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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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der
    Ärmel ihres magentaroten Kleides über ihre Schulter fiel und einen Großteil derselben entblößte. »Ich
    habe schon darauf gewartet, daß Sie den Weg hierher finden, aber ich hätte nicht gedacht, daß Sie
    Ihren Sohn mitbringen würden. Und was für ein hübscher kleiner Junge er ist.« Sie unter—
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    zog das Kind einer nachdenklichen Musterung, bevor sie fortfuhr: »Ist nicht schwer zu sehen, daß Sie
    bei seiner Ma Ihre Mannespflicht getan haben. Er ist Ihnen wie aus dem Gesicht geschnitten, ehrlich.«
    »Wolltest du etwas von uns«, fragte Gage ungeduldig. Er war kaum in der Stimmung, irgendwelche
    Unverschämtheiten von ihr zu dulden.
    »Nichts, das man wirklich wichtig nennen könnte, Meister.« Sie zuckte die Achseln und brachte es auf
    diese Weise zuwege, ihren ohnehin mehr als freizügigen Ausschnitt noch weiter zu vergrößern. »Ich
    dachte nur, ich lade Sie mal ein, wieder herzukommen und ein Weilchen zu bleiben, wenn Sie nicht
    Ihren Kleinen oder Shemaine an den Rockzipfeln hängen haben. Wenn's recht ist, wüßt' ich schon, was
    sich für einen feurigen Mann tun läßt. Ich versteh mich besser auf diese Dinge als Sh'maine, wenn's
    darum geht, wie man einem Burschen, wie Sie einer sind, Vergnügen bereiten kann. Wenn Sie mich
    lassen, könnt ich Ihnen sogar noch das eine oder andere beibringen.«
    Shemaines Gesicht war bei Morrisas aufdringlichen Worten flammendrot angelaufen. Hastig wandte
    sie ihre Aufmerksamkeit Andrew zu, dessen Nase kaum über die Tischkante reichte, jetzt, da er auf
    seinem Stuhl saß. Ohne zu zögern, sprang Shemaine wieder auf, griff nach einem kleinen Faß, das in
    der Nähe stand, kippte es um und schob es dem Jungen unter, den ihr Herr zu diesem Zweck kurz
    hochhob.
    Nachdem Andrew seinen Platz auf dem Fäßchen eingenommen hatte, wandte Gage sich wieder der
    Hure zu und stellte mit wachsendem Ärger fest, daß sie aus eigenem Antrieb wohl nicht so leicht
    verschwinden würde. Er stieß einen gereizten Seufzer aus. »Alles, was ich im Augenblick will,
    Morrisa, ist, mit meinem Sohn und Shemaine allein sein. Ich hoffe aufrichtig, daß ich damit nicht
    zuviel von Ihnen oder sonst irgend jemandem hier verlange.«
    Morrisa hatte für seine Antwort nur wütenden Hohn. »Sie sind mir aber kein besonders freundlicher
    Bursche, wie?«
    »Nein, das bin ich nicht«, gab Gage zurück. »Mir scheint, daß ich heute nirgendwo hingehen kann,
    ohne auf jemanden von der Lon-
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    don Pride zu treffen. Die Begegnungen haben bisher noch jedesmal zu irgendwelchen
    Auseinandersetzungen geführt, daher möchte ich dich bitten, uns in Frieden zu lassen, bevor ich
    wirklich die Geduld verliere.«
    »Ganz wie belieben, Meister!« brauste Morrisa beleidigt auf. »Ich wollte nur meine Dienste anbieten...
    wo ich doch weiß, was für eine kleine Ignorantin Sie unter Ihrem Dach beherbergen.« Morrisa wollte
    sich zum Gehen wenden, blieb dann aber noch einmal stehen, als ihr Blick auf Shemaine fiel. Ihre
    Genugtuung hatte sich nur allzuschnell in Groll verwandelt, als der Siedler das irische Weibsstück aus Potts' Umklammerung befreit hatte. Noch immer brannte in ihr das Verlangen, ihrer Gegnerin den Todesstoß zu versetzen, aber solange es Zeugen für ihre Taten gab, mußte sie sich diesbezüglich auf
    eine subtilere Art der Folter beschränken. »Ich hörte, daß Annie von dieser quiekenden kleinen Maus,
    die gestern an Bord der London Pride gekommen ist, gekauft wurde, Shemaine. Wo er doch ein
    alleinstehender Mann ist, wird Annie wohl keine Kleinen haben, auf die sie aufpassen kann. Aber
    wenn ich mich nicht recht täusche, wird sie bestimmt bald irgendwo Zuflucht vor diesem säuerlichen
    alten Knochen suchen. Eine kleine Maus wie Samuel Myers kann manchmal schäbiger und böser sein
    als eine große Ratte, wenn man den Dingen auf den Grund geht.«
    »Bist du jetzt fertig?« fragte Gage barsch, da er die hinterlistigen Ziele der Hure sehr wohl
    durchschaute. Shemaines plötzlich bekümmerte Miene legte beredtes Zeugnis von ihrer tiefen Sorge
    um ihre Freundin ab.
    »Das ist alles, Meister! Ich sehe Sie dann irgendwann mal hier... Vielleicht wenn Sie das Fräulein
    Zimperlich hier satt haben.« Mit diesen Worten warf Morrisa ihre dunkle Mähne über die Schulter
    zurück und stolzierte mit übertriebenem Hüftschwung davon.
    Shemaine beugte sich vor, um die Aufmerksamkeit ihres Herrn zu erlangen. »Mr. Thornton, glauben
    Sie wirklich, daß der Mann, der Annie gekauft hat, ihr etwas

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