Whisper (German Edition)
Zügel fallen, strich Tom kurz über den Hals und verschwand mit einem Satz im Unterholz.
Es war eine innere Eingebung, die Stefan veranlasste, kurz nach hinten zu blicken und er sah Jasmin gerade noch in den Büschen verschwinden. Verdammt, hätte er sich nicht umgedreht, sie wäre einfach verschwunden, ohne dass er es bemerkt hätte.
„Jasmin“, rief er erschrocken aus. Schlagartig verschwand jede Art von Müdigkeit aus seinen Knochen. Hastig wandte er seinen Wallach um und galoppierte an der Gruppe vorbei, direkt zu Tom, der ihm mit leicht hängendem Kopf entgegenblickte. Von Jasmin keine Spur.
„Shit verdammter“, murmelte Stefan leise und wandte sich den Kids zu, während er vom Pferd sprang. „Steigt ab und bleibt bei euren Pferden“, ordnete er hektisch an. „Ich gehe sie suchen.“
Auch er ließ sein Pferd einfach stehen und war mit einem Satz in den Büschen verschwunden, in die er Jasmin hatte eintauchen sehen. Die Tiere begannen sofort nach Fressbarem zu suchen, zupften an kleinen Ästen und Blättern herum und naschten von den unteren Zweigen der Fichten. Ratlos rutschten die Jugendlichen aus den Sätteln und blickten ihrem Führer hinterher.
„Was ist denn jetzt los? Wieso ist sie abgehauen?“, fragte Edith vorsichtig, während sie unbeholfen versuchte, den Boden zu erreichen und bemerkte deswegen auch den bösen Blick Christinas nicht, der ihr entgegen flog.
„Ist doch egal“, herrschte diese ärgerlich. „Die hat doch sowieso ne Macke. Weiß Gott, was in der ihrem schrägen Gehirn vor sich geht.“
„Hätte Kinsky dich gehört, wärst du reif für den Teich!“, meldete sich Markus, doch Christina zuckte mit den Schultern.
„Der ist aber nicht da. Wer sollte mich also hören? Soll die Tussi doch vom nächsten Bären gefressen werden. Es dreht sich sowieso alles nur um sie. Wir schuften im Stall und sie steht in der Küche und schiebt eine ruhige Kugel. Das ganze gemachte Theater ist doch alles nur Show. Wir waren nur zu blöd, nicht auch mit solchem Psychokram anzufangen. Vermutlich wären wir dann auch ´etwas Besonderes`.“
Patrick kam mit seinem Pferd etwas näher.
„Glaubst du nicht, dass du ihr Unrecht tust. Du hast die Narben doch gesehen?“
Abermals zuckte Christina mit den Schultern.
„Na und. Es war auch niemand da, als es mir dreckig ging. Auf mir hat man auch immer nur rumgehackt. Hätte ich ein paar hässliche Narben im Gesicht, hätte man mir den Griff zu Flasche vermutlich verziehen.“
Patrick schwieg und bemerkte, dass sich auch die anderen zurückhielten. Vielleicht war Christinas Aussage doch nicht so verkehrt.
„Vielleicht sollten wir ihnen trotzdem nachgehen.“
Markus blickte angestrengt in den Wald, doch er war zu dicht, um auch nur irgendwas erkennen zu können.
„Ich werd´s versuchen“, erklärte er sicher. „Ohne Stefan finden wir hier nie wieder raus. Vielleicht braucht er unsere Hilfe.“
Er stand im Begriff, genau an derselben Stelle im Wald zu verschwinden, als plötzlich ein Vogel direkt vor seiner Nase vorbeiflog, vor ihm nach rechts abschwenkte, sich auf einen Ast setzte und die weiten, schwarzen Flügel von sich streckte. Der Vogel krächzte bedrohlich und wackelte mit den Schwingen, bevor er sie an den Körper legte, dafür mit dem Kopf und den darin befindlichen tiefschwarzen Knopfaugen eindringlich auf Markus niederblickte. Der Junge sah das Tier erschrocken an. Nicht nur, dass er das Gefühl hatte, die Federn des Tieres gespürt zu haben, er glaubte auch, von dem Vogel genau jetzt angestarrt zu werden. Vorsichtige Angst machte sich in ihm breit und ein gewisses Unbehagen erfüllte seinen Körper. Sollte er auf einen komischen schwarzen Vogel Rücksicht nehmen? Markus zögerte, verhielt und erschrak mächtig, als ein zweiter Vogel heranschwebte, und sich ebenfalls mit weit auseinandergehaltenen Schwingen auf einen Ast setzte. Als er versuchte, einen weiteren Schritt in den Wald hineinzutun, spreizten die Tiere weit ihre Flügel, flatterten heftig, wobei das dumpfe Krächzen schon mehr einem gefährlichen Pfauchen gleichkam. Der Junge zögerte wieder. Ein heißes, für ihn völlig unbekanntes Gefühl, breitete sich in seinem Inneren aus. Angst? Unsicher tat er einige Schritte nach hinten, während die Vögel ihre Flügel an den Körper holten. Während einer noch immer laut krächzte, schritt der andere auf dem Ast wie ein Soldat hin und her. Markus wich weiter zurück, spürte den Ast eines Busches hinter sich und glaubte sich
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