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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Anerkennung, oder?«
    »Auch dafür, daß Sie geholfen haben, Molasar freigelas sen zu haben, damit er über den Rest der Welt herfallen kann?« Glenns Stimme klang eisig.
    Cuza preßte wütend die Lippen zusammen. Was bildete sich der Fremde eigentlich ein? »Er ist bereits frei! Ich nutze seine Macht nur zu einem Zweck, der uns allen zum Vorteil gereicht. Ein solches Wesen hat uns eine Menge anzubieten – wir könnten viel von ihm lernen. Wer weiß, welche anderen ›unheilbaren‹ Krankheiten er zu heilen vermag? Wir stehen tief in seiner Schuld, wenn er das Nazigrauen von uns nimmt. Ich glaube, in moralischer Hinsicht sind wir dazu verpflichtet, uns irgendwie mit ihm zu einigen.«
    »Zu einigen?« wiederholte Glenn. »Zu welchen Zugeständnissen sind Sie bereit?«
    »Irgend etwas fällt uns bestimmt ein.«
    »Und was heißt das konkret?«
    »Nun, wir könnten ihm die Nazis anbieten, die den Krieg begonnen und die Konzentrationslager geschaffen haben. Das wäre ein guter Anfang.«
    »Und dann?« hakte Glenn nach. »Wer kommt an die Rei he, wenn es keine Nazis mehr gibt? Denken Sie daran: Molasar wird weiterhin töten. Er braucht immer neue Opfer. Wen wollen Sie ihm überlassen?«
    »Es gefällt mir nicht, von Ihnen verhört zu werden!« entfuhr es Cuza, als seine Geduld zur Neige ging. »Wir finden eine Möglichkeit, seine Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn eine ganze Nation fähig ist, jemanden wie Hitler zu akzeptieren, sollten wir in der Lage sein, mit Molasar zu leben.«
    »Sie wollen mit einem Untoten leben?« fragte Glenn. »Begreifen Sie denn nicht, wie absurd das ist? Entschuldigen Sie mich bitte.« Er schüttelte den Kopf und ging.
    Magda blieb reglos stehen und sah ihm nach. Cuza hingegen beobachtete seine Tochter. Zwar rührte sie sich nicht von der Stelle, aber in Gedanken folgte sie dem Fremden. Der Professor wußte, daß er sie verloren hatte.
    Eigentlich sollte diese Erkenntnis mit heftigem Seelenschmerz verbunden sein, aber er war nicht traurig, sondern zornig auf den Mann, der ihm die Tochter gestohlen hatte.
    Als Glenn verschwunden war, wandte sich Magda ihrem Vater zu, betrachtete sein zorniges Gesicht und versuchte, seinen inneren Aufruhr zu verstehen. Gleichzeitig bemühte sie sich, ihre Gedanken zu ordnen.
    Theodor Cuza war wieder gesund, und darüber freute sie sich. Aber welchen Preis erforderte seine Heilung? Er hatte sich verändert, nicht nur körperlich, sondern auch psychisch; er erschien ihr nun wie ein ganz anderer Mann. Sein Tonfall klang verblüffend arrogant, und die rechtfertigende Haltung gegenüber Molasar stand in krassem Gegensatz zu seinem bisherigen Verhalten.
    »Nun?« fragte er. »Willst du auch einfach weggehen?«
    Magda musterte ihn einige Sekunden lang, bevor sie Antwort gab. Er ist wie ein Fremder. »Natürlich nicht«, entgegnete sie und hoffte, daß ihm verborgen blieb, wie sehr sie sich danach sehnte, Glenn zu folgen. »Aber …«
    »Aber was?«
    »Ist dir wirklich klar, was es bedeutet, sich mit einem Geschöpf wie Molasar einzulassen?«
    Cuzas Gesicht wurde zu einer wutverzerrten Fratze.
    »Deinem Liebhaber ist es also gelungen, dich so zu beeinflussen, daß du dich gegen deinen eigenen Vater und dein Volk stellst, wie?« Die Stimme war schneidend, und die Worte wirkten wie Schläge. »Wie leicht du dich überzeugen läßt, Kind! Zwei blaue Augen, ein paar Muskeln – und schon bist du bereit, all die Menschen zu vergessen, die in den Konzentrationslagern ein schrecklicher Tod erwartet!«
    Magda schwankte wie in einem Sturm. Stammte dieser Vorwurf wirklich von ihrem Vater? Er war nie grausam gewesen, doch jetzt schien er sie verletzen zu wollen.
    »Ich habe nur an dich gedacht«, brachte sie mühsam hervor. »Du weißt nicht, ob du Molasar vertrauen kannst!«
    »Warum bist du so sicher, daß man ihm mit Argwohn begegnen sollte? Du hast weder mit ihm gesprochen noch das Glühen in den Augen gesehen, wenn er die deutschen Eindringlinge in seinem Heim erwähnte.«
    »Er hat mich berührt«, hielt ihm Magda entgegen und schauderte selbst im warmen Sonnenschein. »Zweimal. Die von ihm ausgehende Kälte, das Unheil, das Böse … Ihm liegt nichts an uns Juden. Die Lebenden sind ihm völlig gleichgültig. Er … er giert nur nach ihrem Blut.«
    »Er hat auch mich berührt«, sagte Cuza und ging um den Rollstuhl herum. »Sieh nur, welche Folgen das für mich hat te! Und was die Rettung unseres Volkes durch Molasar betrifft: Die Juden aus anderen Ländern kümmern ihn

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