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Whisper

Whisper

Titel: Whisper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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war noch etwas. Etwas war noch anders im Garten, Noa konnte zunächst nicht erkennen, was, aber dann sah sie es. Der Komposthaufen. Er war zugeschüttet. Frische Erde lag über dem eingemauerten Beet und die von Kat ausgegrabene, alte Erde war verschwunden. Einen Augenblick lang stand Noa sprachlos davor. Eine Ahnung stieg in ihr auf, eine furchtbare Ahnung, aber sie unterdrückte sie und folgte David nach oben ins Wohnzimmer.
    »Wir haben es«, flüsterte Noa, die Finger auf dem Glas. »Wir haben dein Juwel gefunden und wir haben es gelesen. Aber warum hat Gustaf es bei uns auf dem Boden gesucht, wenn es schon in seinem Haus war? Hast du …«
    »Noa, das ist jetzt nicht das Wichtigste!«, unterbrach sie David hastig. »Du hast die Schritte vor meinem Zimmer gehört, wenn Gustaf rauskriegt, dass wir das Buch haben, kann es uns an den Kragen gehen. Es geht darum, ob er es war. Sag es uns, Eliza. Sag es uns! War es Gustaf, der, den du Dumbo nennst? Roberts Bruder? Hat Dumbo dich umgebracht?«
    Es blieb still, unendlich lange blieb es still, bis sich das Glas in Bewegung setzte.
    Und dann verkehrte Eliza Davids Frage in eine Antwort.
    ES WAR DUMB
    David sprang auf. »Okay. Das reicht. Lass uns zu Robert gehen.«
    Mittlerweile war es tiefe Nacht, aber in der Mühle brannte noch Licht, und als David und Noa klopften, öffnete der Maler sofort. Er sah aus, als hätte er nicht geschlafen.
    »Kat hat mich angerufen«, sagte er. »Heute Mittag, nachdem ihr entlassen wart. Ich war schon bei ihr. Mein Gott. Mein Gott, ihr hattet solches Glück. Wie geht es euch? Seid ihr okay?«
    Statt eine Antwort zu geben, zog Noa das Juwel hinter ihrem Rücken hervor und hielt es dem Maler hin. Sein Gesicht wurde bleich.
    »Wo habt ihr das her?«
    »Lies es einfach«, sagte David.
    Während Robert las, saßen Noa und David am Tisch. Dort standen noch Essensreste, Oliven, Käse, frisches Brot, getrocknete Tomaten und Feldsalat, daneben eine fast leere Flasche Rotwein.
    Noa hatte von Gustafs Suppe kaum etwas herunterbekommen und beim Anblick des Essens knurrte ihr der Magen, aber sie konnte nichts essen, jeder Bissen wäre ihr im Hals stecken geblieben.
    David schien es nicht anders zu gehen. Er rauchte eine Zigarette nach der anderen, sah aus dem Fenster, zum Wald hin, wo der Nebel immer dichter, die Luft immer schwerer wurde, aber Noa hielt den Blick auf Robert geheftet. Sein Gesicht war starr, ohne jeglichen Ausdruck und das einzige Geräusch im Raum war das Umblättern der Seiten.
    Das Telefon klingelte, mehrere Male, bis der Anrufbeantworter ansprang, und dann wurde jedes Mal aufgelegt.
    Als Robert das Buch zuklappte, hob er den Kopf und starrte ins Leere. Da war noch immer keine Regung in seinem Gesicht. Wie betäubt sah er aus.
    Er hat es nicht gewusst, dachte Noa. Er hat mit Eliza geschlafen, aber er hat nicht gewusst, dass sein Bruder dabei zusah. »Das Mädchen«, sagte David plötzlich scharf. »Das Mädchen, mit dem etwas war, wie Eliza es in ihrem Buch geschrieben hat. Mit dem du etwas hattest, wie sie im Dorf sagten. War es meine Mutter?«
    Robert schüttelte den Kopf. »Nein. Es war eine andere. Sie war schwanger, von mir, und ihre Eltern sind mit ihr weggezogen, in ein anderes Dorf. Ich weiß nicht, ob sie das Kind bekommen hat, ich habe nie wieder etwas von ihr gehört. Deine Mutter und ich, wir … wir waren Freunde. Ich wusste nicht mal, dass sie mich geliebt hat. Eliza hat ihr Geheimnis gut gehütet.«
    »Und das mit der Körperverletzung?«
    Robert lachte bitter. »Das war Thomas Kord. Er hat Gustaf im Wald an einen Baum gefesselt. Die halbe Nacht habe ich nach ihm gesucht. Als ich ihn fand, bin ich ausgeflippt. Aber ich denke mal, es gibt jetzt wichtigere Dinge, als meine Vergangenheit zu klären. Was wisst ihr sonst noch? Was weiß mein Bruder? Was weiß Marie? Und woher habt ihr das verdammte Buch?«
    »Aus meiner Mutter und Gustaf haben wir nichts rausbekommen«, sagte David und ließ damit die Frage nach Elizas Juwel unbeantwortet. »Aber wir wissen, dass Gustaf nach dem Tagebuch gesucht hat. Wir haben seine Schritte gehört, nachts auf dem Dachboden von Noas Haus. Und wir wissen, dass jemand versucht hat Marie zu erpressen.«
    »Thomas Kord«, fügte Noa hinzu. »Wir glauben, dass er Marie erpressen wollte.«
    Robert nickte. »Ja, der Mistkerl hat Marie in dieser verfluchten Nacht gesehen, auf dem Fahrrad mit Eliza. Es war ein furchtbarer Sturm, es war nebelig, kein Mensch war auf der Straße, aber ausgerechnet Kord

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