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Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell

Titel: Widersacher-Zyklus 01 - Das Kastell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Erkenntnis widersprach Magdas Überzeugungen und all jenen philosophisch-religiösen Prinzipien, auf die sie sich stützte. Aber es lag ihr fern, die Schilderungen ihres Vaters zu bezweifeln. Er hatte Molasars Reaktionen beobachtet.
    Sie suchte nach tröstenden Worten, brachte jedoch nur hervor: »Vater …«
    Der alte Mann lächelte schief. »Sei unbesorgt. Ich habe nicht die Absicht, mich von all den Dingen abzuwenden, die mir bisher heilig waren. Aber es gibt trotzdem allen Grund, nachdenklich zu werden, nicht wahr? Molasars Existenz und sein Verhalten konfrontiert uns mit der Möglichkeit des Irrtums … Vielleicht haben wir uns sogar der Blasphemie schuldig gemacht, indem wir das Erscheinen des Gottessohnes geleugnet haben.«
    Magda ließ sich ins Gras sinken. Tausend Gedanken wirbelten durch ihren Kopf. Sie bemerkte eine Bewegung im offenen Fenster über ihr und sah rotes Haar. Das Fenster von Glenns Zimmer. In ihrem Innern verkrampfte sich etwas, als sie ahnte, daß der seltsame Mann alles gehört hatte.
    Während der nächsten Minuten hielt sie aufmerksam Ausschau und hoffte, Glenn beim Lauschen zu ertappen. Sie zuckte unwillkürlich zusammen, als seine Stimme hinter ihr erklang.
    »Guten Morgen!«
    Der Fremde kam um die südliche Ecke der Herberge und trug zwei Stühle.
    »Wer ist da?« fragte Cuza. Er konnte den Kopf nicht weit genug drehen, um den Mann zu sehen.
    »Jemand, den ich gestern getroffen habe. Er heißt Glenn und wohnt ebenfalls im Gasthaus.«
    Glenn nickte Magda fröhlich zu, als er an ihr vorbeiging und am Rollstuhl stehenblieb. Wie ein Hüne ragte er vor ihrem Vater auf. Er trug eine Wollhose, Stiefel und ein weites Hemd.
    »Auch Ihnen einen guten Morgen, mein Herr«, sagte er, stellte die beiden Stühle ab und streckte die Hand aus. »Ihre Tochter habe ich bereits kennengelernt.«
    »Theodor Cuza«, stellte sich der alte Mann zögernd vor und konnte seinen Argwohn nicht ganz verbergen. Die beiden so unterschiedlichen Männer schüttelten sich die Hände, und dann sah Glenn Magda an. Er deutete auf einen der Stühle.
    »Sie sollten darauf Platz nehmen. Der Boden ist noch immer zu kalt und zu feucht.«
    Magda erhob sich. »Ich stehe lieber, vielen Dank«, erwiderte sie betont hochmütig. Sie verübelte es dem Fremden, daß er am Fenster gelauscht hatte, und es gefiel ihr nicht, daß er ihnen nun seine Gesellschaft aufdrängte. »Mein Vater und ich wollten uns ohnehin gerade auf den Weg machen.«
    Magda trat hinter den Rollstuhl, doch Glenn berührte sie sanft am Arm.
    »Bitte gehen Sie noch nicht. Ich bin aufgewacht, als ich durch das offene Fenster meines Zimmers Stimmen hörte, die über das Kastell und einen Vampir diskutierten. Können wir das Gespräch nicht fortsetzen?« Er lächelte.
    Magda empfand die Worte des Fremden als eine Unverschämtheit, die ihr regelrecht die Sprache verschlug. Sie wollte Glenns Hand auf ihrem Arm beiseite stoßen, doch irgend etwas hinderte sie daran. Die Berührung war angenehm.
    Theodor Cuza maß den hochgewachsenen, muskulösen Mann mit einem durchdringenden Blick. »Sie dürfen nichts von dem verlauten lassen, was Sie eben gehört haben! Unser Leben könnte davon abhängen …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, erwiderte Glenn, und sein Lächeln verflüchtigte sich. »Ich mag die Deutschen ebensowenig wie Sie.« Er sah Magda an. »Wollen Sie nicht doch Platz nehmen? Ich habe den Stuhl extra für Sie mitgebracht.«
    Sie wandte sich an den Mann im Rollstuhl. »Vater?«
    Er überlegte kurz und nickte. »Ich schätze, uns bleibt wohl kaum etwas anderes übrig.«
    Magda setzte sich, und als Glenn die Hand zurückzog, fühlte sie plötzlich eine sonderbare Leere. Wortlos beobachtete sie, wie der Fremde den zweiten Stuhl herumdrehte und sich so darauf niederließ, daß er die Arme auf die Rückenlehne stützen konnte.
    »Ihre Tochter hat mir gestern abend von dem Vampir in der Feste erzählt«, sagte er. »Aber ich glaube, ich habe den Namen nicht richtig verstanden, den er Ihnen nannte.«
    »Molasar«, erwiderte der Professor.
    »Molasar«, wiederholte Glenn gedehnt und runzelte die Stirn. »Mo-la-sar.« Dann erhellte sich seine Miene, so als sei es ihm gerade gelungen, ein Rätsel zu lösen. »Ja, Molasar. Ein eigentümlicher Name, finden Sie nicht?«
    »Nun, er mag ungewöhnlich sein«, gestand Cuza ein.
    »Und das dort.« Glenn deutete auf das Kreuz, das der alte Mann noch immer umklammert hielt. »Molasar hat sich davor gefürchtet?«
    »Ja.«
    Magda fiel

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