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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Wolff
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Der Unterhalt natürlich, deswegen rufst du doch an, oder? Ich habe unseren Anwalt schon eingeschaltet, der rechnet alles aus.“
    Daher wehte also der Wind! Halb erleichtert, halb enttäuscht ließ ich die Schultern hängen. Sollte Sascha tatsächlich recht haben und seine Eltern Stress machen wegen des Unterhaltes, den er als Schüler natürlich nicht zahlen konnte?
    „Den Anwalt hättest du dir sparen können“, klärte ich sie auf. „Svenja muss in den nächsten Tagen beim Jugendamt angeben, wer Kims Vater ist. Wenn Sascha die Vaterschaft anerkennt, ist alles in Ordnung und sie übernehmen den Unterhaltsvorschuss, solange er kein eigenes Geld verdient.“
    „Und wenn nicht?“
    Auf welchem Trip war die denn? „Wenn er die Vaterschaft abstreitet, machen sie einen Test.“ Wie gut, dass Mareike mein Gesicht nicht sehen konnte.
    Die schien gerade ihren letzten Rettungsanker verloren zu haben. „Bist du sicher mit dem Vorschuss? Uns geht es nämlich finanziell gerade nicht so gut, und ein paar Hundert Euro im Monat wären eine Katastrophe. Wo wir doch gerade alles in die Renovierung des Ladens gesteckt haben ...“
    Das Stimmungsbarometer kam langsam wieder in positive Bereiche, immerhin hatte ich ihr Vertrauen gewonnen. Als Mareike dann noch erfuhr, dass Sascha während der gesamten Lehrzeit vom Unterhalt befreit sein würde, war sie richtig erleichtert. Teil zwei meiner selbst erwählten Aufgabe kam mir weit schwerer vor. Wie sollte ich der frisch gebackenen Oma beibringen, dass ihr Sohn lieber zur Familie seiner Freundin gehören wollte als zur eigenen? Ich ließ Mareike plaudern und hakte an passender Stelle nach.
    „Apropos Schule: Was hältst du davon, Sascha den Unterhalt in Naturalien ableisten zu lassen, wenn er schon kein Geld beisteuern kann?“
    Mareike hörte nur ‚bezahlen‘ und ‚Geld‘ und wurde schon wieder wuschig.
    „Reg dich nicht auf, Mareike, ich meine kein Geld. Aber er könnte Svenja und mir zur Hand gehen, besonders was die Kleine angeht. Und da er ja sonst nicht viel tun kann als junger Vater ohne Geld ...“
    Touché!
    Danke Beelzebub! Wieso auf einmal so freundlich?
    Du machst dich!
    Mareike gefiel die Idee ebenfalls, sehr sogar. „Warum nicht? Soll er seinen Anteil an Verantwortung übernehmen, den Spaß hat er ja auch gehabt.“
    Wir vereinbarten eine Art Probezeit von zunächst zwei Wochen. Unter der Bedingung, dass Sascha auch wirklich eingespannt wurde und zur Schule ging, schließlich standen Prüfungen vor der Tür. Ich stimmte in allem zu, versprach, ein strenges Auge auf ihren Sprössling zu halten, grinste angesichts der trauten Dreisamkeit im Nebenzimmer und verabschiedete mich gähnend. Mareike verstand, flötete mir noch einen erstaunlich heiteren Gute-Nacht-Gruß ins Ohr und legte auf.
    Ich fiel mit einem tiefen Seufzer in die Kissen. Was für ein Tag! Ach, was heißt Tag, die ganze letzte Woche war als tropischer Wirbelsturm über uns hinweggefegt und löste sich nur schwer wieder auf. Und mir als Blitzoma fiel die undankbare Aufgabe zu, die Trümmer der zerstörten Träume und Hoffnungen aufzukehren und zu sehen, was sich Brauchbares daraus machen ließ. Was hätte ich in diesem Moment nicht alles gegeben für das sonst so verhasste Piepen meines Weckers und die Erkenntnis, dass alles nur ein Traum gewesen war. Ein  realistischer Traum, zugegeben, aber eben doch nur ein Traum. Wenn ich einfach aufwachen könnte und alles wäre wie immer.
    Würdest du wirklich alles ungeschehen machen, wenn du könntest?
    Natürlich, dann wäre alles leichter.
    Leichter vielleicht, aber auch besser? Und schöner?
    Wünschte ich mir das wirklich? Die süße kleine Kimmie, diesen entzückenden Schmusefleck, ins große Nichts zurückschicken, aus dem er gekommen war? Falks Zuwendung im Innern der Katastrophe, die sich so herrlich warm angefühlt hatte wie eine kuschelige Decke? Oder Robert, dessen bloße Anwesenheit mich zum Widerspruch reizte und in dessen Nähe ich mich so herrlich stark und lebendig fühlte? Und Andrea, der unweigerlich auch verschwinden würde, zusammen mit PEPITA und der vielleicht größten Chance meines Lebens? Kein Herzklopfen mehr, keine schwindelig machenden Blicke, keine aufregenden Tagträume, von den Nächten ganz zu schweigen ...
    In einem Anfall von Panik wickelte ich mir das Kissen um den Kopf. Nein, wenn ich ehrlich war, wollte ich gar nicht, dass sich all das in Luft auflöste. Es sollte nicht ungeschehen bleiben. Alles, was ich wollte, war ein

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