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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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auch konnte. Ich konnte ihr helfen, diesen Schmerz verschwinden zu lassen.
    Ich musste ihr nur von David erzählen. Ich musste ihr erzählen, dass es die Seele ihres Vaters irgendwie geschafft hatte, ein neues Zuhause zu finden – ob nun durch Glück, durch schwarze Magie oder einfach nur durch Zufall.
    Doch die Worte kamen mir nicht über die Lippen, denn ganz gleich, was ich Eddie gegenüber auch beteuern mochte, so hegte ich doch meine Zweifel. Bis ich mir nicht ganz sicher war, dass ich Eric wirklich wieder vertrauen konnte, wollte ich es nicht riskieren, dem Herzen meiner Tochter noch mehr Schmerz zuzufügen.
    Wenn man einmal von Timmys ununterbrochenem Singsang absah, verlief das Abendessen ziemlich melancholisch. Sowohl Allie als auch ich waren in Gedanken bei Eric. Auch Stuart sagte fast nichts, sondern konzentrierte sich vermutlich auf seine Wahlkampagne. Eddie hingegen wandte seine ganze Aufmerksamkeit dem Kartoffelbrei zu.
    Als alle schließlich zu Ende gegessen hatten, war ich zur Abwechslung einmal mehr als froh, in die Küche gehen und abspülen zu dürfen. Ich kann Ihnen versichern: Die Wörter froh und abspülen kommen mir sonst höchst selten in einem Satz über die Lippen!
    Ich hatte gerade die Teller in die Spülmaschine geräumt und damit angefangen, die Töpfe einzuweichen, als das Telefon klingelte. Rasch trocknete ich mir die Hände an einem Geschirrtuch, hob ab und rief dann Allie ans Telefon. Es war ein Junge für sie. In letzter Zeit nahmen derartige Anrufe deutlich zu.
    Allie kam in die Küche, ging ans Telefon und drehte mir dann den Rücken zu. Sie antwortete flüsternd, was eine weitere Untugend der Teenager zu sein scheint. Aber zumindest war sie nicht mit dem Telefon in ihrem Zimmer verschwunden und hatte die Tür verriegelt. Ich beschloss, einfach weiter abzuspülen, wobei ich durch das laufende Wasser nicht hören konnte, worum das Gespräch ging. Als sie sich mir jedoch nach Beendigung des Telefonats wieder zuwandte, wusste ich, dass die Unterhaltung wichtig gewesen war.
    »Wer war das?«
    »Einer der Football-Spieler«, erwiderte sie. »Er hat etwas über den Ring erfahren. Angeblich will Tyrone Creach heute Abend versuchen, ihn einem Collegestudenten zu verkaufen. Tyrone verhökert gern gestohlenen Schmuck.«
    »Wo? Und wann?«
    »An der Dime Box«, sagte sie und meinte damit einen der zahlreichen Nachtclubs, die sich in der Nähe der alten Lagerhallen befanden. »Angeblich kurz bevor der Club zumacht.
    Hinter dem Club soll es eine Gasse geben, und offensichtlich gehen da viele solche Geschäfte über die Bühne. Gleich neben den Mülltonnen.«
    »Tyrone«, wiederholte ich nachdenklich. »Wer war das noch mal?«
    »Lillians Freund«, erwiderte sie. »Sie muss also diejenige gewesen sein, die mir den Ring gestohlen hat.«
    »Lillian«, sagte ich. »Der Name kommt mir auch irgendwie bekannt vor.«
    »Ich habe sie bei der Cheerleader-Bewerbung ausgestochen«, erinnerte mich Allie. »Aber ich hätte nie gedacht, dass sie mir das so nachträgt. Mann, was für eine Zicke!«
    »Allie!«
    »Tut mir leid. Aber sie hat schließlich Daddys Ring gestohlen!«
    »Ja. Ich befürchte nur, dass sie mehr bekommen hat, als sie eigentlich wollte.« Ich runzelte die Stirn. »Wenn ihn keiner der beiden bisher getragen hat«, sagte ich, »kann ich ihn vielleicht zurückholen, ehe die Dämonen herausfinden, wo er ist.«
    »Und wenn sie ihn doch schon am Finger hatten?«
    »Dann werde ich etwas mehr zu tun haben.«
    »Ich will helfen.«
    »Das hast du bereits. Gerade eben.«
    »Mutter. Ich will mit.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, erwiderte ich und ging Richtung Wohnzimmer, um mich dann nach oben zu begeben. Es war noch nicht ganz einundzwanzig Uhr. Wenn ich die Sache langsam anging, würde es mir vielleicht gelingen, einige meiner besseren Waffen ins Auto zu schmuggeln, ohne dass Stuart etwas bemerkte. Ich vermutete, dass mir noch etwas Zeit blieb. Schließlich schloss eine Bar normalerweise erst gegen zwei Uhr morgens.
    »Du musst mich mitkommen lassen«, drängte Allie in jammerndem Tonfall.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das nicht muss«, entgegnete ich. »Als Mutter habe ich absolut freie Hand. Mehr oder weniger so wie ein gütiger Diktator.«
    »Mami…«
    »Ich meine das ernst, Allie. Das könnte wirklich gefährlich werden.«
    Sie baute sich vor mir auf und starrte mich wild entschlossen an. Die Arme hatte sie in die Hüften gestemmt. Ich wusste, dass sie versuchte, eine Lösung

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