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Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt

Titel: Widerspruch zwecklos oder Wie man eine polnische Mutter ueberlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emmy Abrahamson
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fange ich an zu weinen.
    Wie wahre Freundinnen umarmen sie mich beide, Natalie und Marie, und sagen mir, dass alles gut werden wird.
    Sie können nicht wissen, wie falsch sie damit liegen.

14
    Der frühere faschistische Führer Italiens Benito Amilcare Andrea Mussolini wurde in der kleinen Stadt Predappio in der Provinz Forlì-Cesena in Norditalien geboren. Der bekannte Prickelwein Lambrusco kommt auch von dort. Mussolini wurde hingerichtet und kopfüber vor einer Tankstelle aufgehängt. Es gibt nicht viele Menschen, die wissen, dass er als Journalist gearbeitet hat, bevor er Politiker wurde, oder dass einer seiner Söhne Jazzmusiker wurde und eine der Schwestern von Sophia Loren geheiratet hat. Ich weiß es, weil Benito Mussolini und ich am selben Tag Geburtstag haben: am 29. Juli. Während Rafał seinen Geburtstag (am 31. Mai) mit schönen coolen Menschen wie Brooke Shields oder Clint Eastwood teilt, ist »Il Duce« die einzige richtige Berühmtheit, die das Unglück hatte, an einem 29. Juli geboren zu werden. Angeblich sind Geburtstage um Weihnachten herum das Schlimmste, was einem passieren kann, aber ich weiß es aus bitterer Erfahrung besser: Mitten im Sommer ist das Schlimmste, weil dann alle Freunde in den Ferien sind.
    An meinem sechzehnten Geburtstag wache ich früh am Morgen auf. Ich schleiche mich leise zur Toilette, flitze schnell zurück ins Bett und tue so, als würde ich schlafen. Ich lausche angestrengt nach irgendwelchen Geräuschen vonunten und leisen Schritten auf der Treppe, aber das Haus bleibt still. Nach zwei Stunden gebe ich auf und gehe ins Wohnzimmer, das jetzt unser Raum für alles ist.
    »Du hast es vergessen!«, bricht es vorwurfsvoll aus mir heraus, als ich sehe, dass Mutter den Tisch fürs Frühstück deckt.
    »Hab ich nicht«, antwortet sie und beginnt S to lat , das polnische Geburtstagslied, zu singen.
    Dann umarmt sie mich und überreicht mir zwei Päckchen. Auf dem Geschenkpapier sehe ich Schnee, Tannen und Wichtel mit roten Mützen.
    »Aber du hättest in mein Zimmer kommen sollen und singen«, sage ich. »Als ich noch im Bett gelegen habe.«
    »Mach dich nicht lächerlich, für so was bist du jetzt zu alt.«
    »Für so was ist man nie zu alt! Und du hättest wenigstens neues Geschenkpapier kaufen können.«
    Das sage ich, obwohl ich mich wundere, dass die Geschenke überhaupt eingepackt sind. Vorletztes Mal bekam ich meine Geschenke in einer Plastiktüte.
    »Pack aus!«, sagt Mutter. »Es sind Strümpfe.«
    Meine Augen füllen sich mit Tränen.
    »Warum sagst du, was es ist, bevor ich’s überhaupt ausgepackt habe?«
    Ich schaue mich auf dem gedeckten Tisch um.
    »Und du hast nicht mal Kuchen gekauft?«, sage ich und komme mir allmählich wie ein kleiner italienischer Geburtstagsdiktator vor.
    »Beeil dich und zieh dir was Ordentliches an!«, sagt Mutter. »Pan Bogusław hat beim Sträucherpflanzen aus Versehenein Kabel durchgeschnitten. Jetzt haben wir keinen Strom, und jeden Moment kann jemand von den Elektrizitätswerken kommen. Sie dürfen auf keinen Fall sehen, dass wir Handwerker im Haus haben. Los jetzt!«
    Für den Rest des Vormittags sind Mutter, die Handwerker und ich damit beschäftigt, eine Million im Haus und im Garten verstreute Werkzeuge einzusammeln. Dabei bin ich es, die alle paar Minuten vom Hof auf die Straße laufen und nachschauen muss, ob das Auto von den Elektrizitätswerken kommt. Trotzdem bleibt mir genug Zeit, mir vorzustellen, wie es wäre, wenn ich eine normale schwedische Mutter hätte. Dass ich jetzt zum Beispiel nicht Schwarzarbeit verschleiern müsste, sondern an einem schön gedeckten Tisch sitzen und leckeren Geburtstagskuchen essen würde. Und Päckchen auspacken, von denen ich nicht schon wüsste, was drin ist.
    In derselben Sekunde, als Mutter Pan Maciej und Pan Bogusław in die Garage schiebt, fährt der orange-weiße Kastenwagen der Elektrizitätswerke auf den Hof.
    »Red mit ihnen!«, sagt sie und gibt mir einen Schubs. »Und denk dran: Wir haben keine polnischen Handwerker im Haus!«
    »Aber …«, sage ich, aber da macht sie schon die Haustür zu. Ich stehe einsam und verlassen auf dem Hof.
    Aus dem Wagen steigen gleich zwei junge Typen in den orangefarbenen Overalls der Elektrizitätswerke. Zu meinem Entsetzen sehen sie auch noch gut aus, und ich habe die Haare nicht gewaschen und hässliche alte Klamotten an.
    »Guten Tag! Na, was ist passiert?«, fragt der Erste. Er ist unfassbar groß.
    »Wie meine Mutter am Telefon gesagt hat: Wir

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