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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pferd, das nur ein Eisen verloren hat, hierherzukommen. Jeder vernünftige Mann
    wäre zu dieser Zeit da, wo er hingehört. Aber so ein Mann sind Sie wohl nicht, wie?«
    »Können Sie mir helfen oder nicht?« fragte Gage barsch. Er zog es vor, auf die Beleidigung nicht
    weiter einzugehen.
    »Ich habe, was das betrifft, wohl keine Wahl, wenn ich Sie wieder loswerden will«, erwiderte Hugh
    gereizt. »Holen Sie mir eine Laterne aus dem Haus.«
    Roxanne, die bei dem kurzen Wortwechsel Gages Stimme erkannt hatte, trat mit einer hastig
    entzündeten Laterne aus dem Haus. Ihr Haar hing ihr lose über Schultern und Rücken, und sie hatte
    sich nur in aller Eile einen Morgenmantel über ihr Nachthemd werfen können.
    »Zieh dir was an!« blaffte Hugh seine Tochter an, bevor er ihr die Laterne abnahm.
    »Ich habe etwas an!« fauchte Roxanne zurück und riß die Lampe ruckartig wieder an sich. Dann ging
    sie schnell die Stufen hinunter und rannte beinahe zur Schmiede hinüber, ohne auf das langsame
    Humpeln ihres Vaters die geringste Rücksicht zu nehmen. In dem milden Schein der Laterne wirkten
    ihre Augen belebt und voller Freude, bis der Lichtkreis schließlich auch die schlanke Gestalt erfaßte, die ein kleines Stück hinter Gage stand. Sofort trat ein Ausdruck stählerner Härte in die grauen Augen.
    Sie hatte erwartet, daß Shemaine nach ihrem bösen Zusammenstoß mit dem Matrosen noch bettlägerig
    sei und daß sich Gage vielleicht nach ihrer morgendlichen Warnung eines Besseren besonnen hatte
    und gekommen war, um sich zu entschuldigen. Aber nun zerschlug sich auch diese Hoffnung für
    Roxanne. Der Möbelschreiner war genauso halsstarrig wie ihr Vater.
    Roxanne, die nur noch wenige Schritte von der Vertragsarbeiterin entfernt war, musterte diese mit
    einem böswilligen Blick. »Nun, Shemaine, ich sehe, du hast dich recht gut erholt. Aber vielleicht
    warst du ja auch gar nicht verletzt. Vielleicht war auch das nur eine List, um deinem Herrn ein wenig
    Mitleid abzuringen.«
    Shemaine lächelte ausdruckslos. »Denken Sie, was Sie wollen, Miss Corbin. Ich kann gewiß nichts
    sagen, das Ihre Meinung ändern würde.«
    Roxanne reckte hochmütig das Kinn vor und lachte böse. »Da hast du natürlich recht. Ich würde nie
    viel darauf geben, was ein Sträfling zu sagen hat.«
    Mit diesen Worten wirbelte Roxanne herum, und als der Wind unvermittelt ihren Morgenmantel
    aufbauschte, sah es so aus, als schwebe sie auf den Mann zu, dem sie einst ihr Herz angeboten und der
    sie nach all den Monaten hingebungsvoller Dienste grausam zurückgewiesen und ihre Liebe
    verschmäht hatte. Mit gedämpfter, verletzter Stimme gestand sie ihm: »Ich dachte, du wärest
    hergekommen, um dein Benehmen heute morgen wiedergutzumachen, Gage, vielleicht auch, um mir
    zu sagen, daß du dich deiner Strafarbeiterin entledigt hättest. Aber ich sehe, daß du nicht beabsichtigst nachzugeben. Aber die Dinge müssen ja immer nach deinem Kopf gehen, nicht wahr?« Sie zuckte bedauernd die Achseln. »Ein Jammer. Um deinetwillen wie auch um deines Sohnes willen.«
    Gage, der die Drohung hinter ihren Worten spürte, sah sie mit hartem Blick an, erwiderte aber nichts,
    weil er sich nicht in neuerliche Wortgefechte mit ihr einlassen wollte, schon gar nicht, solange
    Shemaine nahe genug war, um alles mit anzuhören. Es schien ihm, als wäre er den ganzen Tag lang
    von einem Streit in den nächsten gestolpert, und im Augenblick wünschte er sich nichts sehnlicher, als nach Hause zu fahren und einen schönen, friedlichen Abend allein mit seinem Sohn und seiner Dienerin genießen zu dürfen.
    In diesem Augenblick kam Hugh auf seiner Krücke herbeigehumpelt. »Fachen Sie die Kohlen an, und
    machen Sie sich nützlich, wenn ich Ihr Pferd beschlagen soll«, befahl er ihm giftig. »Das kann ich
    nicht allein.«
    »Ich kann mein Pferd auch selbst beschlagen«, erbot sich Gage.
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    »Alles, was ich von Ihnen brauche, wäre in diesem Fall die notwendige Ausrüstung.«
    »Bezahlen werden Sie sowieso, ganz gleich, wer die Arbeit tut«, erklärte der ältere Mann
    unfreundlich. »Also glauben Sie ja nicht, Sie könnten mich hier für dumm verkaufen.«
    »Das war auch nicht meine Absicht«, erwiderte Gage angespannt. Während langsam der Zorn in ihm
    hochkroch, begann er den Blasebalg zu betätigen, um Luft in das Schmiedefeuer zu blasen.
    Der Schmied drehte sich plötzlich um seine eigene Achse und bedachte Shemaine mit einem
    nachdenklichen Blick abschätziger Musterung. Sie

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