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Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung

Titel: Widersacher-Zyklus 04 - Erweckung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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was hatte es zu bedeuten?
    Als er die Hände faltete, bemerkte er, dass sie nass waren. Er sah hinunter. Blut. Seine Hände waren ganz glitschig davon, beide Handflächen und -rücken waren blutverschmiert. Erschreckt überlegte er, wo und wie er sich geschnitten haben konnte. Als er sich nach den anderen umsah, spürte er, wie sein Fuß wegrutschte.
    Noch mehr Blut. Seine Füße bluteten.
    Und dann traf ihn die Erkenntnis. Er spürte, wie seine Kraft aus ihm herausströmte wie aus einem angestochenen Luftballon. Er fiel auf die Knie.
    Und untersuchte seine Hände sorgfältig. Da, in der Mitte jeder Handfläche war ein ovales Loch, aus dem Blut strömte. Er betastete die rechte Wunde mit dem kleinen Finger seiner linken Hand. Er verspürte keinen Schmerz, nicht einmal, als er die Ränder berührte. Sein Fingernagel glitt zwischen den Rändern der Haut hindurch. Er drückte weiter durch das warme, feuchte Fleisch, bis er auf der anderen Seite wieder herauskam. Er starrte wie betäubt auf die rote, glitzernde Fingerspitze, die aus seinem Handrücken herausragte.
    Robert zog den Finger zurück und bekämpfte einen Schwindelanfall. Dann zog er seine Kutte zur Seite und fuhr mit der Hand an seiner linken Seite entlang, ohne darauf zu achten, dass er sein Gewand mit Blut verschmierte.
    Ja! Seine Haut darunter war nass! Er hatte auch die Wunde in der Brust!
    Ein Loch von einem Nagel in jedem Fuß und jeder Hand, eine Speerwunde in der Seite! Die fünf Wunden des gekreuzigten Christus!
    Die Stigmata!
    Er raffte sich auf die Füße, um es den anderen zu zeigen und wurde sich erst jetzt des Wirbels um sich herum bewusst – Rufe, Gebete, Chaos. Und Blut! Er war entsetzt, als er das Blut an ihnen allen sah. Sie alle! Zwischen all den Entsetzensschreien und dem staunenden Gemurmel stand Grace Nevins still und starr, eine rundliche Gestalt im Auge eines Sturms. Sie streckte ihm ihre durchbohrten Hände entgegen. Ihre Stimme übertönte das Getöse der anderen.
    »Der Heilige Geist hat sich gezeigt«, erklärte sie. »Wir wissen, was wir zu tun haben!«
    Bruder Robert sah keine andere Erklärung. Von Staunen erfüllt senkte er in Demut das Haupt und beugte sich dem Willen des Herrn.

XXII
     
    Sonntag, 17. März
    Monroe
     
    1.
     
    Es ist also vollbracht.
    Jonah beäugte Carol, die auf der Kante des Krankenhausbettes saß. Das morgendliche Sonnenlicht bildete Streifen auf der Bettdecke, während Emma damit beschäftigt war, die dünnen Schulterträger des neuen Sommerkleides zurechtzurücken, das sie für ihre Schwiegertochter besorgt hatte.
    Er wusste jetzt, dass die erste Stufe erfolgreich abgeschlossen war. Er hatte es den ganzen letzten Monat über gespürt, aber er hatte es nicht gewagt, in Jubel auszubrechen, bis er nicht wirkliche Gewissheit hatte.
    Das einzige, was im Augenblick seine Laune trübte, war sein Scheitern, die Vision zu erfüllen, die ihn zu Grace Nevins Wohnung geführt hatte. Er hatte es sich so sehr gewünscht, auf ihren Schädel einzudreschen, bis nur noch Matsch übrig war. Aber er hatte versagt, deswegen hatte er seine Wut an einigen ihrer Besitztümer ausgelassen.
    Aber das spielte alles keine Rolle.
    Der Eine war am Leben. Das war alles, was zählte.
    Der Eine, auf den er all die Jahre gewartet hatte, war Fleisch geworden. Der erste Schritt war getan. Die nächste Aufgabe war es, den Einen sicher in diese Welt zu geleiten. Sobald das geschehen war, würde er den Einen beschützen, während er heranwuchs. Sobald der Eine dann das ganze Ausmaß seiner Kräfte erreicht hatte, war kein weiteres Beschützen, keine wie auch immer geartete Hilfe mehr notwendig.
    Dann würde die Welt im Chaos versinken und Jonah seine Entlohnung erhalten.
    Er schüttelte die Träume von der Zukunft ab und richtete seine Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt.
    Der Eine hatte in Todesgefahr geschwebt.
    Der Schoß der Frau hätte die sich entwickelnde Frucht vor zwei Tagen beinahe abgestoßen. Jonah war zu diesem Zeitpunkt zu Hause gewesen. Er hatte die plötzliche Schwäche gespürt, die drohende Katastrophe, aber er hatte nicht begriffen, was es bedeutete. Jetzt wusste er es. Der Eine war dem Tode nahe gewesen und hatte sich nur noch an einem seidenen Faden an sein körperliches Leben geklammert.
    Aber jetzt schien alles in Ordnung. Die Stärke des Einen wuchs wieder. Jonah konnte hier im gleichen Raum mit der Frau sitzen und sich in der dunklen Macht sonnen, die aus ihr herausstrahlte.
    »Sieht sie in diesem Kleid nicht

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