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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Wolff
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tatsächlich nur noch vier Wochen und drei Tage bis zu diesem leidigen Halbmarathon in Mülheim. Warum hatte mir das niemand gesagt? Und warum, verdammt noch mal, hatte ich Andrea nicht sofort abgesagt, als er damit anfing? So wie Thea das in meiner Lage gemacht hätte?
    Hätte ich nicht.
    Das war ja das Problem! Ich wollte sein wie sie, und nun? Hatte ich den Salat.
    Yvi kommt in den Kna-ast!
    Weiß ich selber.
    Du kannst alles, was du willst, Yvi, schließlich bist du eine Frau!
    Ich brauchte einen Plan! Wie ein wildgewordener Ping-Pong-Ball hüpfte der Satz in meinem Kopf. Ich verschob das Nachdenken auf den Nachmittag, an dem ich laut Plan etwas Zeit haben sollte.
    Aber wieder einmal kam alles anders als gedacht: Zunächst benötigte Svenja deutlich länger als geplant, um sich und Kimmie für den Trip nach Essen zu richten. Kaum waren die drei weg, maulte Marcel los: „Eure Filme kenn ich alle schon, Yvi. Hast du nicht was Neues?“
    „Vielleicht was ab zwölf?“, hoffte Pascal und bohrte hingebungsvoll in der Nase.
    „Ab zwölf? Erlaubt Anni das denn?“
    „Ach die …“ In seltener Eintracht winkten die Zwillinge ab. „Sie muss ja nicht alles wissen.“
    „Na gut. Mal sehen was ich hab.“
    „Aber nix mit Liebe!“, forderte Marcel. Ob der wirklich Annis Sohn war? Schließlich zogen die beiden glücklich mit Harry Potter und der Gefangene von Askaban ab.
    Ich setzte mich an den Küchentisch. Vier Wochen noch, ich war erledigt.
    Yvi kommt …
    Was hatten die im Mittelalter nochmal mit Betrügern gemacht? An Hals und Händen in einen Holzbalken geklemmt und durch die Stadt getrieben, Spott und Häme preisgegeben …
    Schandgeige.
    Wie bitte?
    Der Balken. Man nannte ihn Schandgeige.
    Ach ja, hatte ich ganz vergessen. Danke, Thea.
    In diese wenig erbaulichen Überlegungen platzte ein Anruf von Lotta: „Dein Möchtegern-Italiener hat sich gemeldet. Er drängelt wegen der Leserbriefe, du sollst dich mit den Antworten beeilen. Und gib ihm endlich deine eigene Nummer, sonst mach ich das.“
    „Warum auf einmal so aggro? Gestern noch hast du das für einen Riesenspaß gehalten!“
    „Ja, gestern. Aber heute konnte ich gerade noch verhindern, dass Robert dran geht. Er hätte Andrea sicher darauf hingewiesen, dass du noch andere Verpflichtungen hast als seine blöde Zeitung.“
    Oh je, Robert, den hatte ich erfolgreich verdrängt.
    „Wie lange soll der eigentlich noch bei dir wohnen?“
    „Bis er was Eigenes gefunden hat. Und da ich deine herzenstiefe Abneigung nicht teile …“
    „Du bist ja auch kein Mann und hast nichts zu befürchten.“
    „… sondern im Gegenteil seine Gegenwart äußerst inspirierend finde, ist es mir eigentlich egal. Sonst noch was?“
    „Nein danke. Falls Andrea wieder anruft, sag ihm doch, dass er …“
    „Ich werde ihm gar nichts sagen, Yvonne, sondern ihm deine Nummer geben und erklären, dass er dich in Zukunft da anrufen soll.“
    „Oh nein, das tust du nicht!“
    „Tu ich doch. Und nun hör auf zu toben und tu was Sinnvolles. Was macht zum Beispiel dein Lauftraining? Ich habe gerade in den Kalender gesehen und festgestellt …“
    Galgenhumor , riet Anni . Oder Notlüge. Und vergiss nicht, nach der Adresse in Australien zu fragen!
    Ich entschied mich für die Notlüge. „Oh, das läuft super, Ingo und ich laufen heute Abend die Halbmarathonstrecke. Zur Probe.“
    „Halbmarathon? Hier?“
    „Mülheim – Kettwig, immer an der Ruhr entlang. Ich freu mich schon, bin gespannt auf meine Zeit.“
    „Und in welchen Schuhen läufst du?“
    „In den neuen, die Ingo mir über das Internet besorgt hat. Sie sind heute Morgen angekommen und müssen noch eingelaufen werden, sonst kriege ich beim Rennen Blasen.“
     
    Wenig später, die Zwillinge lagen gespannt vor dem Fernseher, setzte ich mich wie geplant an den Schreibtisch und sah den Stapel mit Leserbriefen durch. Sollte ich die wirklich alle beantworten? Meine zwei Stunden würden nicht einmal reichen, das alles zu lesen, geschweige denn, mir eine gute Antwort einfallen zu lassen! Hier zum Beispiel schrieb eine Frau aus dem Schwarzwald:
     
Sehr geehrte Frau Dr. von Grünberg!
Ich danke Ihnen von Herzen für Ihren Leserbrief in der Februar-Ausgabe von PEPITA. Mit diesem Artikel haben Sie mir die Augen geöffnet und die Welt zurück gegeben. Wie lange sitze ich schon hier zwischen Hausaufgaben und einem ungeliebten Büro-Job und sehne mich nach der Chance, noch einmal etwas Ungewöhnliches zu erleben und meinem Leben

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