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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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men Sie herein zu mir.«
    Er wandte sich nach rechts. Doch außer seinem Spiegelbild war dort niemand, zu dem er hätte gehen können.
    »Kommen Sie.«
    Er trat einen Schitt vor, tastete nach seinem Spiegelbild – und griff ins Leere. Der Spiegel war ein weiterer unsichtbarer Durchgang. Lief er hinein in das, was auch immer Ellen Wunderling verschlungen hatte? In eine Art superexklusive Vampirhöhle? Und wenn schon, ein paar von ihnen würde er auf jeden Fall mit in den Tod reißen. Er betrat das palastartigste Schlafzimmer, das er je gesehen hatte. Auf dem Bett saß Miriam. Sie spielte mit größter Virtuosität auf einer Flöte. Er starrte sie an, starrte auf das hohe Bett, auf dem sie saß, und auf die phänomenale Wandtapete dahinter.
    Es gab ein Fenster, hinter dem er grüne Felder und darauf arbei- tende Menschen sah, Menschen, die braune Tuniken und Stoffkappen trugen. Ein in ein prächtiges Gewand der fernen Vergangenheit gehüll- ter Reiter gallopierte über einen Pfad.
    Sie unterbrach ihr Flötenspiel für einen Augenblick und sagte: »Das ist ein Fernsehbildschirm.«
    Der Effekt war beeindruckend. Das Bild wirkte so klar, dass man tat- sächlich glaubte, aus dem Fenster zu schauen.
    Gegenüber vom Bett stand ein großer geschnitzter Holzstuhl, fast ein Thron. Er nahm darauf Platz. Er sah Miriam beim Spielen zu, lauschte der lieblichen Melodie. Diese junge Frau war eine hervorragende Musi-

kerin. Worum es im Veils ging, war grenzenloser Reichtum und die Macht menschlicher Genialität. Wenn man das Geld besaß, konnte man im Veils seine Seele neu erschaffen lassen.
    Oder wenn man ein geflohener Geheimagent mit einer Glückss- trähne war, so wie in deinem Fall , dachte Paul.
    Miriam trug ein weißes Nachthemd, das oberhalb ihres Busens von einem rosafarbenen Bändchen zusammengehalten wurde. Ich war noch nie mit einer so wundervollen Frau an einem so wundervollen Ort, dachte er, und ich glaube, dass ich in Kürze flachgelegt werde . Allmächtiger. Er musste sich gedanklich auf das Kommende vorbe- reiten. Wenn sie mit dieser lieblichen Melodie fertig war, würde sie den Blick heben und aus ihren engelhaften Augen zu ihm hinüberschauen. Sein Ständer war jetzt schon hammerhart. Die Frage war, wie er – falls es tatsächlich dazu kam – es anstellen sollte, nicht schon beim zwei- ten Stoß zu ejakulieren.
    Die Musik endete. Sie legte die Flöte beiseite.
    Als er leise applaudierte, lachte sie. »Ich habe nur herumgedudelt.« »Sie haben Galways Präludium zum Nachmittag eines Pfau besser gespielt, als ich es je gehört habe. Sogar besser als Galway selbst.« »Ich vergöttere James.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Wir haben zusammen musiziert.«
    »Ach so.«
    Stille trat ein. Er wusste nicht, was er als Nächstes tun oder sagen sollte. Er befand sich hier in einer völlig anderen Liga, so viel stand fest. Er schaute zur Decke hoch, an die ein sternenübersäter Nacht- himmel und ein leuchtender Vollmond gemalt war, in dem sich eher ein Schlangen- als ein Menschengesicht zu verbergen schien. Auch die Konstellationen der Sterne sahen seltsam verschoben aus.
    »Die Decke ist antik. Gefällt sie Ihnen?«
    »Ja, sie ist wunderschön. Wie alt ist sie?«
    Sie stieg vom Bett, kam herüber und setzte sich zu ihm auf die Arm- lehne. »Sie stammt aus Atlantis.«
    »Ach so«, sagte er erneut und kam sich sofort wie ein Vollidiot vor. War er ein Schlaganfall-Patient, oder was? Konnte er sich nichts Lusti- geres als Erwiderung auf ihren kleinen Scherz einfallen lassen? » Ach so was?«
    »Verzeihen Sie, ich –. Ich bin total überwältigt. Ihr Club – ich meine, es ist einfach unfassbar. Ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig

fehl am Platz fühle.«
    Sie beugte sich herunter und strich ihm durch die Seidenhose hin- durch über den Oberschenkel. Zu der Kleidergarnitur hatte kein Slip gehört, daher war die Wirkung ihrer Berührung deutlich zu erkennen. »Sie müssen sich ein wenig abkühlen«, sagte sie.
    »Ich muss mich ein wenig abkühlen«, wiederholte er.
    Sie erhob sich und ging zu einer dunklen, mit kunstvoll eingeschnitz- ten Schlangenleibern verzierten Holztruhe. Sie öffnete sie, und er sah mit Erstaunen, dass sie ein kleines Gestell mit zwei Opium-Pfeifen aus Elfenbein herausholte. So schöne Pfeifen hatte er noch nie gesehen. »Sie sagten, Sie würden gerne etwas rauchen. Ich denke, ich kann Ih- nen helfen.« Dann hielt sie jedoch inne und legte den Kopf schräg, als wäre ihr soeben ein völlig neuer Gedanke

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