögerlich an das Mädchen, Kino und seinen Großvater heran. Patrick sah sich nochmal kurz zum Rest der Gruppe um, bevor er sich wieder Jasmin zuwandte.
    „Hör zu. Wir dachten … wir … wir haben den Stall so lange geputzt und gewienert, bis wir euch kommen gesehen haben, weil wir alle der Meinung sind, dass wir jetzt für dich da sein sollten, so wie du im Wald für uns dagewesen bist. Wir … wir alle haben die Kinskys und deine Eltern belauscht. Sie wollen dich mitnehmen. Schon morgen. Und wir finden, dass das nicht okay ist. Du gehörst hierher, an Kinos Seite, und wir alle, ohne Ausnahme, würden gerne, wenn wir wieder zurück sind, mit dir Kontakt halten in dem Wissen, dass British Columbia deine Heimat geworden ist. Niemand von uns will, dass du hier weggehst. Die Devots mögen freundliche Menschen sein, aber sie sollen freundlich, doch allein wieder nach Deutschland fliegen. Wir alle wollen bei dir sein und denen da drinnen genau das verklickern. In der Zeit, wo wir im Wald waren, haben wir vieles von dir gelernt. Nachdem du weg warst, haben wir die Raben beobachtet. Ich habe den anderen von den Vögeln und deren Bedeutung erzählt. Sie haben immer wieder Kreise über der Ranch gezogen, und als ein Bär ganz hinten am Waldrand aufgetaucht ist, habe ich mich daran erinnert, was dir Kino schon bei der Hütte gesagt hat. Die Raben werden dich leiten, der Grizzly beschützen. Ich … ich meine … wir sind der Überzeugung, dass auch die Raben wollen, dass du hierbleibst und ich bin sicher, der Bär würde vorher einige Bäume fällen, die die Straße versperren, damit er verhindern kann, dass du gehst. Wir alle zusammen haben dich sehr, sehr lieb gewonnen und wollen uns nochmal in aller Form dafür entschuldigen, was wir dir am Anfang angetan haben. Wir waren doof, wussten es nicht besser, aber wir haben sehr viel von dir gelernt. Jetzt wollen wir als Team auftreten. So, wie es uns beigebracht worden ist. Einer hilft allen, alle helfen einem. Wir sind ein Team Jasmin, wir alle, und auch du gehörst dazu.“ Patrick atmete heftig, als hätte ihm seine Rede unendlich viel Kraft gekostet und Ausdauer

Weitere Kostenlose Bücher