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Wie angelt man sich einen Daemon

Titel: Wie angelt man sich einen Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kenner
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an den richtigen Orten umgesehen. Sie haben mir die Dokumente gemailt. Wir wollten dafür nicht Stuarts Computer benutzen. Mehr brauchst du nicht zu wissen.«
    »Und was habt ihr herausgefunden?«
    Er deutete mit dem Kopf auf unser Haus. »Das ist Allies Geschichte«, erklärte er. »Ich werde es ihr überlassen, sie dir zu erzählen.«
    »Dann kann sie das auf der Stelle machen«, sagte ich. »Ich habe lange genug gewartet.«
    Ich eilte ins Haus und entdeckte dort meine Tochter auf der Couch im Wohnzimmer. Sie hatte sich zusammengerollt, die Knie bis zu ihrer Brust hochgezogen und die Arme um ihren Oberkörper geschlungen. Meine wilde Entschlossenheit, zu erfahren, was eigentlich los war, verschwand, als ich sie so sah. Nun verspürte ich nur noch das mütterliche Bedürfnis, sie zu trösten. Ich setzte mich an ein Ende der Couch und legte meinen Arm um sie. Als sie ihr Gesicht gegen meinen Schenkel drückte, zog ich sie eng an mich.
    Eine Weile saßen wir still da. Ich streichelte ihr über die Haare und murmelte beruhigende Worte in ihr Ohr. Allie sagte nichts. Sie erbebte nur immer wieder am ganzen Körper, während sie schluchzte. Je länger ihr Schweigen anhielt, desto nervöser wurde ich.
    »Allie, Liebling. Du machst mir Angst. Sag mir, was du herausgefunden hast.«
    Keine Reaktion.
    »Allie, bitte. Sag mir wenigstens, dass es dir nicht allzu schlecht geht.«
    Sie setzte sich auf und sah mich aus großen verweinten Augen an. Ihre Wimperntusche war völlig verschmiert. »Ich weiß, was passiert ist«, brachte sie mühsam zwischen zwei Schluchzern heraus. »Mit Daddy, meine ich.«
    Ich streichelte ihr über das Gesicht. »Kannst du es mir erzählen?«
    Schluckend nickte sie. »Ich… Ich bin mit Eddie mitgegangen, und wir…«
    »Ich weiß«, unterbrach ich sie. »Er hat es mir gesagt. Das ist schon in Ordnung. Aber jetzt erzähl mir, was ihr herausgefunden habt.«
    »Es war alles in einer ziemlich altmodischen Sprache verfasst, aber Eddie und ich sind den Text ganz langsam, Wort für Wort, durchgegangen. Und wir haben alles herausgefunden, Mami. Für Daddy hat das gar nichts Gutes bedeutet.« Sie klang nun ganz atemlos.
    »Sag es mir.«
    Sie fuhr sich mit dem Handrücken unter der Nase entlang. »Da stand, dass das größte Opfer nötig ist, um einen Dämon in dem Ring gefangen zu nehmen, der von König Salomon geschmiedet wurde.« Wieder schniefte sie. »Um den Dämon zu fangen, muss man das übliche Augenstech-Ding durchziehen, aber in dem Fall mit dem Finger, auf dem der Ring sitzt. Statt wie sonst in den Äther gesogen zu werden, wird der Dämon dann in den Ring gesogen.«
    Sie hielt inne, und ich runzelte die Stirn. Ich fragte mich, worin das Opfer bestand. Laut äußerte ich meine Frage jedoch nicht. Offensichtlich hatte sie ihre Geschichte noch nicht zu Ende erzählt und brauchte Zeit, um das zu tun. Es fiel Allie sehr schwer, darüber zu sprechen. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen.
    »Ach, Liebling«, sagte ich und hatte das Gefühl, mir müsste das Herz brechen. »Bitte, sag es mir – so schlimm kann es doch nicht sein.«
    »Seine Seele wurde herausgesogen, Mami«, sagte sie mit einer Stimme, die kaum zu verstehen war. »Als Daddy den Dämon gefangen nahm, wurde seine Seele aus seinem Körper herausgesogen. Das ist das Opfer. Die Seele wandert weder in den Himmel noch in die Hölle, sondern schwebt verloren in der Luft. Sie streift ziellos über die Erde. Mami, Daddy passt nicht auf uns auf. Er ist einfach verloren. Und das alles nur, weil er diesen blöden Dämon fangen wollte.«
    Wieder strömten ihr Tränen über die Wangen, und sie begann erneut so heftig zu schluchzen, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    Nach einer Weile beruhigte sie sich ein wenig. Sie sah mich an, und in ihrem Gesicht war deutlich der Schmerz zu erkennen, den sie empfand. »Ist das das, was man unter Fegefeuer versteht? Ist Daddy jetzt im Fegefeuer?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
    »Dann sollten wir für ihn beten. Gebete können Seelen doch aus dem Fegefeuer befreien, nicht wahr?«
    »Es kann jedenfalls nichts schaden. Wenn du das für richtig hältst, Liebling, dann solltest du das auch tun«, erwiderte ich.
    Ich zog meine Tochter an mich. Auch mir stiegen nun die Tränen in die Augen, während ich sie festhielt. Allies Körper wurde erneut von Schluchzern geschüttelt. Sanft wiegte ich sie hin und her und wünschte mir nicht mehr, als dass ich ihr hätte helfen können.
    Insgeheim wusste ich, dass ich das

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