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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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ob ihm je Vergessen von diesen grausamen Bildern beschieden
    sein würde.
    An diesem Abend taten sich die Bewohner der Hütte an einer herzhaften Suppe gütlich, und während
    das Geschirr abgewaschen wurde, las Gage Andrew eine Geschichte vor und brachte ihn zu Bett. Als
    er in die Küche zurückkehrte, wartete Shemaine schon auf ihn.
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie heute auf dem Schiff beunruhigt haben sollte, Mr. Thornton«, sagte sie
    leise. »Mir war nicht klar, auf welche Weise Ihre Frau zu Tode gekommen ist.«
    Ein kurzes Zucken seiner Mundwinkel war das Äußerste an Lächeln, dessen Gage im Augenblick
    fähig war. »Es hat mich nur
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    erschreckt, dich so nahe am Abgrund zu sehen und mir vorzustellen, daß Victoria ebenfalls dort oben
    gestanden haben könnte.«
    »Ich habe im Augenblick nichts Wichtiges zu erledigen, Mr. Thornton«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
    »Vielleicht würden Sie sich besser fühlen, wenn Sie einmal darüber reden könnten.«
    Ihr wohlmeinender Vorschlag schien voll ehrlichem Mitgefühl zu sein, und er konnte sich nicht dazu
    überwinden, sie mit einer Ablehnung zu kränken. »Ich war nicht dort, als... meine Frau... stürzte«,
    antwortete er stockend. »Ich war mit Andrew in die Hütte gegangen, um ihm Teer von den Fingern zu
    waschen; er war auf dem Schiff in das Werg geraten. Und dann hörte ich plötzlich Victoria schreien.
    Sie klang so angstvoll. Kaum eine Sekunde später hörte ich weitere Schreie. Ich ließ Andrew in
    seinem Bett zurück und rannte hinunter, um festzustellen, was geschehen war. Als ich das Schiff
    erreichte, fand ich Roxanne hysterisch schluchzend über den toten Leib meiner Frau gebeugt. Sie
    sagte, sie habe gerade ihr Kanu ins flache Wasser gezogen, als sie Victoria schreien hörte. Dann habe
    sie meine Frau auf den Steinbrocken unter dem Bug gefunden. Victoria hatte sich bei dem Sturz den
    Hals gebrochen, und es gab absolut nichts, was ich tun konnte, um sie wiederzubeleben. Ich zimmerte
    einen Kiefernsarg und brachte sie in die Stadt, wo sie auf dem Kirchhof neben ihren Eltern begraben
    wurde.«
    Er erwähnte nicht, welcher Behandlung er ausgesetzt gewesen war, als er nach Newportes Newes kam.
    Es hatte seine Situation gewiß nicht verbessert, daß er in den vergangenen Jahren gewisse Bewohner
    des Weilers gegen sich aufgebracht hatte, indem er es wagte, auf die Torheit einiger Gesetze
    hinzuweisen, die diese Leute dem Dorf selbstherrlich aufgezwungen hatten. Danach hatten sie ihn als
    Querulanten betrachtet, und ihre Rachsucht war schon bald nach Victorias Tod zutage getreten. Die
    britischen Behörden waren nach einigen Verhören zu dem Schluß gekommen, daß das Ganze nicht
    mehr war als eine gehässige, gegen ihn gerichtete Hetzkampagne. Dann hatten die Behörden verlauten
    lassen, daß seine Frau möglicherweise selbst in den Bug geklettert und lediglich ausgerutscht sein
    könnte. Während die meisten Dörfler diesem Urteil beigepflichtet hatten, brodelten in dem dunklen,
    abscheulichen Kes-

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    sei von Hörensagen und Verleumdung die bösartigen Gerüchte weiter.
    »Nach dem Unfall fühlte ich mich, als sei ich in einen dunklen Kerker hinabgestiegen, aus dem ich nie
    wieder herauskommen würde«, fuhr Gage fort. »Aber so ist das eben mit der Trauer; im Laufe der Zeit
    kommt man doch ein wenig darüber hinweg. Außerdem hat mir die Notwendigkeit, Andrew versorgen
    zu müssen, gewiß über so manche Hürde geholfen.«
    »Sie haben einen wunderbaren Sohn, Mr. Thornton«, versicherte Shemaine ihm gütig. »Andrew
    gewinnt das Herz eines jeden Menschen.«
    »Für mich war er bestimmt ein Segen«, seufzte Gage. Dann herrschte eine Weile verlegenes
    Schweigen zwischen ihnen, bis Gage schließlich mit dem Kopf auf die Flurtür deutete. »Wenn du jetzt
    gern ein Bad nehmen würdest, Shemaine, kannst du das tun. Ich habe nicht die Absicht, heute abend
    an meinem Schreibtisch zu arbeiten, daher könntest du in Ruhe baden.«
    »Vielen Dank, Mr. Thornton« erwiderte sie lächelnd. »Der Verzicht auf ein Bad war mir an Bord der
    London Pride, gelinde gesagt, eine Qual. Nie zuvor war ich so dankbar dafür, sauber zu sein. Und gerade heute könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen, als mir ein ausgiebiges Bad zu gönnen.«
    »Dann solltest du das auch unbedingt tun«, ermunterte Gage sie. »Ich werde für eine Weile hier im
    Wohnzimmer sitzen und lesen, daher werde ich wohl noch auf sein, wenn du fertig bist.«
    Shemaine traf schnell die notwendigen

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