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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

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blieb keinen Augenblick
    lang stehen. Oben in ihrem Kämmerchen warf sie sich auf ihr Bett, wandte das Gesicht der Wand zu,
    riß die Decke bis hoch über den Kopf und wünschte sich inbrünstig, die Welt um sie herum möge sich
    in nichts auflösen.
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    10. Kapitel
    Shemaine sah dem Morgen mit starkem Herzklopfen entgegen, denn es widerstrebte ihr von Herzen,
    ihrem Herrn gegenüberzutreten und die Qualen durchleiden zu müssen, in seiner Nähe zu weilen. Sie
    würden beide Mühe haben, an irgend etwas anderes zu denken als an die vorige Nacht, als er sie dabei
    ertappt hatte, wie sie wie eine lüsterne Hure seine Männlichkeit betrachtete. Es war schon schlimm
    genug gewesen, als der Junge seinerzeit im Schlaf ihre Hand gegen die Lenden ihres Herrn gepreßt
    hatte, aber die Ereignisse der vergangenen Nacht waren bei weitem demütigender. Sie wünschte sich
    verzweifelt, im Bett liegenbleiben zu dürfen, bis Gage in seine Werkstatt ging, aber ihre Pflichten als Dienerin versagten ihr das Privileg, sich wie ein Feigling in ihrem Zimmer zu verstecken. Sie mußte aus ihrer unvermeidlichen Begegnung das Beste machen, ganz gleich, wie inbrünstig es sie danach
    verlangte, sich in Luft aufzulösen, bevor es zu eben dieser Begegnung kam.
    Als sie vorsichtig die Treppe hinunterstieg, atmete Shemaine befreit auf; Gage war bereits
    hinausgegangen, um seine morgendlichen Pflichten zu versehen. Erst als sie das Frühstück gerichtet
    und Zeit gefunden hatte, sich anzukleiden, kehrte er mit seinen gewohnten Gaben, einem Korb Eier
    und einem Eimer Milch, in die Hütte zurück. Bevor er dann den Korb und den Eimer neben sie auf den
    Arbeitstisch stellte, warf er einen begeisterten Blick auf die appetitlich angerichteten Speisen.
    »Es riecht köstlich, Shemaine.« Seit ihrer Ankunft hatte Gage gelernt, die morgendliche Mahlzeit
    vielleicht mehr zu schätzen als jede andere, denn sie schien sich selbst zu übertreffen, wenn es darum ging, wohlschmeckende Speisen zuzubereiten, wie er sie im Haus seines Vaters in England gekannt hatte. »Können wir jetzt frühstücken? Ich bin schon halb verhungert.«
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    Aus Furcht, ihm in die Augen sehen zu müssen, konzentrierte Shemaine sich ganz darauf, den Inhalt
    einer kleinen Pfanne in eine Soßenschüssel zu gießen. »Es fehlt nur noch diese Soße, dann bin ich mit
    allem fertig. Soll ich Andrew wecken?«
    »Laß ihn schlafen. Der arme kleine Bursche hat eine schlimme Nacht hinter sich.«
    Wie unschuldig seine Bemerkung auch gewesen sein mochte, Shemaine schien sie eine peinigend
    deutliche Erinnerung an ihre entsetzliche Ungeschicklichkeit zu sein. Der Löffel, den sie in die Soße
    hatte legen wollen, rutschte ihr aus den Fingern. Entsetzt sah sie zu, wie er quer über ihren
    Arbeitstisch und dann zu Boden fiel. Hastig bückte sie sich, um den Löffel aufzuheben, wäre dabei
    aber beinahe mit Gage zusammengestoßen, dessen Reflexe schneller waren. Er griff nach dem Löffel,
    hielt ihn ihr hin und schlug dabei die Fersen zusammen. Als sie ihm den Löffel abnahm, warf sie ihm
    einen verstohlenen, angstvollen Blick zu, der seine Neugier weckte. Er konnte nicht umhin, ihre
    hochroten Wangen zu bemerken und die Unsicherheit, die in ihren Augen stand. Er trat auf sie zu und
    legte den Kopf schräg, um ihren Blick aufzufangen, aber sie heuchelte das plötzliche Bedürfnis, einen
    weiteren Löffel zu finden, und weigerte sich beharrlich, ihn anzusehen.
    Gage jedoch war fest entschlossen. Er faßte ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte ihr
    Gesicht ins Licht, bis er in ihren ebenmäßigen Zügen forschen konnte. »Was quält dich, Shemaine?«
    fragte er sanft. »Glaubst du, es kümmert mich auch nur einen Deut, daß du mich gestern nacht nackt
    gesehen hast? Oder daß du vielleicht einen flüchtigen Augenblick damit verbracht haben könntest,
    mich anzusehen, und vielleicht deine jungfräuliche Neugier in bezug auf Männer gestillt hast? Gütiger
    Himmel, Mädchen, mir ist vollauf klar, daß du nicht in diesem Zimmer warst, um mich zu verführen,
    sondern um meinen Sohn zu trösten, und ich bin dir dafür wirklich dankbar. Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muß, denn ich habe dich erschreckt. Aber ein Mann hat es nicht immer in der Hand, wie sein Körper auf eine schöne Frau reagiert. Ich bin mit keiner Frau mehr zusammen gewesen, seit
    Victoria starb. Im Dorf gab es keine einzige, die ich in mein Bett hätte
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    nehmen wollen, und dich in meinem Zimmer zu sehen hat

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