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Whitley Strieber

Whitley Strieber

Titel: Whitley Strieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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überwiegende Teil dieser Fragen mit ja beantwor- tet werden sollte, muss man davon ausgehen, dass sie Menschen oder menschenähnliche Geschöpfe sind und ihnen durch unsere Ge- setzgebung Schutz gewährt werden sollte.
    Wenn sie, überdies, als natürliche Bedingtheit tatsächlich Menschen aussaugen müssen, um zu überleben, kann man sie dennoch nicht au- tomatisch als Mörder oder Terroristen bezeichnen, genauso wenig wie Raubtiere als Mörder bezeichnet werden.
    Gleichzeitig spricht nichts dagegen, die Bürger unseres Landes vor ihnen zu warnen und beispielsweise Broschüren bereitzustellen, in de- nen erklärt wird, wie man einen Angriff einer PAB überleben kann. Das Recht der Beute, sich gegen den Räuber zu verteidigen, scheint ge- nauso fundamental wie das Recht des Räubers zu töten. Ihr Status als

bewusste Geschöpfe würde es jedoch verbieten, sie einfach zu ver- nichten, um der Bedrohung Herr zu werden.
    Hinzu kommt, dass sie aufgrund ihrer verhälnismäßig geringen Zahl zur gefährdeten Spezies erklärt und ihnen auf dieser Grundlage be- stimmte Schutzmaßnahmen zugestanden werden könnten.
    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Existenz dieser Ge- schöpfe publik gemacht werden sollte, gemeinsam mit Richtlinien, wie man mit dieser Gefahr umgehen kann. Ihr Leben sollte im Rahmen der Internationalen Menschenrechtskonvention und vermutlich auch im Rahmen der Artenschutzgesetze der verschiedenen Länder protektio- niert werden. Das Recht, zur Nahrungsbeschaffung zu töten, darf ih- nen nicht abgesprochen werden. Legitim wäre allein die Publikma- chung bestimmter Verhaltensregeln, die den Bürgern helfen, ihre ei- gene Unversehrtheit zu bewahren.
    Paul starrte auf das Dokument, nicht weil er noch las, sondern weil er vor Verblüffung buchstäblich gelähmt war. War ihm sein ganzes Blut in die Füße geflossen? Fühlte er sich deswegen so, als hätte er allen Kontakt mit der Realität verloren? Oder lag es an dem Wisch in seiner Hand?
    »Justin, würdest du mir bitte eine Frage beantworten? Weißt du zu- fällig, ob Franz Kafka noch lebt?«
    »Der ist tot. Was ist der Punkt?«
    »Oh, ich fragte mich bloß, ob er das geschrieben hat, als eine Art kafkaesken Witz.«
    »Paul, ich bin verpflichtet, dich darüber zu informieren, dass wegen deiner brutalen Vorgehensweise Ermittlungen eingeleitet worden sind. Da es gut möglich ist, dass Anklage gegen dich erhoben wird, lautet unsere offizielle Empfehlung an dich, dir einen Rechtsbeistand zu neh- men. Wenn du keinen Anwalt hast, könnte ich –«
    »Gutgütiger, ich habe keinen Anwalt!«
    »Dann kannst du dir von der Staatlichen Kommission für Bürger- rechte einen Rechtsbeistand nennen lassen, der sich mit Dingen die- ser Geheimhaltungsstufe befassen darf. Auf diese Weise bekommst du einen Anwalt, mit dem du offen reden kannst. Wenn du dir keinen leisten kannst, wird dir ein Pflichtverteidiger zugewiesen, der die ent- sprechenden Befugnisse hat.«
    Bleib ruhig sitzen, atme tief durch, werde nicht blass, laufe vor Wut nicht rot an, schlage ihn nicht und mach' nichts kaputt, dachte Paul.

»Paul?«
    »Moment. Ich versuche zu entscheiden, ob ich lachen oder weinen soll. Was meinst du? Weinen?«
    »Ich habe das nicht geschrieben, Paul.«
    »Verdammt, Justin, verstehst du nicht, was das ist?«
    »Es ist ein Versuch, einer fremdartigen Spezies Menschenrechte zu- zugestehen.«
    »Für die Vampire ist es eine Lizenz, Menschen jagen und töten zu dürfen. Allmächtiger, diese Viecher haben meinen Vater umgebracht! Ein kleiner Junge und seine Mutter warten und warten und warten, aber Dad kommt nicht wieder nach Hause. Jahrelang grübelt man: ‘Wurde er umgebracht, oder hat er uns verlassen?’ Diese Ungewiss- heit frisst deine Seele auf und macht dich hart, und irgendwann zer- reißt es dein Herz. In meinem Fall habe ich meinen Vater gefunden. Die meisten Leute erfahren nie, was ihren Angehörigen zugestoßen ist.«
    »Die Regierung hat entschieden, dass die PABs Teil der Natur sind.« »Justin, entschuldige bitte meine Blödheit, aber ist es nicht unsere Aufgabe, Menschen zu beschützen? Ich meine, ist das nicht das fun- damentale Versprechen unserer Regierung? Wenn die Rinder eines Viehzüchters von Coyoten getötet werden, was geschieht dann? Der Viehzüchter nimmt sein Gewehr und knallt die verdammten Coyoten ab oder stellt Fallen auf. Die Natur hat es so eingerichtet, dass Coyo- ten Rinder töten. Aber das heißt nicht, dass der Viehzüchter dies ta- tenlos

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