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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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abverlangt. In Wirklichkeit war es nur die tiefe Überzeugung, genau jetzt das Richtige zu tun und zu sagen.
    Jasmin sah etwas verdattert in die Gesichter der Jugend. Edith hatte Tränen in den Augen, Christina hatte sich mehrmals durchs Gesicht gewischt und Judith ihren Ärmel benutzt, um wieder einen klaren Blick zu bekommen. Und ehe es Jasmin bewusst wurde, sah sie sich von ihren Freunden umringt, die sie alle in den Arm nahmen und freundlich drückten. Jasmin war nicht nur mächtig beeindruckt, sondern auch tief bewegt. Ihre Vorstellung über die nächsten Stunden waren rau und eigen, und sie hatte sich damit furchtbar allein gefühlt. Das dem nicht so war, wurde ihr genau in diesem Moment bewiesen. Sie hatte die meiste Zeit auf der Singing Bird Ranch verbracht, fern von Six Soul und der Arbeit, die dort anfiel, und trotzdem betrachteten die Kids sie als Mitglied des Teams. Jasmin musste einige Male tief durchatmen, um nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen.
    „Gehen wir ins Haus“, meinte David nach einiger Zeit und deutete zum Wohngebäude, „und ihr alle“, dabei machte er eine großflächige Handbewegung, „kommt mit.“
    Die Gruppe setzte sich nur langsam in Bewegung. Judith war durch ihre Krücken gehandicapt, aber das störte niemanden. Man wartete auf sie, stützte sie und half ihr, so gut man konnte. Als Außenstehender war man wirklich geneigt zu glauben, Judith würde alles aufhalten, aber im Grunde hatte man es gar nicht wirklich eilig. Niemanden würde da drinnen etwas davonlaufen.
    Als David schließlich die Haustür öffnete, verstummte das Gespräch im Innenraum augenblicklich. Die Köpfe wandten sich zur Tür.
    Zuerst betraten die Kids das Haus, dann erschien Kino und schließlich Jasmin, in Begleitung des alten Indianers, der mit ihr langsam durch die Gruppe schritt. Ihr Pflegevater sprang ruckartig auf, während seine Frau sich etwas langsamer erhob und sich über die Masse auftauchender Köpfe zu wundern schien. Nahezu gleichzeitig blieben sie an Jasmins Antlitz hängen, als der Blick auf sie frei wurde. David hatte seinen Arm um das Mädchen gelegt, hielt sie fest an seinen Körper gedrückt. Ihm war durchaus klar, dass sie jede Sicherheit brauchte, die man ihr zuteilwerden lassen konnte, und vor David Singing Bird würden auch die Devots den nötigen Respekt haben. Dieser nickte Jaro nur kurz zu, sodass dieser wusste, dass das Aufeinandertreffen möglicherweise nicht ganz in den Bahnen verlaufen würde, wie sich die Devots das vorstellten.
    „Jasmin“, brachte der Mann, jener, der sich ihr ´Vater` nannte, schließlich heraus und kam einige Schritte auf das Mädchen zu, die vermutlich wieder zurückgewichen wäre, wenn David sie nicht im Arm gehalten hätte. In seinem Beisein würde ihr weder jemand die Hand schütteln noch ein allfälliges Küsschen ins Gesicht drücken, noch sonst irgendwelche freundschaftlichen Gesten hinterlassen.
    „Jasmin wir … wir haben hier alle auf dich gewartet. Hat dich dieser junge Mann, dieser Kino, da draußen wirklich gefunden?“
    Eine selten bescheuerte Frage.
    „Sonst wäre ich nicht hier“, erwiderte sie trocken.
    Der Mann schien das wohl zu merken und schien nicht recht zu wissen, wie er sich ihr gegenüber zu verhalten hatte.
    „Wir … wir … wir wollten dich wirklich nicht erschrecken. Es war nur so anders, dich sprechen zu hören. Ich hatte mich so gefreut und geglaubt, dass nun alles besser werden würde.“
    Sein Lächeln war breit, aber er suchte in ihrem Gesicht vergeblich nach einer Geste, die annähernd an ein Lächeln erinnerte.
    „Was soll besser werden?“ Die Frage war steif und hart gestellt. Sicher nicht das, was sich Manuel Devot vorgestellt hatte.
    „Naja“, er schluckte, „wenn du wieder mit uns redest, dann ist es für uns leichter …“
    „Was? Mich wieder von einem Arzt zum nächsten zu schicken? Ich werde keinen Arzt mehr besuchen. Ich bin nicht krank, und ich bin auch nicht verrückt.“
    Der Mann schluckte abermals, bemerkte, wie seine Frau sich von hinten an ihn heranschlich.
    „Aber wir wollten dir damit doch nur helfen“, versuchte sie es mit dünner Stimme.
    „Keiner hat mir geholfen“, kam es hart zurück, „als es notwendig war. Ich wollte und will euer Leben nicht. Ihr seid mir von einem Amt zugewiesen worden, wobei ich noch nicht mal gefragt worden bin, ob ich damit einverstanden wäre, sondern mir wurde befohlen, mich zu fügen. Und mir wurde das Wichtigste genommen, was ich gehabt

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