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Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe

Titel: Widersacher-Zyklus 03 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Gabe
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gleich null waren, Fred –, und du hast ihr zweitausend Dollar berechnet! Dann – und das ist die absolute Höhe – dann musste sie zu mir kommen, damit ich ihr erkläre, was du da mit ihr gemacht hast. Du berechnest einen Stundenlohn von sechstausend Dollar, und ich muss die Erklärungen abgeben! Was ich nicht tun konnte, weil du dir wie gewöhnlich nicht die Mühe gemacht hast, mir eine Kopie der Unterlagen zu schicken.«
    »Ich habe ihr alles erklärt.«
    »Nicht so, dass sie es verstehen konnte, und wahrscheinlich hattest du noch weitere vier Eingriffe in der Warteschlange. Ein paar Fragen zu beantworten, hätte zu viel Zeit beansprucht. Und als sie in deinem Büro sagte, dass Medicare und ihre Zusatzversicherung nur sechshundert Dollar der Rechnung tragen würden, wurde sie informiert, dass das ihr Problem sei. Und weißt du, was sie mir gesagt hat?«
    Alan war nun an dem Punkt angelangt, der ihn am meisten aufregte. Er kochte vor Wut. Er versuchte sich zusammenzureißen, weil er wusste, dass er jeden Augenblick unflätig werden konnte.
    »Sie sagte: ›Ihr Ärzte!‹ Sie hat mich mit dir über einen Kamm geschoren! Und das macht mich fuchsteufelswild. Das anrüchige Verhalten von Ärzten wie dir, die die Leute nur abzocken, fällt auf mich zurück und das macht mich stocksauer.«
    »Erspar mir deine frommen Predigten, Bulmer. Du kannst doch nicht einfach meinen Patienten sagen, sie sollen ihre Rechnungen nicht bezahlen!«
    »So habe ich ihr das nicht gesagt.« Alans Geduld war bis zur Zerreißgrenze angespannt, aber er schaffte es, ruhig zu sprechen. »Ich habe ihr gesagt, sie solle dir die Rechnung in Form eines Zäpfchens zurückschicken. Weil du ein Arschloch bist, Fred.«
    Nach ein oder zwei Sekunden schockierten Schweigens sagte Larkin: »Ich kann dich jederzeit kaufen und verkaufen, Bulmer.«
    »Ein reiches Arschloch bleibt ein Arschloch.«
    »Das werde ich vor die Krankenhausverwaltung und die Ärztekammer bringen. Das wird ein Nachspiel haben.«
    »Das werden wir ja sehen«, sagte Alan und legte auf.
    Er ärgerte sich darüber, dass er ordinär geworden war, aber er konnte nicht leugnen, dass er es genossen hatte.
    Er sah auf seine Uhr. Schon halb zehn. Er hatte an diesem Morgen einiges aufzuholen.
     
    Alans Laune verbesserte sich sofort, als er Sonja Anderson im Untersuchungszimmer auf ihn warten sah. Er lächelte die hübsche kleine Zehnjährige an, die er seit drei Jahren kannte, und ging im Geiste ihre Krankengeschichte durch. Sonja war bis zu ihrem vierten Lebensjahr ein normales Kind gewesen, als sie sich bei ihrer älteren Schwester an Windpocken angesteckt hatte. Es war jedoch nicht der normale unkomplizierte Verlauf gewesen. Die Erkrankung entwickelte sich zu einer Hirnhautentzündung und sie behielt ein Anfallsleiden und völlige Taubheit auf dem rechten Ohr zurück. Sie war ein tapferes kleines Mädchen und hatte sich gut entwickelt. Seit einem Jahr hatte sie keine Anfälle mehr und das Dilantin, das sie zweimal am Tag schlucken musste, um die Anfalle zu unterdrücken, zeigte keine Nebenwirkungen.
    Sie hielt einen iPod mit superleichten Kopfhörern hoch.
    »Sehen Sie mal, was ich bekommen habe, Dr. Bulmer!« Sie strahlte, ihr Lächeln war echt. Sie schien sich aufrichtig zu freuen, ihn zu sehen.
    Alan war genauso erfreut, sie zu sehen. Seine kleinen Patienten waren ihm die liebsten. Die Beschäftigung mit einem Kind, egal ob krank oder gesund, verschaffte ihm irgendwie eine besondere Befriedigung. Vielleicht merkten das die Kinder und ihre Eltern und erklärte so den ungewöhnlich hohen Anteil an Kindern unter zwölf Jahren bei seinen Patienten, der bei fast vierzig Prozent lag.
    »Wer hat dir das geschenkt?«
    »Mein Onkel. Zum Geburtstag.«
    »Stimmt ja – du bist zehn geworden, oder? Welche Musik magst du denn?«
    »Laute!«
    Er beobachtete sie, wie sie die Kopfhörer aufsetzte und anfing, zu der Musik herumzuhüpfen. Er schob den linken Kopfhörer von ihrem Ohr weg und fragte:
    »Was läuft denn gerade?«
    »Der neue Song von Polio.«
    Er zwang sich zu einem Lächeln und war sich deutlich des Generationsunterschieds bewusst. Er kannte die Musik von Polio – eine dumpfe Mischung aus Punk und Heavy Metal. Dagegen hörte sich Eminem richtig gesittet an und das war auch der Grund, warum er den Stapel mit Oldie-CDs in seinem Auto hatte. »Was hältst du davon, das Gerät für einen Moment abzuschalten, damit ich dich untersuchen kann?«
    Er überprüfte Herz, Lungen, Blutdruck und ihr

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