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White Horse

White Horse

Titel: White Horse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Adams
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muss mir Sicherheit verschaffen.«
    Und was wird aus mir? Was wird aus uns? Ich verbanne die Worte in mein Innerstes, spreche sie nicht aus, weil sie vor
Selbstsucht triefen.
    Â»Kann ich dich nicht begleiten?« Sag, dass ich
mitkommen soll! Bitte!
    Seine Finger zeichnen die Kurve meiner Hüfte nach.
    Â»Du bist hier sicherer. Zumindest werde ich wissen, wo ich dich
finden kann.«
    Â»Keiner von uns ist irgendwo sicher.«
    Â»Ich denke nicht daran, dein Leben aufs Spiel zu setzen.«
    Â»Sei nicht naiv, Nick! Wir setzen hier täglich unser Leben aufs
Spiel.«
    Er umklammert meine Arme, bis sein Griff schmerzt. »Kämpfe mit allen
Mitteln um dein Überleben, Zoe. Du bist der große Lichtblick in meiner Welt.
Vermassel es nicht, indem du stirbst!«
    Â»Das werde ich nicht.«
    Â»Versprochen?«
    Â»Versprochen.«
    Er lockert seinen Griff. Vergräbt eine Hand in meinen Haaren.
Umfasst mit der anderen mein Kinn. Und als er diesmal in mich eindringt, spüre
ich seine Leidenschaft, bis er völlig leer und erschöpft ist.
    In der Stille danach schmiege ich mich eng an ihn und stelle mir
vor, unsere Körper könnten verschmelzen und so für immer verbunden bleiben.
    Â»Gehe nicht dorthin, wo ich dir nicht folgen kann«, wispere ich.
»Bitte.«
    Ich will wach bleiben. Unbedingt. Aber der Schlaf überfällt mich und
schleppt mich weit fort von ihm. Als ich aufwache, liege ich in einem warmen
Bett mit einem eiskalten Fleck von Nicks Größe dicht neben mir. Der Frost
breitet sich aus, bis er mein Herz in seinen Kristallpanzer sperrt. Nick ist
endgültig fort. Ich spüre es genau.
    Ich kann ihn nicht dafür hassen. Wie könnte ich, wenn ich ihn mit
jeder Faser meines Seins liebe?

    Â»Was ist das?«
    Ich starre auf den Umschlag in der ausgestreckten Hand von Morris.
Sie schwenkt ihn hin und her, als sei es meine Aufgabe, etwas Vernünftiges
damit anzufangen.
    Â»Ein Brief.«
    Â»Eine Rechnung? Hoffentlich nicht. Die Strom- und Wasserversorgung
war in letzter Zeit alles andere als zuverlässig.«
    Sie schiebt mir das Kuvert zu. »Von deinem Herzallerliebsten.«
    Â»Nick?«
    Â»Hast du sonst noch einen?«
    Ich entreiße ihr den Umschlag und reibe ihn zwischen Daumen und
Zeigefinger. »Er ist weg.«
    Â»Warum bist du nicht bei ihm?«
    Â»Weil er das nicht wollte.«
    Als sie mich fragend ansieht, weihe ich sie in unser Bettgeflüster
ein. Sie hört zu und schüttelt dabei den Kopf immer heftiger, bis er sich
selbstständig zu machen droht.
    Â»Das ist eine schöne Scheiße, Mädchen. Du wirst ihm folgen,
stimmt’s?«
    Mit einer zornigen Handbewegung stopfe ich den Brief in die Tasche.
»Da kannst du lange warten. Schließlich hat er mich verlassen.«
    Â»Du wirst ihm folgen«, sagt sie.
    Â»Ach was. Soll er doch zum Teufel gehen.«
    Â»Im Moment bist du einfach nur sauer. Warte ab, bis du dich beruhigt
hast.«

    Ich bin auch noch sauer, als ich in mein Zimmer stürme und mich
einschließe, um dem Mitleid der anderen zu entgehen. In erster Linie bin ich
sauer auf Nick, weil er mich verlassen hat, weil er mich nicht mitkommen ließ,
weil er diese ganze Geschichte angezettelt hat. Schließlich ging der erste
Schritt von ihm aus. Er ist schuld, dass ich ihn liebe.
    Mein Gott, und wie ich ihn liebe!
    Es begann an dem Tag, als ich seine Praxis betrat, in Gedanken ganz
bei diesem verdammten Gefäß. Ein bitteres Lachen quält sich über meine Lippen,
denn mit dem Gefäß hat alles angefangen: der Untergang der Welt und meine Liebe
zu Nick.
    Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen und breche in Tränen aus.
    ZEIT: JETZT
    Delphi ist mehr als Ruinen und Relikte. Es gibt einen
Souvenirladen, dessen Postkarten längst im Wind verloren sind oder sich in
einen bunten Papierbrei aufgelöst haben, der irgendwann von einem Regenguss in
den Rinnstein gespült wurde. Der rostige Ständer wartet immer noch vor dem
Kiosk darauf, neu befüllt zu werden. Ein kräftiger Stoß würde ihn wohl in eine
quietschende Drehbewegung versetzen. Dürre Zweige und Laub wehen durch die
Gassen, vorbei an Geschäften, deren Namen mir nichts sagen. Durch eines der
Schaufenster erspähe ich einen langen Brotschieber, der an einer Wand lehnt. In
einem anderen Laden hängen Fleischhaken von der Decke, braun von getrocknetem
Blut.
    Esmeralda sucht sich ihr Futter selbst, und sie

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