Whisper (German Edition)
etwas von dem Zwischenfall mit und Jasmin musste ihn einfach vergessen.
Als es dann daran ging, die Pferde von der Koppel zu holen, waren selbst die Mädchen etwas motivierter. Stefan hatte sich drei Pferde gleichzeitig geschnappt und band sie der Reihe nach an den Anbindebalken vor dem Stall. Er wartete, bis alle ihre zugewiesenen Pferde hatten und nicht weiter wussten. Jasmin stand bewusst etwas weiter abseits. Obwohl es ihr widerstrebte, andere die Arbeit für sich tun zu lassen, hatte sie sich geweigert, auch nur in Toms Nähe zu gehen. Kino hatte nicht lange diskutiert, sondern den Rappen für sie geholt. Ihm war klar, dass es kein einfaches Stück Arbeit werden würde, Jasmin dazu zu bewegen, sich mit dem Tier zu befassen. Und er ahnte, dass Whisper daran schuld war. Whisper musste ein Pferd gewesen sein, und zwar eines, welches ihr sehr viel bedeutet hatte.
„Also Cowboys und Cowgirls. Ihr hattet eure Pferde bereits acht Stunden unterm Hintern und wisst, wie sie sich bewegen, wie ein Westernsattel aussieht und was Zügel sind. Pferde fressen vorne, äpfeln hinten und schlagen unten. Oben sitzt man. Wir haben auf unserer Ranch nur Pferde der Rasse American Quarterhorse. Sie gelten als zuverlässig, ruhig, sind kompakt und ausdauernd. Heute werdet ihr die Pferde selbst satteln und zäumen, und wir werden uns in den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp versuchen. Bis zum Ende der drei Wochen solltet ihr in der Lage sein, eure Pferde in jeder Gangart zu reiten, sie überall hinzulenken und vielleicht ein wenig am Rind zu arbeiten. Vielleicht kann ein oder anderer sogar ein bisschen mit dem Lasso umgehen. Pferde sind Lebewesen. Wir behandeln sie mit Respekt, denn es liegt nicht in deren Natur, uns zu tragen. Sie tun es, weil wir es ihnen beigebracht haben. Wer einem Pferd unabsichtlich wehtut oder es unfair behandelt, sollte auch in der Lage sein, sich bei dem Pferd zu entschuldigen …“
Ein Prusten drang an sein Ohr. Er sah gerade noch, wie Judith den Kopf schüttelte.
„Hast du ein Problem damit, Judith?“
Das Mädchen sah erschrocken auf, konnte sich aber das Kichern nicht ganz verkneifen, da auch Christina belustigt lachte.
„Nein, ganz und gar nicht“, kam es zu ihm herüber, „ich hoffe nur, der Gaul kann sich auch bei mir entschuldigen, wenn er mir etwas tut.“ Das Kichern klang fast schon gemein.
„Der Kopf eines Pferdes ist zwar größer als deiner, Judith“, konterte Stefan gelassen, „nur mehr Hohlraum werden wir wohl in deinem finden.“
Das Mädchen stockte, während sich nun die Jungs abwandten und in sich hinein grunzten.
„Was“, kam es von Stefan, „stimmt’s etwa nicht?“
Er konnte den Blick fühlen, den Judith ihm zusandte. Wäre es ihr möglich gewesen, ihn mit ihrem Blick zu töten, wäre Stefan auf der Stelle umgefallen.
Stefan erklärte noch einiges und bat dann seine Schüler die Sättel zu holen. Jasmin wusste, dass es kein gutes Bild machen würde, sich selbst auszugrenzen, weswegen sie sich zaghaft der Gruppe anschloss. Sie hatte schon hunderte Male ein Pferd gesattelt. Erklärungen darüber brauchte sie nicht. Aber das wusste keiner und sie hütete sich, es jemandem mitzuteilen.
In der Sattelkammer waren es einmal mehr Judith und Jasmin, die aufeinandertrafen. Jasmin bemerkte es noch nicht mal wirklich, bis zu dem Moment, als ihr Judith: „He, Jasmin, hier“, zurief und ihr, noch bevor sie reagieren konnten, den schweren Westernsattel mit Schwung entgegenwarf. Reflexartig griff Jasmin zu, hatte aber weder die Kraft noch die Schnelligkeit den Sattel richtig aufzufangen. Polternd knallte das Ding zu Boden. Jasmin trat einen Schritt zur Seite, wandte sich etwas ab und hielt sich vornübergebeugt den Arm mit schmerzverzerrtem Gesicht. Der Sattel hatte wirklich gut getroffen und sie hatte auch noch zugegriffen. Verdammt …
„Als Krüppel sollte man vielleicht einen Esel reiten.“
Jasmin sah auf und ihr Blick traf jenen Christinas, die hinzugekommen war. Ihr Lächeln war böse und gemein, das Glitzern in ihren Augen gehässig.
„Hört endlich auf sie zu pisaken“, fuhr Markus dazwischen, der dabei war, seinen Sattel hinauszutragen. „Das ist ja schon widerlich, was ihr beide aufführt.“
„Geht dich das was an?“, biss Christina zurück.
„Ja, tut es“, gab Markus zurück. „Hier draußen sollten wir uns vertragen, und wenn es deine Busenfreundin nicht gegeben hätte, dann wäre Jasmin heute nicht im Wald verschwunden.“
„Selber
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