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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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wandte sich gelassen ab, trug Andrew zu einem
    großen Baumstumpfen ein gutes Stück von der Schmiede entfernt und setzte sich darauf. Während sie
    sich auf das kühle Holz sinken ließ, hoffte sie nur, daß sie sich weit genug vom Besitz der Corbins
    entfernt hatte, denn sie war sich bereits im klaren darüber, daß sie den Schmied ebensowenig mochte
    wie seine Tochter.
    Sie drückte den Jungen an sich und wiegte ihn leise singend in den Armen. Nach und nach entspannte
    Andrew sich, bis ihm schließlich die Augen zufielen. Aus seinen leicht geöffneten Lippen kam noch
    ein Seufzer, und eng an ihre weiche Brust geschmiegt, versank er in tiefen Schlummer.
    Hugh, der beobachtete, wie Shemaine sich liebevoll um den Kleinen kümmerte, focht einen schweren
    inneren Konflikt mit sich aus, aber am Ende war er nicht in der Lage, den gärenden Zorn, der in
    seinem Herzen brodelte, zu überwinden. Qualvolle Bilder, die aus den trüben Tiefen lange begrabener
    Erinnerungen erstanden, machten ihm schwer zu schaffen. Als er sich zu Gage umwandte, stand
    düsterer, grüblerischer Neid in seinen Augen. »Da haben Sie sich aber einen hübschen Sträfling
    angelacht«, höhnte er mit sengender Mißbilligung. »Jetzt, wo Sie sie besitzen, werden Sie Ihr
    männliches Verlangen mit einem Fingerschnippen stillen können und es sich wahrscheinlich noch
    einmal überlegen, mein Mädchen zu heiraten.«
    Gage hatte sich gerade über das Schmiedefeuer gebeugt, um das Hufeisen, das er darin erhitzte, zu
    begutachten, aber bei den Wor—
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    ten des Schmieds sah er zu Roxanne auf. Sein durchdringender Blick brachte die Frau aus dem
    Gleichgewicht, so daß sie sich abwandte und plötzlich damit beschäftigt schien, die Laterne an einem
    nahen Pfosten zu befestigen. Gage wandte sich mit wütendem Stirnrunzeln wieder dem Schmied zu.
    »Ich fürchte, Sie irren sich, Mr. Corbin, wenn Sie glauben, ich hätte Ihre Tochter jemals gebeten, mich zu heiraten. Da dies eindeutig nicht der Fall ist, wüßte ich wirklich nicht, warum ich Ihnen irgendwelche Erklärungen schuldig bin, weshalb ich Shemaine gekauft habe. Kurz und gut, Mr.
    Corbin, die Sache geht Sie nichts an, verdammt noch mal.«
    »Sie arroganter Wüstling! Ich werd' Sie lehren, älteren Menschen mit dem geziemenden Respekt zu
    begegnen!« In maßloser Raserei packte Hugh das untere Ende seiner Krücke, so daß sie wie eine
    Keule in seiner Hand lag. Dann hüpfte er auf einem Fuß durch die Schmiede, um dem jüngeren Mann
    eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen.
    Gage, der sich langsam zu seiner vollen Größe aufrichtete, betrachtete den älteren Mann mit
    herablassend hochgezogenen Augenbrauen. »Wenn Sie die Absicht haben, mich mit diesem Ding da
    zu schlagen, Mr. Corbin, lassen Sie sich versichert sein, daß ich nicht einfach hier stehen werde, um
    mich demütig verprügeln zu lassen. Ich werde alles, was Sie anfangen, zu Ende bringen, glauben Sie
    mir.«
    Der kalte Blick, der die laternenerhellte Finsternis durchdrang, kühlte Hughs Zornesausbruch wirksam
    ab. Die Erinnerung an den Schmerz, den er erlitt, nachdem das Pferd, das er seinerzeit beschlug, nach
    ihm trat und ihm das Bein gebrochen hatte, war noch zu frisch, als daß er weitere Verletzungen in
    Kauf nehmen wollte. Da ihm nichts einfiel, wie er sich würdevoller aus der Affäre hätte ziehen
    können, fuchtelte er nur wütend mit den Händen in der Luft und fauchte: »Dann beenden Sie, was Sie
    hier tun, und verschwinden Sie endlich. Meine Tochter und ich wollen Sie und diese schmutzige
    kleine Schlampe nicht länger als unbedingt nötig in der Nähe haben, hören Sie!«
    Nur mit unglaublicher Selbstbeherrschung gelang es Gage, die
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    Versuchung niederzuzwingen, dem Mann mit der Faust ins Gesicht zu schlagen.
    »Shemaine ist keine Schlampe, und ich verwahre mich aufs Entschiedenste dagegen, daß Sie sie so bezeichnen«, stieß Gage hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich bedaure im Augenblick nur, daß ich noch die Stute beschlagen muß. Sonst könnten Sie von mir aus zur Hölle fahren.« Er dachte
    noch einmal über seine Worte nach und schnaubte verächtlich. »Warum mache ich überhaupt so viele
    Worte? So mies wie Sie sind, werden Sie auch ohne mich dorthin kommen.«
    Die Luft knisterte förmlich vor Spannung, als die beiden Männer einander mit wütenden Blicken
    maßen. Hugh hätte sich am liebsten gleich an Ort und Stelle auf den anderen gestürzt, durfte aber die
    Aussicht auf weitere Schmerzen

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