Wie angelt man sich einen Daemon
besten Absichten und plane jedes Mal, dem Garten etwas Leben einzuhauchen.
Ehrlich.
In der Zwischenzeit hatte Timmy dieses Beet dazu benutzt, seine »Sachen« einzupflanzen. Er hatte mit seiner kleinen Plastikschaufel dort Löcher gegraben, in die er eine große Anzahl von Spielzeugen geworfen hatte. Ich war mir nicht sicher, was er damit bezweckte. Vielleicht glaubte er, so einen Spielzeugbaum wachsen lassen zu können? Jedenfalls hatte er auf diese Weise schon viele Wochenenden still im Garten verbracht.
Stuart hatte seinen hohlen Stein an einer Ecke des Schuppens ganz in der Nähe des Gartenzauns versteckt. Er hatte ihn hinter einen Ziegel geschoben, der zum Fundament des kleinen Holzhäuschens gehörte. Wie auf Storchenbeinen stakste ich durch die vielen Dinge, die dort achtlos herumlagen – Timmys Spielzeuge, mehrere Säcke mit Erde, angeschlagene Tontöpfe, ein zusammengerollter Gartenschlauch, eine rostige Gießkanne –, um mich dann zu dem falschen Stein mit dem Schlüssel herabzubeugen.
Über mir spielte der Wind vom Pazifik in den Blättern eines Baumes. Eigentlich war dies ein geeigneter Tag, um zur Abwechslung einmal mit unserer Spielgruppe in den Garten zu gehen. Das Wetter war mild genug und doch nicht zu heiß, um draußen zu sein.
Ich überlegte mir gerade, ob wir Timmys Sand-Wasser-Spieltisch aufbauen sollten oder ob mich die anderen Mütter dann vielleicht hassen würden, wenn ihre Kinder schmutzig und nass nach Hause kamen, als plötzlich hinter mir der Kies knirschte.
»Tut mir leid, dass ich so lange brauche«, sagte ich. »Ich habe den Schlüssel…«
Der Rest des Satzes blieb mir im Hals stecken. Es war nicht Fran, die da auf mich zurannte.
Diesmal war es wirklich ein Dämon.
Der Dämon stürzte sich auf mich. Da ich mich gerade nach vorn beugte, war es mir kaum möglich, mich sogleich zu verteidigen. Ein Angriffsmanöver meinerseits kam in dieser Position sowieso nicht infrage.
Als ich gegen den Gartentisch knallte, fielen mehrere Blumentöpfe um. Einer zerbrach, und ich schnitt mich damit an meinem Unterarm, als ich auf die Tischplatte knallte. So gut es ging, versuchte ich mich wieder aufzurichten, aber der Boden war feucht, und ich glitt immer wieder aus.
Der Dämon wusste seinen Vorteil zu nutzen und stürzte sich erneut auf mich. Ich hatte mich inzwischen umgedreht, und nun bohrte sich der Tisch oberhalb meiner Taille in meinen Rücken. Vor wenigen Minuten noch hatte ich einen Eispickel hinten in meiner Hosentasche gehabt. Doch dummerweise war ich nachlässig genug gewesen, ihn ins Spülbecken zu werfen, als Fran und Elena eingetroffen waren.
Nicht sehr klug.
Der Dämon packte mich mit einer Hand am Hals und zog mit der anderen ein Messer heraus. Die Spitze setzte er an meinem Auge an. Ich verharrte vollkommen still. Mein Herz pochte laut in meiner Brust, während mein Körper vor Schmerzen am liebsten zusammengezuckt wäre, da die raue Tischkante sich noch immer unangenehm in meinen Rücken bohrte.
Das Monster drückte nun meinen Körper nach oben, so dass meine Füße kaum mehr den Boden berührten. Am liebsten hätte ich ihm einen Tritt verpasst, aber ich wusste, dass das sinnlos gewesen wäre. Ich hatte keinerlei Möglichkeit, auszuholen und mich dabei abzustützen. Zudem befand sich das Messer noch immer bedrohlich nahe an meinem Auge.
»Wo?«, knurrte der Dämon mit tiefer, rauer Stimme. Seine dunklen Haare passten zu seinen schwarzen Augen, die nun finster in die meinen blickten. Er musste etwa dreißig Jahre alt sein. Zumindest war das sein Körper im Augenblick des Todes gewesen. Diese Hülle hatte sich dabei in ziemlich guter Verfassung befunden. Allein der Griff, mit dem mich die Kreatur festhielt, zeigte mir, dass sich der frühere Besitzer dieses Körpers wahrscheinlich ziemlich oft in einem Fitnesscenter aufgehalten hatte.
»Wo ist der Stein, Jägerin? Was hast du mit dem Stein gemacht?«
Ich antwortete nicht, weil ich mir zum einen überlegte, wie ich mich aus dieser Situation befreien konnte, und zum anderen nicht wusste, von welchem Stein er sprach.
»Mach den Mund auf!«, befahl er finster. Sein stinkender Atem schlug mir ins Gesicht. Er roch wie immer nach verfaulten Eiern und Galle.
Ich kämpfte gegen den Ekel an, der in mir aufstieg, und schaffte es, mühsam eine Antwort herauszuhusten. »Welcher Stein?«
Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Wenn er mich ansah, würde er vielleicht nicht auf meine Hand achten – die Hand, die gerade dabei war,
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