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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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und Bobby hat einen sehr vertrauten Umgang mit ihr. Sie ist freundlich, höflich, und schläft im Gästezimmer von Stefans Haus, da die Katastrophengang nichts Besseres zu tun hatte, als sie zu beleidigen, zu demütigen und abzuwerten. Mit ihrem Handycup wird es schwierig werden, dem entgegenzuwirken. Einen von der Truppe habe ich gestern in den Teich geworfen. Der mistet heute den Schafstall aus.“
    Kino musste lachen. Er war mit den Maßnahmen auf Six Soul durchaus vertraut.
    „Du hast das wirklich wieder durchgezogen? Ist er ein harter Brocken?“
    Kinsky verzog das Gesicht.
    „ Er ist eine sie und nichts, was ich nicht kleinkriege. Sie ist der harte Brocken,“ dabei deutete er auf Jasmin, die sich nun so weit im Griff hatte, dass sie den Rappwallach von der Anbindestange wegziehen konnte. Dabei fiel der rechte Zügel zu Boden. Tom trat mit seinem Huf darauf. Jasmin bemerkte es, bückte sich, hob den Huf auf und holte den Zügel hervor. Schwungvoll warf sie ihn wieder über den Hals des Pferdes.
    „Und jetzt willst du mir sagen, dass sie noch nie etwas mit Pferden zu tun gehabt hat?“ Kino sah Kinsky erwartungsvoll an. „Jedes andere Stadtkind hätte sich genau in dieser Sekunde nicht zu helfen gewusst. Sie hebt einfach so den Huf auf. Schau ihr zu, ihre Bewegungen, ihr Handling. Sie führt nicht zum ersten Mal ein Pferd am Zügel. Um genau zu sein, sie ist ziemlich vertraut mit der Materie. Ich dachte eigentlich, dass sie keine Ahnung von Pferden hat.“
    Kinsky zog die Stirn in Falten und kratzte sich am Kopf.
    „Das dachte ich eigentlich auch. Jedenfalls hat sie gesagt, nicht reiten zu können.“
    „Nun“, Kino klopfte Kinsky auf die Schulter, „dann hat sie dich angelogen. Ich sage dir, dass es da mal ein Pferd in ihrem Leben gegeben hat. Was immer passiert ist, es ist der Grund dafür, dass sie nicht in den Sattel steigen will. Ich bin neugierig, ob sie resigniert, oder ob sie gewinnt.“
    Kinsky sah seinen jungen Freund selbstsicher grinsend an.
    „Sie wird keine acht Stunden zu Fuß durchstehen. Irgendwann steigt sie in den Sattel.“
    Kino ersparte sich das, ´ Bist du dir sicher` , denn irgendwas sagte ihm, dass es heute noch eine Überraschung geben würde. Aber vielleicht irrte er sich ja auch. Verstohlen beobachtete er Jasmin noch eine ganze Weile, wie sie Tom hinter sich herführte, der ihr wie ein kleiner Dackel folgte. Zuerst hatte sie totunglücklich ausgesehen, jetzt war ihr Gesicht verbissen. Sein Vater hatte ihm von ihr erzählt. Während der gesamten Fahrt von Vancouver zur Six Soul Ranch hatte sie keine Silbe gesprochen, kaum geschlafen und auch sonst nur aus dem Fenster gestarrt. Hin und wieder hatte sie der Musik aus dem Autoradio bewusst zugehört. Sein Vater hatte ihm auch von ihrem Gesicht erzählt, den Verletzungen, denen diese Narben vorausgegangen sein mussten, weswegen er sich fest vorgenommen hatte, ihr in die Augen zu sehen und sich nicht durch ein gemachtes Äußeres ablenken zu lassen. Die Augen waren der Weg zum inneren Kern. Dabei erinnerte er sich an die Worte seines Großvaters. Willst du jemanden wirklich kennenlernen, dann sieh ihm in die Augen und warte, was sie dir sagen und geben. Ihre Augen gehörten zu einem Wesen, welches man gebrochen hatte. Gab es jemanden, der sie gebrochen hatte, oder war die Gesellschaft schuld daran? Beides? Ihr Händedruck war kraftlos und weich gewesen, und ihr Blick hatte ihm etwas Sanftes übermittelt. Doch dann hatte er diese Hilflosigkeit beobachtet, als sie sich dem Pferd gegenübergesehen, und er ihr die Zügel in die Hand gedrückt hatte. Er war wirklich davon ausgegangen, jemanden vor sich zu haben, der Pferde von Bildern her kannte. Jetzt lief Tom vertrauensvoll hinter ihr her. Tom mochte ein Dackel sein, aber hinter seinem rechten Ohr wohnte der Schalk. Sehr gerne ärgerte er die „Neuen“ damit, dass er einfach wie ein Bock stehenblieb, um sie dann frech zum nächsten Grasbüschel zu ziehen. Manchmal schnaubte er ihnen auch eindrucksvoll in den Rücken, wenn er hinter ihnen her spazierte, wodurch sich Pferdeunkundige veranlasst sahen, zur Seite zu springen. Über diese Aktionen lachte sich Tom dann kaputt. Pferde lachten nicht, konnten es gar nicht, aber man sah es Tom an, dass er es tat. Im Moment verhielt er sich völlig ruhig und sittsam. Eigentlich ungewöhnlich für ihn. Tom war ein ganz normales Ranchpferd, vielleicht manchmal eine Spur zu ruhig und teilnahmslos, was ihn bei den Kids zu einem beliebten Pferd

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