Widerstand zwecklos - Der Versuchung ergeben (German Edition)
betraf. Doch wie lange würden sie brauchen, bis sie die Ausreden seines Bruder durchschauten? Das war ein Aspekt ihrer Planung, den sie nicht genau bestimmen konnten, also war Eile geboten. Der Strafzettel, den er sich wegen überhöhter Geschwindigkeit auf dem Rückweg eingehandelt hatte, war ein Preis, den er gern zahlte, wollte er im Gegenzug die Chance nicht verpassen, Liz’ Verschwinden zu vereiteln.
Gray musste seine gesamte Willenskraft aufbringen, damit er die kurze Distanz zwischen ihnen nicht überbrückte, Liz ihre Utensilien aus den Händen riss und sie wieder in seine Schränke stopfte. Dorthin, wo sie seiner Meinung nach gehörten. „Was soll denn das werden? Ihr wart noch nicht mal beim Arzt und packt bereits eure Taschen?“
Kurz unterbrach sie ihre Beschäftigung, wandte sich ihm zu und sah ihn an. „Der wird nur das bestätigen, was offensichtlich ist. Wir sind gesund und wieder voll einsatzfähig. Und: Ich freu mich unsäglich auf meine Wohnung und mein eigenes Leben.“ Dann fuhr sie damit fort, ihre Sachen in der Tasche zu verstauen.
„Und was ist mit uns?“, erkundigte er sich leise.
„Was soll mit uns sein? Ich habe dir mehrmals gesagt, wir können keine gemeinsame Zukunft haben, wegen des Jobs und weil ich kein Mensch für Beziehungen bin. Daran lässt sich nun mal nichts ändern. Akzeptiere es doch einfach so, wie es ist.“
„Hast du es denn schon mal ausprobiert? Eine feste Beziehung eingehen, meine ich.“
„Nein. Und wozu auch? Ich weiß, es würde nicht funktionieren.“
„Dann bedeutet dir das, was zwischen uns ist, gar nichts? Und ich auch nicht?“ Gespannt hielt er den Atem an. Wenn sie jetzt etwas sagte, das darauf schließen ließ, ihr läge rein gar nichts an ihm, würde er sie gehen lassen. Andernfalls jedoch, würde er an seinem Plan festhalten und ihn durchziehen.
„Das habe ich doch gar nicht gesagt! Natürlich bedeutest du mir etwas. Aber lieber beende ich es jetzt, wo die Gefühle noch nicht so tief gehen und sich noch nicht so gefestigt haben, als müssten wir später unter einer Trennung leiden. Und dazu würde es garantiert kommen. Zu einer Trennung.“
Langsam atmete er aus und lächelte in sich hinein, wobei in seinem Gesicht keinerlei Regung zu erkennen war. Jeff hatte also richtig gelegen mit seiner Vermutung. Es gab da etwas, auf dem er aufbauen konnte. Sehr gut!
„Liz?“ Wieder hielt sie in ihrer Tätigkeit inne und blickte ihn fragend an. „Wenn du glaubst, mich einfach so abservieren zu können, täuschst du dich gewaltig! Ich werde nicht zulassen, dass du mich beiseite schiebst, wie ein paar abgelegte, alte Turnschuhe“, ließ er sie äußerlich vollkommen ruhig wissen.
„Stop! Ich bin erwachsen und eine selbstständige Frau! Ich gehe wieder zurück in meine Wohnung. Wie willst du das verhindern? Und, was hat das eine mit dem anderen zu tun?“
Toleranz gehörte nun einmal nicht zu Grays ausgeprägten Eigenschaften. Jeder hatte nach seiner Pfeife zu tanzen, Widerworte duldete er nicht. In seiner Sturheit kannte er nur eine Antwort. Diese auszusprechen wagte er nicht. Dann käme es zu einer Auseinandersetzung, die Gray nicht gewinnen konnte. So drehte er sich auf dem Absatz um und ließ eine verblüfft dreinschauende Frau im Schlafzimmer zurück.
Am späten Vormittag des nächsten Tages bestätigte der Arzt nach einer gründlichen Untersuchung Liz’ und Jennifers völlige Genesung. Gray und Chris harrten währenddessen im Wartezimmer aus und warteten auf die Auswertungen ihrer Untersuchung, um sicherzugehen, dass sie gesundheitlich wieder voll auf der Höhe und somit einsatzfähig waren.
„Ich habe doch gleich gesagt, wir sollen die Sachen mitnehmen! Jetzt fahren wir die Strecke doppelt, das ist doch Blödsinn“, beschwerte sich Liz, zog die Stirn kraus und schüttelte den Kopf über seine Uneinsichtigkeit. Doch Gray ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und warf einen schnellen Blick zu Chris, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. Der lächelte nur geheimnisvoll vor sich hin, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete mit geheucheltem Interesse den fließenden Verkehr auf dem Highway.
Verwirrt sah Liz zu ihrer Freundin, die die Schultern zuckte und den Kopf schüttelte, weil sie keine Ahnung hatte, was mit Gray und Chris los war. Mit einem ergebenen Seufzen lehnte sie sich zurück und entschied, es wäre vielleicht besser, wenn sie sich nicht weiter beschwerte. Gray und Chris schmollten offensichtlich.
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