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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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versuchte, Andy vor meinen Jungs zu beschützen. Sie
    wußte nicht recht, wie sie's anstellen sollte, aus Angst, dabei meine Gefühle zu verletzen. Ich hab' die Rauferei nur ein paar Minuten durchgehen lassen, um zu sehen, wie sie reagieren würde, und ich kann Ihnen sagen, daß keine Glucke ihre Küken mit mehr Sorge bewacht hätte, als Shemaine sie für Ihren
    Sohn an den Tag gelegt hat.«
    »Shemaine scheint die geborene Mutter zu sein«, antwortete Gage. »Ich glaube, sie besitzt eine
    besondere Gabe, dem Kind Frieden und Geborgenheit zu schenken, ihm das Gefühl zu geben,
    erwünscht zu sein... und geliebt.«
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    Mit einem zufriedenen Lächeln gewahrte Hannah die Veränderung, die auch in dem Mann vor sich
    gegangen war. All die Vorzüge des Mädchens, von denen Andrew nach Meinung seines Vaters
    profitierte, hatten auch ihn offenkundig berührt. Er wirkte viel entspannter und schien auch mit sich
    selbst mehr im reinen zu sein, als sie es seit jenem grauenvollen Tag von Victorias Tod erlebt hatte.
    »Es ist ein wirkliches Glück, daß Sie Shemaine gefunden haben. Frauen wie sie sind für gewöhnlich
    nicht für eine noch so schwere Börse zu haben.«
    Ein fernes Wimmern durchdrang Shemaines Schlummer, aber es widerstrebte ihr, sich aus ihren
    Träumen zu lösen. Wieder einmal hatte sie den Kitzel und den Jubel eines Galopps auf dem Rücken
    ihres Hengstes Donegal erfahren, der sie mit fliegenden Hufen über den Besitz ihres Vaters trug. Sie
    hatte den Wind gespürt, der ihr das Haar um den Kopf peitschte, der am Saum ihres Reitgewandes riß,
    und sie hatte mit allen Sinnen die Freiheit ausgekostet, reiten zu können, wohin ihre Lust sie trieb.
    Ihr Traum löste sich ganz allmählich auf, während das Wimmern fortdauerte und sich die Gitter von
    Newgate hinter ihr schlössen. Wieder verfolgten sie die Schreie und das hoffnungslose Schluchzen
    dieser verlassenen Seelen, das Scharren ihrer Füße und ihr rastloses Auf und Ab, das immer begleitet
    war vom Klirren der Ketten. Die furchtbare, schwarze Verzweiflung tiefster Schwermut schlug wie
    eine dunkle Woge über ihr zusammen und raubte ihr beinahe den Atem.
    Ächzend setzte Shemaine sich im Bett auf, und während ihr Herz rasend gegen ihre Brust hämmerte,
    spähte sie aufmerksam in die Dunkelheit, hielt Ausschau nach den grimmig dreinblickenden Insassen
    von Newgate und wartete voller Furcht, daß die über den Boden schlurfenden Füße näher kommen
    würden. Mit peinigender Langsamkeit gelang es Shemaine endlich, die Wirklichkeit vom Reich des
    Traums zu trennen und schließlich zu begreifen, daß es Andrew war, den sie unten in seinem
    Schlafzimmer weinen hörte. Sie lauschte noch einige Sekunden, weil sie erwartete, daß sein Vater
    irgendwie auf das jämmerliche Schluchzen reagieren werde, aber
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    das Wimmern wurde nur lauter und, wie es schien, auch ängstlicher. Sie konnte sich nicht vorstellen,
    daß Gage vom Weinen seines Sohnes nicht geweckt wurde, und plötzlich regte sich in ihr ein Gefühl
    der Angst. Was, wenn seinem Vater etwas zugestoßen war? Oder wenn er nach draußen gegangen
    war, um die Toilette aufzusuchen, und Andrew nicht hören konnte?
    Beseelt von dem Wunsch, den Jungen zu trösten, warf Shemaine die Decken zurück, schlüpfte in ihren
    Morgenrock und lief hastig die Treppe hinunter. Die Tür von Gages Schlafzimmer stand offen, und in
    dem Feuerschein des Kamins und dem durchs Fenster einfallenden Mondlicht sah sie, daß ihr Herr
    sich weder dort noch im Wohnzimmer aufhielt. Vorsichtig stahl sie sich durch Gages Schlafzimmer zu
    Andrews kleiner Nische hinüber; sie fürchtete halb, daß sie sich geirrt haben könne und über den
    Mann stolpern werde, bevor sie den Jungen erreichte. Aber ihre Vorsicht erwies sich als unbegründet.
    Außer Andrew war niemand dort.
    Das Schluchzen klang jetzt heftiger und zerriß Shemaine schier das Herz. Eilig trat sie vor das kleine Rollbett des Jungen und nahm ihn in die Arme. Dann begann sie mit dem Kleinen im Zimmer auf und ab zu gehen und ihm ein Wiegenlied zu summen. Sie küßte seine tränenüberströmte Wange und strich
    sein zerzaustes Haar glatt, bis das furchtsame Weinen allmählich verebbte und das Kind wieder tief
    und regelmäßig atmete. Aber als sie versuchte, ihn wieder in sein Bett zu legen, kam ein furchtsames
    Stöhnen über seine Lippen. Abermals hielt sie ihn fest an sich gedrückt und ging zwischen seinem Bett
    und dem viel größeren im Schlafzimmer ihres Herrn hin und her,

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