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Wie ausgewechselt

Wie ausgewechselt

Titel: Wie ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudi Assauer , Patrick Strasser
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Rang 14 nie hinaus, und ein nervenaufreibender Abstiegskampf zieht sich bis zum vorletzten Spieltag hin. Erst Anfang Juni 1975 rettet sich Werder dann gegenüber dem VfB Stuttgart vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit. Im DFB-Pokal-Viertelfinale scheidet die Mannschaft gegen den MSV Duisburg aus. Für Trainer Piontek heißt es nach dieser schlechten Bilanz Abschied nehmen.
    Im Jahr 1975 kann Assauer noch als Spieler aus nächster Nähe erleben, was ein richtiger Transferflop ist. Die Integration von Ibrahim Sunday aus Accra in Ghana, 1970 zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt, misslingt völlig. Es ist der Versuch, erstmals einen Afrikaner in der Bundesliga zu etablieren, doch mehr als eine Zirkusnummer ist der 25-Jährige nicht. Auf dem Sportpressefest in der Bremer Stadthalle entfacht Sunday zwar Begeisterungsstürme, als er mit dem Ball auf dem Kopf über die gesamte Länge der Halle tänzelt, aber seine Qualitäten draußen auf dem Feld sind eher limitiert. » Der Transfer von Sunday war eine Idee des damaligen Geschäftsführers Hans Wolff « , erinnert sich Torhüter Burdenski, » ich weiß nicht, wie Ibrahim zu dieser Auszeichnung in Afrika gekommen war. Vom Körperbau her hatte er die Statur eines B-Jugendlichen, war nicht robust genug für die Bundesliga. Er konnte sich trotz seiner exzellenten Technik einfach nicht durchsetzen. Ein menschlich feiner Kerl, doch er tat sich schwer mit der Sprache und dem Klima, hat im Winter gelitten. Alles war für Sunday fremd, die Kultur, die Religion. Als Moslem war ihm das Essen von Schweinefleisch verboten. Ibrahim hat dann immer gefragt, was da für eine Fleischsorte auf dem Teller war – und wir haben genickt oder mit dem Kopf geschüttelt. Der arme Kerl hat damals so viel Schweinefleisch gegessen, das hat er gar nicht gemerkt. «
    Während seiner zwei Jahre im Profikader des SV Werder steht Sunday nur ein einziges Mal in einem Punktspiel auf dem Platz, im Juni 1976 in der zweiten Halbzeit gegen Rot-Weiß Essen. Eine Geste in einem unbedeutenden Spiel – mehr nicht. Danach ist das Experiment beendet. Der Ghanaer bleibt dennoch in Deutschland und macht an der Sporthochschule in Köln den Trainerschein.
    Mit Herbert Burdenski wird für die Spielzeit 1975/76 der Vater des Torhüters Dieter Burdenski als Trainer verpflichtet. Der gebürtige Gelsenkirchener muss den Verein jedoch nach nur einem Sieg aus zehn Spielen, dem Abrutschen auf Rang 14 in der Bundesligatabelle und dem Aus in Runde eins des DFB-Pokals gegen Borussia Mönchengladbach Ende Februar 1976 wieder verlassen. Öffentlich bescheinigt er seiner Mannschaft »Landesligaformat« und prophezeit, der Verein werde spätestens zum Saisonende die Quittung für die Vereinspolitik der vergangenen Jahre erhalten und absteigen. Burdenski behält allerdings nicht recht. Als Dreizehnter der Tabelle geht Bremen schließlich über die Ziellinie – und zwar mit einem jungen Trainer namens Otto Rehhagel. In seiner ersten Amtszeit erhält Rehhagel einen Dreieinhalb-Monate-Kontrakt. Das Vertragsende war auf den Tag des letzten Saisonspiels am 12. Juni 1976 datiert, weil man mit Hans Tilkowski bereits einen neuen Trainer für die kommende Spielzeit verpflichtet hatte. Der als »Feuerwehrmann« geholte Rehhagel lässt die Mannschaft defensiver, mit konsequenter Manndeckung spielen. Seine Devise: »Hauteng decken und vor allem kämpfen, kämpfen, kämpfen.« Nach einer 0 : 2-Pleite bei seinem Debüt in Karlsruhe fangen sich die Grün-Weißen wieder, holen vor allem in den Heimspielen im Weserstadion entscheidende Punkte und sichern sich am vorletzten Spieltag durch ein 2 : 0 gegen den MSV Duisburg den Klassenerhalt. Nach dem Spiel stürmen die Fans den Rasen und tragen Rehhagel auf den Schultern um den Platz. Als Prämie für den Klassenerhalt kassiert er 20 000 DM. Nun wollen die Ver antwortlichen Rehhagel halten, doch der 37-Jährige entscheidet sich kurzfristig für ein Angebot von Borussia Dortmund. Zwischen Assauer und Rehhagel sollte es wenige Jahre darauf ein Wiedersehen geben.
    Nach 307 Bundesligaspielen beendet Rudi Assauer seine Karriere am 15. Mai 1976. In seiner finalen Saison kann er aufgrund einer leichteren Verletzung nur noch 23 Spiele mitmachen, in den Jahren zuvor war er im Dauereinsatz gewesen. Abseits des Fußballs fällt Assauer auf, wo immer er hinkommt. Für Burdenski kein Wunder: »Rudi hat einfach das Leben geliebt, war sehr für Geselligkeit. Er wollte immer gut aussehen, extrovertiert sein. Für

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