Wie ausgewechselt
ihn war das Äußere sehr wichtig – ein Trendsetter in Sachen extravaganter Mode. Er hat sich immer die neuesten Sachen geholt, ist damit aus dem Rahmen gefallen. Leider war er nicht der Fleißigste im Training, da hat er sich oft zurückgenommen. Natürlich, weil er wusste, dass er in den Spielen Leistung gezeigt hat. Mit seinem Auge und seinem Stellungsspiel konnte er vieles wettmachen«, schwärmt Burdenski noch heute. Der einzige Wermutstropfen aus Sicht des ehemaligen Torhüters: »Meiner Meinung nach hätte er mit etwas mehr Biss viel mehr erreichen können, etwa Nationalspieler zu werden. Er hätte es verdient gehabt – doch an Franz Beckenbauer war eben auf der Liberoposition Anfang bis Mitte der 70er-Jahre kein Vorbeikommen.«
Assauer erlebt sein letztes Profispiel zunächst von der Bank aus, beim 3 : 2 gegen den 1. FC Kaiserslautern im Weserstadion wird er in der 75. Minute für Horst-Dieter Höttges eingewechselt.
»Ich habe im richtigen Moment aufgehört. Das Gute dabei war: nicht wegen einer Verletzung, die man dann nach seiner Karriere mit sich rumschleppt. Nein, damals war man mit 32 Jahren als Profi ein alter Sack. Trainingsaufbau, Rehaprogramm, richtige Ernährung – das spielte alles noch keine große Rolle. Die heutige Pflege und Rundumfürsorge der Vereine für die Profis gab es noch nicht. Im Nachhinein betrachtet, war es für mich ein großes Glück, nach Bremen gewechselt zu sein. Einerseits, weil Dortmund zwei Jahre nach meinem Abschied dann 1972 absteigen musste, und andererseits, weil ich nach Ende meiner aktiven Laufbahn gleich Manager bei Werder Bremen werden konnte. Ich weiß nicht, ob mir ein anderer Klub diese Chance gegeben hätte.«
Bildteil 1
6. Mein erster Managerjob bei Werder
»Aus der Umkleide ins Büro«
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Die Beförderung zum Manager erfolgt über Nacht. So schnell ist noch kein Bundesligaspieler von der Umkleidekabine ins Büro des Vereins gewechselt wie Rudi Assauer im Frühsommer 1976. Mit 32 wird er der jüngste Manager des Profifußballs.
»Ich zog das Trikot aus, am nächsten Tag saß ich am Schreibtisch und war Vorgesetzter meiner Kameraden.«
Und das kommt so: Nach Jahren des Mittelmaßes und sogar Abstiegskampfes stehen bei Werder Bremen 1976 Veränderungen an. Klaus-Dieter Fischer, der einige Ehrenämter innehat, überredet Mannschaftsarzt Dr. Franz Böhmert zur Kandidatur für das Präsidentenamt und bewirbt sich selbst als einer der Stellvertreter. In einer turbulenten Versammlung, in der Böhmert als ›Nichtfußballer‹ heftig attackiert wird, setzt sich das Duo jedoch am Ende durch. Und damit beginnen die Aufräumarbeiten. Der neue Trainer heißt Hans Tilkowski und der neue Manager Rudi Assauer. Die entscheidende Figur in der Rochade der Vereinsverantwortlichen aber ist Franz Böhmert. Er wird Assauers Mentor und später sein bester Freund.
»Franz war mein Ziehvater bei Werder, hat mir immer vertraut. Auf ihn konnte ich mich auch privat stets verlassen. Wenn es wirklich einen guten Menschen auf der Welt gibt, dann ihn. Kein Fußballfachmann, dennoch hat er sein Handwerk verstanden. Böhmert hat in der Folge viele junge Spieler verpflichtet, viel Geld war ja nicht da.«
Nicht mehr, denn die Zeiten der Millionenelf Anfang der 70er-Jahre hatten Spuren hinterlassen – und zwar eine Menge Schulden. Als Werder-Geschäftsführer fungiert bis dato Hans Wolff, und das schon seit 25 Jahren. Er ist der dienstälteste Geschäftsführer aller Bundesligaklubs und im Ranking der selbstbewusstesten Manager die Nummer zwei. Wolff, damals schon 63 Jahre alt, pflegte von sich zu behaupten: »Ich bin der beste Geschäftsführer des deutschen Fußballs. Ich verspüre so etwas wie Jagdfieber, wenn ich auf die Suche nach neuen Spielern gehe. Und ich kann jeden Spieler der Welt holen, egal, ob Indianer, Eskimo oder Chinese.« Arroganter kommt in diesen Tagen nur noch Bayern-Manager Robert Schwan daher, der meint, nur zwei intelligente Menschen zu kennen: »Schwan am Vormittag und Schwan am Nachmittag.«
Trotz der Umtriebigkeit von Wolff macht Werder schwere Zeiten durch. »Der Verein hat bisher von den Siegen nicht profitiert«, klagt der Geschäftsführer, »der Umsatz stieg nur in den Restaurants, in denen Werders Erfolge gefeiert wurden.« Im Laufe der Jahre schaut Assauer seinem Vorgesetzten im Büro immer mal wieder über die Schulter, bekommt so schon als Spieler einen Einblick in die kaufmännischen Aspekte. Mit
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