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Wickelkontakt - Roman

Titel: Wickelkontakt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katri Dietz
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Leben und Ja zu einem Haufen Kinder. Aber ich möchte klarstellen, dass ich sehr an deiner Liebe zweifele, wenn du mir noch einmal eine so wichtige Sache verschweigst! Ich möchte, dass wir uns wirklich vertrauen, und auch wenn ich weiß, dass du damit Probleme hast, kann ich dich nur bitten: Tu es, wenn du mich liebst.«
    Ich erwiderte geknickt: » Ich dachte, du freust dich!«, und ließ nun meinen Tränen freien Lauf. Auch meinen Gefühlen, und allem, was sich monatelang in mir angestaut hatte. Schniefend erklärte ich ihm meine Beweggründe.
    » Ich wollte dir doch wirklich eine Freude machen! Schatz, du sagst so oft, dass du auch mal deine fünfzehn Minuten Ruhm ernten möchtest und dass du immer hinter den Kulissen arbeitest und dich niemand richtig sieht. Ich wollte, dass dich alle so sehen, wie ich dich sehe! Ich liebe dich so sehr und wollte es allen zeigen!« Kleinlaut schob ich noch ein » Ich hoffe, du verstehst mich…« hinterher.
    Jonas sah mich an, irgendwie zärtlich, fand ich. Ach ja, er war ja in mich verliebt. Warum auch immer.
    » Süße«, sagte er und schüttelte wieder den Kopf. » Ach meine süße Sophie.«
    Ich warf mich in seine Arme, schniefte noch einmal, er küsste meine Tränen weg und lächelte mich an. Alles war wieder gut. O je, das wäre wohl fast schiefgegangen.
    Ich holte tief Luft, in mir löste sich ein Felsbrocken, den ich seit der Planung der Reportage mit mir herumgetragen hatte. Ich hasste es doch, Geheimnisse vor ihm zu haben. Das würde mir jedenfalls nicht noch mal passieren! Auch wenn ich es gut gemeint hatte– aber gut gemeint ist das Gegenteil von gut, oder?
    Beim erleichterten Durchschnaufen hoffte ich, dass mein enges Kleid noch eine Weile der Belastung standhalten würde. Jonas drückte mich noch einmal fest an sich, und wir küssten uns lange, wieder versöhnt und bereit für eine lange, wundervolle und vor allem ehrliche Ehe.
    » Wären Sie dann bereit für die Eheschließung, oder sollen wir das Ganze absagen?«, ließ sich nun Herr Pitzek vernehmen, seinen Kopf durch die Flügeltür des großen Saales gestreckt. Wir konnten deutlich verstörtes Gemurmel aus dem Trauzimmer hören.
    Jonas und ich lösten uns verlegen voneinander, ich fühlte mich, als würde ich aus einem Traum erwachen und musste erst mal kurz ordnen, wo ich eigentlich war. Ach ja, die Hochzeit! Ich nahm Jonas an der Hand, sagte: » Na, dann lass uns doch jetzt mal heiraten gehen!« und konnte endlich wieder lächeln.
    Seite an Seite schritten wir wieder in den Saal; dort sahen alle drein, als ob wir die Hochzeit nun platzen ließen, aber wir lächelten den Gästen aufmunternd zu. Herr Pitzek bat uns an die Plätze, und ich weiß nicht genau, wie viele von Jonas’ Kolleginnen insgeheim enttäuscht waren, als der Standesbeamte seine Frage wiederholte und Jonas ihm strahlend und deutlich mit JA antwortete.
    Endlich waren wir vermählt, mussten nur noch unsere Trauungsurkunde unterschreiben, und dann waren wir entlassen. Ich fiel Jonas, meinem Mann, zitternd um den Hals, dabei riss mein Kleid unter dem rechten Arm ein, ich weinte und lachte gleichzeitig, freute mich riesig, küsste ihn, ignorierte die Kameras und die Gäste– und dann rebellierte mein Magen endgültig.

37

    Weihnachten wollen wir bei meinen Schwiegereltern verbringen. Majas erstes Weihnachtsfest, wie aufregend. Und unser erstes als Familie. Mir wird schon Wochen vorher ganz heimelig ums Herz. Als ich bei H&M auch noch eine kleine Weihnachtskombi für sie finde, in der sie aussieht wie eine Miniweihnachtsfrau, schießen mir schon an der Kasse wieder die Tränen in die Augen.
    Hört das denn nie auf, dieses Geheule? Was sind das bloß für dämliche Heul-Hormone, denen man nach einer Geburt ausgesetzt ist? Maja ist schon fast ein Jahr alt, und ich fange immer noch wegen jeder Kleinigkeit an zu flennen– bleibt das jetzt für immer so? Du lieber Gott, ich hoffe nicht. Heimlich, damit Maja mich nicht weinen sieht, wische ich mir die Tränchen weg. Warum habe ich sie nicht schon viel früher bekommen, wir hätten viel mehr Zeit miteinander verbringen können! Zu Weihnachten werde ich eh immer sentimental, aber so eine Tränenschleuder wie in der letzten Zeit bin ich noch nie gewesen.
    Heiligabend treffen wir pünktlich um fünfzehn Uhr in Pinneberg bei meinen Schwiegereltern ein. Mit denen habe ich wirklich Glück gehabt. Selbst wenn Jonas der komplette Idiot wäre– ich hätte ihn allein wegen seiner Eltern geheiratet.
    »

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