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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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machte, da er nie aus der Rolle fiel. Doch irgendwas war anders, als er so hinter dem Mädchen herging, irgendwas, und Kino konnte nicht sagen was.
    Stefan hatte es immerhin geschafft, ein weiteres Mädchen aufs Pferd zu setzen, die sich krampfhaft am Horn festhielt. Stefan war da guter Hoffnung. Während der nächsten acht Stunden würde sie schon loslassen. Die Kraft würde nie reichen. Kino bemerkte, wie Stefan auf Jasmin zuging. An seiner Körpersprache erriet er, dass er sie aufmunterte, auf Toms Rücken zu steigen, doch sie schüttelte nur zart den Kopf.
    Kinsky quittierte das mit einem Lachen.
    „Auch Patrick wird zu Fuß gehen“, meinte er grinsend. „Ich gebe ihm eine Stunde, allerhöchstens eineinhalb. Er ist ein PC-Junkie. Das Laufen ist er nicht gewohnt, hat heute schon im Wald schlappgemacht. Es wird sicher nicht lange dauern, bis Stefan sie alle im Sattel hat.“ Kinsky wirkte zuversichtlich. Bisher hatte es noch niemanden gegeben, der den gesamten Weg zu Fuß gegangen wäre.
    Kino nickte ihm zu.
    „Ich schaue heute Abend nochmal bei euch vorbei. Will wissen, wie sie sich gemacht hat“, wobei er auf Jasmin deutete. „Ich denke, sie ist zäh!“
    Nochmals warf er einen Blick auf das Mädchen und den schwarzen Tom. Sie war da und wirkte trotzdem abwesend. Vielleicht konnte er sie irgendwann zu einem Ausflug überreden, sofern es Kinsky erlaubte, und ihr die Wildnis zeigen. Möglicherweise war sie offen für die Kraft des Großen Geistes, jener Kraft, die alles zusammenhielt, die bestimmte, die leitete, die half und auch strafte. Die Kraft Great Spirits. Wenn er darum bat, hatte er eventuell die Chance, den Großen Geist zu überreden, seine schützende Hand über sie zu halten und ihre Seele zu heilen. Kino kämpfte direkt mit einem schlechten Gewissen, als er in den Pick Up stieg und sie allein ließ. Irgendwas sagte ihm, dass er sie nicht zurücklassen sollte, dass er sich um sie zu kümmern hatte. Normalerweise folgte Kino diesen inneren Eingebungen, doch er konnte schlechte gegen Kinsky vorgehen. Sie ging neben dem Pferd her, machte einen Schritt nach dem anderen … Verdammt, er musste unbedingt mit seinem Großvater sprechen, jetzt!
     
    Stefan stieg aufseufzend in den Sattel eines mächtigen, braunen Wallachs. Immerhin hatte er es geschafft, Markus, Edith und Christina zu überzeugen, sich aufs Pferd zu setzen. Patrick blieb standhaft. Pferde hätten keine „Return Taste“ und das allein machte sie für ihn unsympathisch. Er beschloss zu gehen. Er und Jasmin. Ha, der gute, alte schwarze Tom war kein Pferd, sondern die lebende Verkörperung einer Couch. Er kannte den Weg im Schlaf, wusste, was zu tun war und hätte selbst rohe Eier ans Ziel gebracht, trotz der klitzekleinen Dummheiten, die ihm gelegentlich einfielen. Aber Jasmin wollte von all den guten Seiten des Pferdes nichts wissen. Sie wirkte unnahbar und verbissen, weswegen Stefan akzeptierte, dass sie zu Fuß gehen wollte. Nein, er sah es ganz und gar nicht gern. Patrick, ja, dem schadete es nicht. Der sollte lernen, seine beiden Füße dafür zu verwenden, wozu er sie hatte, und gönnte ihm jetzt schon einen herzhaften Muskelkater. Aber Jasmin? Sie machte so einen zerstörbaren Eindruck, wirkte verloren, und gerade für sie wäre ein Freund in der Gestalt eines Pferdes gar nicht so schlecht. Aber derzeit weigerte sie sich mit aller Härte, irgendwas an sich heranzulassen. Na, der Tag war noch lang. Wenn sie taff war, schaffte sie vielleicht drei Stunden, aber dann war selbst sie fällig.
    Der Weg, der vor ihnen lag, war eigentlich mehr ein Trampelpfad. Es ging einmal etwas bergab, dann wieder bergauf. Der Boden war teilweise mit Nadeln bedeckt, dann wieder steinig oder mit Wurzeln durchzogen. Hin und wieder hatten die Pferde bergauf zu klettern. Laut Stefans Anweisung sollten sich dabei alle am Horn festhalten und in die Steigbügel stemmen. Er vertraute den Pferden blind. Sie kannten den Weg im Schlaf, würden Stefan sogar bis ans Ende der Welt folgen. Sie reagierten nicht auf hilflose Schreie, auf unbedachte Bewegungen, auf Füße, die nicht dort lagen, wo sie normalerweise hingehörten, und auch nicht auf die Klammergriffe an der Mähne, die sie zeitweise auszuhalten hatten. Die Tiere stapften sicher vor sich hin und orientierten sich nur an dem Führpferd. Christina schrie hin und wieder panisch auf, was Stefan bewusst überhörte. Zusammen mit ihrer neuen Freundin Judith hatten sie die Coolness neu erfunden. Definitiv war ihr

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