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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Kopfschmuck ver- borgen. Hätte man Nefertiti die Krone abgenommen, hätte man gese- hen, dass Miriams Mutter denselben lang gezogenen Schädel besaß. Als Lamia war sie nur unter ihren Artgenossen und in der Mythologie bekannt gewesen. In den Nationen, in denen sie als Königin ge- herrscht hatte, hatte sie die verschiedensten Namen getragen. Miriams Augen wurden feucht. Die Kahlköpfigkeit war ihr unange- nehm, selbst vor Sarah, die jede Faser ihres Körpers kannte. »O meine Liebste! Meine Liebste, was ... was ...«
    »Sie haben versucht, mich zu verbrennen«, sagte Miriam.
    »Die anderen Hüter? O mein Gott!«
    Miriams Augen bohrten sich in Sarahs. In diesem Moment wirkte sie fremdartiger als je zuvor. Ihre Augen waren die einer Göttin ... oder die eines mörderischen Insekts. Glasig, grausam, gehetzt.
    Es brach Sarah das Herz. Miriams Mutter war bei lebendigem Leibe verbrannt worden, und Miriam hatte im Schlaf oft weinend den Kopf in Sarahs Schoß gelegt, während sie im Traum hilflos das Grauen jener

Augenblicke durchlebte.
    Sarah schlang die Arme um Miriam. »Miri«, flüsterte sie, »Miri, ich werde niemals zulassen, dass dir so etwas zustößt, niemals!« »Wir stecken in schrecklichen Schwierigkeiten, Kind.«
    »Ich weiß, bei Gott, ich weiß.«
    Miriam rutschte näher zu ihr heran und nahm ihre Hand. So blieben sie sitzen – beide schweigend, Sarah weinend – während Luis sie durch den dichten Verkehr nach Hause chauffierte.

12
    Der Saure-Gurken-Express
    Paul sah zu, wie Justin Turk mit seiner Pfeife herumhantierte. Im In- nern des Gebäudes zu rauchen war streng verboten. Langley war eine Nichtraucher-Einrichtung. Justin zündete die Pfeife an. »Du bist«, sagte er, »vom exklusiven Lufttransport mindestens zehn Beförderun- gen entfernt.«
    »Wovon, zum Teufel, sprichst du?«
    »Du hast dich unberechtigterweise mit dem für General Ham Ratling reservierten Falcon Jet von Bangkok nach Paris fliegen lassen. Wir ha- ben von der Luftwaffe eine Rechnung über achtundvierzigtausend Dol- lar erhalten, dazu einen Brief von Staatssekretär Leisenring. Einen ziemlich ungehaltenen Brief. Der General musste mit Frau und Kindern mit der Ersten Klasse der Thai Airways vorlieb nehmen, und auch da- für haben wir eine Rechnung bekommen.«
    »Verdammt nochmal, ich befand mich auf einer heißen Verfolgungs- jagd, Justin.«
    »Einer heißen Verfolgungsjagd.« Er zog einen gelben Berichtbogen aus der Schreibtischschublade. »Was genau soll ich schreiben? Sag's mir, Kumpel.«
    »Agenten haben einen weiblichen Vampir von Asien nach Europa verfolgt ...«
    Justin hob die Hand. »Etwas anderes bitte.«
    »Na schön, dann eben einen Terroristen.«
    »Für Vorfälle mit Terroristen brauche ich ein anderes Formular – mal sehen, hier – Candy!«
    Seine Assistentin Candy Terrell kam herein. »Ich brauche ein TKF«, herrschte er sie an.
    »Was zum Teufel ist ein TKF?«, fragte Paul.
    »Ein Terroristen-Kontakt-Formular. Jeder Feldoffizier, der glaubt, ei- nem bekannten oder unbekannten Terroristen begegnet zu sein, muss ein solches Formular ausfüllen und es uns binnen sechs Stunden zu- kommen lassen.«
    Candy ging aus dem Büro.
    »Über die Flugzeuggeschichte reden wir später. Ich dachte, du seist verletzt.«

»Ist verheilt.«
    »In zwei Tagen? Im Polizeibericht steht, du hättest in der linken Schulter eine Messerwunde gehabt, die mit achtzehn Stichen genäht werden musste. Warum trägst du keine Schlinge?«
    »Ich habe gutes Heilfleisch, war schon immer so.«
    Justin räusperte sich und suchte etwas in seinen Unterlagen. Paul war natürlich selbst erstaunt. Er war in Windeseile genesen – praktisch über Nacht. Eigentlich hätte er eine Schlinge tragen sollen, ach was, einen Gips hätten sie ihm anlegen sollen.
    Warum fragte Justin nicht weiter nach? Paul war jedenfalls noch im- mer völlig perplex wegen seiner schnellen Genesung.
    »Du lässt eine Leiche überführen. War sie mit dir in der Transportma- schine?«
    »Nein, die Franzosen haben sie von Villacoublay nach Ramstein ge- flogen. Sie sollte morgen in Santa Clara eintreffen. Sie wird direkt der Familie übergeben.«
    »Hast du den Leuten geschrieben?«
    Paul hatte ihnen nicht geschrieben. Er konnte so etwas nicht, und Justin wusste das ganz genau. »Die Benachrichtigung muss von hier kommen.« Familienangehörige wurden immer von der Zentrale infor- miert, wenn ein Agent bei einer Geheimoperation getötet oder schwer verletzt worden war.« »Du schreibst die

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