Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
es war so verwirrend. Wurde sein Glaube auf die Probe gestellt? Schon wieder?
    Sein Glaube. Es war unbestreitbar, sein Glaube war in den letzten Jahren durch das, was er auf seinen Reisen gesehen und gelesen und erfahren hatte, aufs Äußerste auf die Probe gestellt worden. Es hatte zwar nie die Gefahr bestanden, dass er von seiner lebenslangen Hingabe an Gott abrücken könnte, aber irgendwie hatte er schon das Gefühl, sein Glaube sei während seiner Reisen befleckt worden. Er war immer wie eine makellose, lupenreine Flüssigkeit gewesen, die hermetisch von jeder Verunreinigung abgeschlossen gewesen war. Aber die Geheimnisse, die ihm in den dunkelsten, dem Wahnsinn verfallendsten Orten seiner Reisen zugeflüstert worden waren, und die er aus den finstersten Wahngebilden in den verbotenen Büchern entschlüsselt hatte, bei denen er sich gezwungen hatte, sie bis zu ihren ekelerregenden Schlussfolgerungen zu lesen, hatten irgendwie diese Flüssigkeit durchdrungen, und sie, wenn auch nur kurz, mit Zweifel getrübt. Aber er war standhaft geblieben, und hatte durch Fasten und durch das Gebet die Klarheit seines Glaubens wiederhergestellt. Aber der Zweifel war geblieben, ein träger Bodensatz. Und dieser Bodensatz war jetzt durch Mr Veilleur wieder aufgerührt worden.
    Wer war dieser Mann? Was wusste er? Die Dinge, die er gesagt hatte, die Dinge, die er angedeutet hatte, sie spiegelten das wieder, was die verborgenen Quellen auch gesagt hatten: Dass es keinen Gott gab, keine Erlösung, keine göttliche Vorhersehung; dass die Menschheit nur ein unbedeutender Spielball in dem endlosen Krieg zweier körperloser, unerreichbarer, unbegreiflicher Mächte war.
    Bruder Robert straffte die Schultern. Mr Veilleur hatte unrecht, genau wie die Fanatiker, die er in Afrika und im Orient getroffen hatte. Der Feind hier war der Teufel, und Gottvater, Sohn und der Heilige Geist schritten im Kampf gegen ihn voran. Aber auch bei einer Abtreibung? Das konnte er nicht akzeptieren.
    Die Türglocke schellte. Er blickte Martin fragend an: »Erwartest du noch jemanden?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. Er wirkte verstimmt.
    »Nein. Wahrscheinlich ist es dieser Nervtöter Veilleur. Ich sorge dafür, dass er verschwindet.«
    Er verließ das Zimmer, aber als er zurückkam, war er nicht allein. Zwei der Auserwählten waren bei ihm. Bruder Robert erkannte sie: Zwei besonders standhafte Gläubige – Charles Farmer und seine Schwester Louise.
    »Sie wollen zu Ihnen«, erklärte Martin mit einem verwirrten Gesichtsausdruck. »Sie sagen, Sie sollten hier sein.«
    »Wir folgen dem Ruf«, erklärte Charles.
    »Dem Ruf?«, fragte Bruder Robert. »Aber die nächste Andacht ist doch erst morgen Nachmittag.«
    Wieder klingelte es. Martin ging öffnen und kam diesmal mit Mary Sumner zurück.
    »Da bin ich«, sagte sie fröhlich.
    Bruder Robert wandte sich an Martin. »Hast du sie herbestellt?«
    Martin schüttelte den Kopf. »Nein, niemanden.«
    Bruder Robert war verblüfft. Was ging hier vor?
    Wieder klingelte es. Und erneut. Schließlich drängten sich zehn Neuankömmlinge – sechs Männer und vier Frauen – in Martins Wohnzimmer.
    »Warum – warum seid ihr hier?«, fragte Bruder Robert.
    »Wir dachten, wir sollten hier sein«, erklärte Christopher Odell, ein stämmiger Mann mit roten Wangen.
    »Aber warum – warum dachtet ihr das?«
    Odell zuckte die Achseln und wirkte etwas verlegen. »Ich weiß nicht. Ich spreche hier nur für mich selbst, aber für mich war es so ein Gefühl, ein drängendes Gefühl, fast als sei ich hierherbestellt worden. Da musste ich unbedingt kommen.«
    Bruder Robert sah, wie die anderen Neuankömmlinge alle zustimmend nickten. Plötzlich war er aufgeregt. Hier ging gerade etwas vor sich. Der Heilige Geist hatte sie zusammengerufen – Martin, Grace, diese zehn besonders zuverlässigen Mitglieder der Auserwählten, und ihn selbst. Sie waren aus einem bestimmten Grund hier.
    Aber aus welchem?
    Er beschloss, sie mit dem moralischen Problem vertraut zu machen, mit dem er, Martin und Grace vor ihrer Ankunft gerungen hatten. Vielleicht waren sie zusammengerufen worden, um ihm eine Lösung aufzuzeigen.
    Aber dazu brauchte er die Erlaubnis von Grace. Er wandte sich zu der Ecke, in der sie noch immer saß.
    »Grace, darf ich mit unseren Brüdern und Schwestern das teilen, was wir über den Antichrist und über dich erfahren haben, und den Ausweg, den du vorgeschlagen hast?«
    Sie nickte, dann senkte sie den Blick und sah auf ihre

Weitere Kostenlose Bücher