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Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Wickelblues & Wimperntusche (German Edition)

Titel: Wickelblues & Wimperntusche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Wolff
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wieder Farbe zu geben. Letzte Woche endlich kam diese Chance in Gestalt einer ehemaligen Schulkameradin, die mich zu einem Urlaub auf den Malediven einlud. Ihr wohlhabender Mann war kurzfristig verhindert und sie auf der Suche nach Gesellschaft.
Noch vor wenigen Wochen hätte ich so etwas nicht einmal in Gedanken erwogen, ist doch der Platz einer Mutter bei ihren Kindern. Dank Ihrer Radikalkur habe ich aber überlegt, wie sich diese Chance (und als solche betrachte ich das unerwartete Geschenk inzwischen) mit meinen vielen Verpflichtungen vereinbaren lässt, statt wie üblich zu erklären, warum es nicht geht. Nun wird meine Schwester sechs Tage lang das Regiment im Haus übernehmen, der Chef hat den ungeplanten Urlaub ohne mit der Wimper zu zucken genehmigt, und ich sitze demnächst in einem Vier-Sterne-Hotel mit runder Badewanne und lasse mich verwöhnen. Was für ein Traum! In tiefster Dankbarkeit – Ihre …
     
    Oder die hier:
     
„Kennen Sie das: Sie kommen nach einem langen, anstrengenden und erfolgreichen Arbeitstag nach Hause. Die Kinder fallen Ihnen um den Hals, einen Rest Zahnpasta noch im Gesicht. Begeistert berichten sie von guten Mathe-Noten, einem erfolgreichen Fußballspiel und einem neuen Fohlen auf dem Ponyhof. Ihr Gatte hält sich derweil dezent im Hintergrund, bis die Zwerge im Bett sind, dann entführt er Sie mit einem Glas kalten Champagner und einem aufregend langen Kuss in einen Abend, der keine Wünsche mehr offen lässt …
Kennen Sie nicht? Ich auch nicht, und ehrlich gesagt bin ich sogar froh darüber. Zwar träumte ich im Stillen von dieser Art Mann, aber inzwischen weiß ich es besser: Er würde wohl weder Zufriedenheit noch erotische Begeisterung wecken, sondern schlicht Langeweile. Im Ernst: Wie aufregend wäre das Leben mit einem Galan an der Seite, der sich tagaus, tagein um nichts weiter als Kinder, Küche und womöglich auch noch Kirche kümmert? Sie haben recht, Frau Dr. von Grünberg: Wir alle sind unseres eigenen Glückes Schmied. Auch wenn weder wir selbst noch unsere Lieben Bilderbuchfiguren sind, so haben wir doch eines gemeinsam: die Möglichkeit, das aus uns zu machen, was wir noch nicht sind. Vielen Dank dafür – und für den Mut, dieses Jahr nicht wie üblich auf den Campingplatz zu fahren, sondern endlich mal getrennten Urlaub zu machen: Die Kinder auf dem Ponyhof und mein Mann und ich in der Toskana! Neuzeitliche Grüße – Ihre …
     
    Das hatte mir gerade noch gefehlt! Wo um Himmels Willen sollten Frauen wie diese den Humor hernehmen, um meinen Griff in die Satire-Kiste zu belächeln?
    Du bist geliefert, Yvi!
    Weiß ich selbst.
    Mehr als das: Du bist to-ot!
    So konnte das nicht weiter gehen. Je mehr Lügen ich erfand, um die anderen glaubhaft zu machen, umso höher türmten sich die Wellen über mir auf. Irgendwann würde das Ganze mit einem lauten Knall zusammenstürzen und alles mit sich reißen, mich inbegriffen. Es gab nur eine Lösung, wenn ich nicht vor Angst sterben wollte: Ein Ende mit Schrecken statt einem Schrecken ohne Ende.
    Du hast also einen Plan?
    Nicht wirklich, eher so etwas wie eine Idee.
    Du meinst die Tickets nach Australien?
     
    „Wie war dein Training, Mama?“ Svenja strahlte mit dem frisch gebadeten Säugling um die Wette.
    Ich winkte ab und nestelte an meinen Schuhbändern. „Frag lieber nicht!“
    „So schlimm?“ Da ich nicht antwortete, verzog sie sich in die Küche. „Ich mach uns einen Tee.“
    Ich schälte meine geschundenen Füße aus den neuen Schuhen und zählte die Ausbeute: Drei … vier … ganze fünf Blasen hatte der Schwindel mir eingehandelt.
    „Sieht ja übel aus!“ bemerkte Svenja und stellte den Tee auf den Wohnzimmertisch. „Was hältst du von einem heißen Bad mit anschließendem Fernsehabend? Kimmie übernehme ich.“
    Dankbar nahm ich das Angebot an und ließ mich in den Fernsehsessel gleiten. „Wie war die Untersuchung? Hat er dich gut behandelt, dieser Doktor Pe… Pa…“
     „Dr. Marcel Pegris“, lachte Svenja. „Ja, der ist genauso nett wie im Krankenhaus.“ Sie verzog ihr Gesicht zu jenem Grinsen, das sie nur für megageheime Geheimnisse hatte. Die sie natürlich nie lange für sich behalten konnte: „Anni ist verknallt!“
    Ich bemühte mich um Desinteresse und humpelte ins Bad. „In wen?“
    „In Dr. Pegris natürlich.“
    „Den Franzosen?“
    „Nein, er ist Belgier, aber das ist ja auch egal. Auf alle Fälle hat sich deine Freundin Anni in meinen Frauenarzt verknallt, als er mich heute

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