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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Milchflasche, die sie Jasmin überreichte.
    „Hier. Versuch ihm das zu geben.“
    Jasmin schnappte sich das Kitz wieder, kitzelte über seine Lippen, und als es gierig das Maul öffnete, schob sie ihm schnell die Schnuller hinein. Zuerst spuckte das Kitz ein wenig herum, doch dann erkannte es die Nahrung in der Flasche. Gierig saugte es, wobei sich ein sonniges Lächeln in Jasmins Gesicht wiederspiegelte.
    „Willst du reinkommen, wenn du hier fertig bist?“, fragte Susanna leise, doch Jasmin schüttelte entschieden den Kopf und die Frau versuchte, sie nicht weiter zu überreden. „Okay“, meinte sie leise, „dann werde ich dir etwas zu essen rausbringen.“
    Abermals verließ sie den Stall und lief ihrem Mann direkt in die Arme.
    „Ist sie da drinnen“, wollte er wissen und Susanna nickte.
    „Und dort solltest du sie auch lassen. Ich werde ihr etwas zu essen bringen. Das Mädchen sieht müde und erschlagen aus.“
    Kinsky schloss leise die Stalltür und begleitete seine Frau zum Haupthaus.
    „Ich habe Stefan gefragt, aber sie ist wirklich den ganzen Weg gelaufen. Kino hatte irgendwie recht.“
    Susanna sah ihn fragend an.
    „Bei was hatte Kino recht?“
    Kinsky verzog sein Gesicht.
    „Ich habe heute Morgen kurz mit ihm gesprochen. Jasmin wirkte sehr verzweifelt, als Kino ihr die Zügel Toms in die Hand drückte, und trotzdem zeigte sie sich nicht ungeübt im Umgang mit Pferden. Er hat angedeutet, dass sie vielleicht resignieren aber auch gewinnen könnte. Ich war skeptisch, aber er hat an diese Möglichkeit gedacht. Ich hätte nie geglaubt, dass sie den gesamten Weg zu Fuß gehen würde, Kino schon.“
    Susanna gab ihrem Mann einen gehauchten Kuss auf die Wange.
    „Dann weißt du jetzt, dass es immer ein erstes Mal geben kann. Und wie ist sie an das Kitz gekommen?“
    Kinsky zuckte mit den Schultern.
    „Stefan sagt, sie ist auf einmal in den Wald abgehauen. Und als er sie gesucht hat, fand er sie neben den Wapitis.“
    „Also stimmt es doch!“
    Kinsky sah seine Frau an.
    „Was stimmt?“
    Susanna sah in forschend an.
    „Die Katze, Bobby, jetzt das Kitz. Es gibt doch etwas Besonderes an ihr! Erklär mir doch bitte, warum jetzt, um diese Jahreszeit, ein Kitz geboren wird, wo der Winter naht. Eigentlich musst gerade du das wissen. Vielleicht solltest du Jaro öfter zuhören, denn hier tut sich etwas, was eindeutig nicht mehr unter den Paragraphen ´normal` fällt. Ein Gespräch mit dem ´Großen Geist`, Jonathan? Ich war nicht dabei, aber Kino scheint in weit kürzerer Zeit mehr bemerkt zu haben, als du. Nimm es an. Jasmin ist etwas Besonderes!“ Susanna zog nur kurz die Stirn kraus, warf ihrem Mann einen vielsagenden Blick zu, bevor sie die Treppen zur Veranda hochsprang und im Inneren des Hauses verschwand.
    Etwas Besonderes! Natürlich war das Mädchen etwas Besonderes. Jasmin war in sich eine Besonderheit, weil sie eben besonders anders war, mehr auch nicht. Aber seine Einstellung begann bereits mehr und mehr zu bröckeln. Vermutlich bedurfte es nur noch eines Quäntchens, um diese ganz einstürzen zu lassen.
     

4
     
    S usanna brachte Jasmin, ihr, so wie sie es nannte, einzigartiges, köstliches und unvergleichliches Hirschgulasch in den Stall und stellte eine ganze Flasche Cola neben sie. Das Kitz hatte sich zwischen ihre Beine gelegt und war eingeschlafen. Auch Jasmin standen die Anstrengungen des Tages ins Gesicht geschrieben. Die Frau verzichtete darauf, sie überreden zu wollen auf ihr Zimmer zu gehen. Sie spürte, dass sie das Kitz nicht allein lassen wollte, und gab diesem Gefühl nach. Im Stall war es nicht allzu kalt. Irgendwann würde sie aus eigenem Antrieb hineingehen und bis dahin konnte man öfter nach ihr sehen.
    Auch die anderen Kids hielten sich nicht mehr lange auf den Beinen. Selbst Judith, die den gesamten Tag unter Janinas Aufsicht den Schafstall gesäubert hatte, war müde. Man konnte Christina und sie noch eine Weile auf der Veranda beobachten, doch schon bald suchten auch diese beiden jungen Damen den Weg unter ihre Decken. Zurück blieb der große, schwarze, wollige Hund, der still und schweigsam den Mond beobachtete, wie er sich langsam am Horizont erhob und eine klare Nacht versprach.
    Es war schon spät, als Kinsky den Stall betrat, Jasmin hochhob und in ihr Zimmer trug. Als er ihr die Schuhe auszog, erschrak er von dem getrockneten Blut, das sich in ihren Socken verteilt, und die Schuhinnenseiten verschmiert hatte. Laut Stefans Aussage hatte sich Jasmin mit keiner

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