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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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»ich bezweifle, dass jemand von uns wissen kann, wie Jeffy wirklich ist …«
    »Ich weiß es! Ich kann ihn dort fühlen, eingeschlossen. Er ist schon so lange eingesperrt, dass er nicht einmal weiß, dass er ein Gefangener ist. Aber er ist dort drin. Ich weiß es: Im letzten Sommer sah ich ihn, wie er einen Schmetterling aus einer Pfütze aufhob, seine Flügel mit seinem Hemd trocknete und ihn wegfliegen ließ. Er ist lieb, er ist sanft, er ist …«
    In Saras Augen lag Mitleid, während sie Sylvia schweigend ansah.
    Sylvia wusste, was die Psychologin dachte – dass sie Jeffys Zustand in einem romantisch verklärten Licht sah.
    »Keine neue Medikation?«, fragte sie.
    Sara schüttelte den Kopf. »Wir haben alles ausprobiert, und er scheint dagegen resistent. Wir könnten zwar einen weiteren Versuch unternehmen …«
    »Nein.« Sie seufzte, als die Niedergeschlagenheit sich wie ein Mantel um sie legte. »Sie machen ihn nur nervös oder schläfrig.«
    »Dann arbeiten Sie weiter mit ihm. Behalten Sie die verhaltenstherapeutischen Techniken bei. Vielleicht können Sie seine Degression verlangsamen. Vielleicht schlägt es wieder um. Wer weiß?«
    Ein paar Minuten später trat Sylvia wieder hinaus in das kristallklare Tageslicht. Die Sonne sollte nicht scheinen , dachte sie. Dunkelheit und Regen passten eher zu ihrer Stimmung.
     

8. Alan
     
    Es begann am späten Freitagmorgen.
    Der einzige bemerkenswerte Vorfall vorher war der Anruf von Fred Larkin.
    Connie stellte das Gespräch durch.
    »Dr. Larkin persönlich oder seine Sekretärin?«
    Alan wusste bereits die Antwort. Fred Larkin war der Star unter den Orthopäden am Ort, der ungefähr 750.000 Dollar im Jahr verdiente, drei Häuser und eine Luxusjacht besaß. Von seinem Haus zur Klinik fuhr er über Straßen mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 km/h in einem 90.000 Dollar teuren Maserati, der 300 km/h schaffte und ein Nummernschild mit den Buchstaben DR FRED hatte. Alan überwies niemals Patienten an ihn, aber eine Patientin von ihm war irgendwie im Januar unter Larkins Obhut gelandet. Er hatte diesen Anruf erwartet.
    »Seine Sekretärin natürlich.«
    »Natürlich.« Fred Larkin war nicht der Typ, der sich herabließ, selbst eine Telefonnummer zu wählen. »Legen Sie sie auf die Warteschleife und kommen Sie schnell für eine Sekunde her.«
    Als Connie in sein Büro hastete, drückte Alan den Knopf an seinem Telefon und sagte: »Hallo?« Als eine weibliche Stimme am anderen Ende sagte: »Bitte warten Sie eine Minute, Dr. Bulmer«, reichte Alan Connie den Hörer. Sie lächelte und hielt den Hörer ans Ohr. Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Bleiben Sie am Apparat, Dr. Larkin« und drückte ihn in die Warteschleife. Kichernd reichte sie Alan das Telefon und eilte aus dem Büro.
    Alan zählte langsam bis fünf und übernahm dann das Gespräch.
    »Fred! Wie geht es dir?«
    »Gut, Alan«, sagte er mit seiner aufdringlichen Stimme. »Pass mal auf, ich will deine Zeit nicht übermäßig in Anspruch nehmen, aber ich dachte, du solltest wissen, was eine deiner Patientinnen über dich sagt.«
    »Wirklich? Wer?« Alan wusste, wer, was und warum, entschied sich aber, sich dumm zu stellen.
    »Mrs Marshall.«
    »Elizabeth? Ich wusste gar nicht, dass sie sauer auf mich ist!«
    »Darüber weiß ich nichts. Aber wie du weißt, habe ich im Januar an ihrem rechten Knie eine Arthroskopie durchgeführt, und jetzt weigert sie sich, die letzten zwei Drittel ihrer Rechnung zu zahlen.«
    »Wahrscheinlich, weil sie das Geld nicht hat.«
    »Na ja, wie auch immer, sie sagt« – er gab ein gezwungenes Lachen von sich – »dass du ihr gesagt hast, sie solle nicht zahlen. Kannst du das glauben?«
    »Sicher. In gewissem Sinne stimmt das ja.«
    Am anderen Ende der Leitung war es lange still, dann: »Du gibst es zu?«
    »Mhmh«, sagte Alan und wartete auf die Explosion.
    »Du Hurensohn! Ich habe mir es fast gedacht, dass du sie darauf angesetzt hast. Wie kommst du verdammt noch mal dazu, einem meiner Patienten zu sagen, dass er meine Rechnungen nicht zahlen soll?« Er schrie in den Hörer hinein.
    »Zu sagen, dass du zu viel berechnest, wäre untertrieben, Fred. Du nimmst die Leute aus. Du hast dieser alten Dame niemals einen kleinen Hinweis gegeben, dass dei ne Gebühr für einen Blick in ihre Gelenke plus eine kleine Schnipselei an ihren Knorpeln zwei Riesen betragen würde. Du hast das in zwanzig Minuten in der chirurgischen Ambulanz gemacht – was bedeutet, dass deine Betriebskosten

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