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Wie Blueten Am Fluss

Wie Blueten Am Fluss

Titel: Wie Blueten Am Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
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selbst ihn zur Weißglut zu bringen. Später hat er dann oft vor
    sich hin gemurmelt, daß er sich wohl besser von der Biene hätte stechen lassen, als all die Witze
    hinnehmen zu müssen, die seine geschwollene Nase ihm eintrug.«
    Zu ihrem eigenen Erstaunen hatte Shemaine angefangen zu giggeln. Dann blickte sie auf und stellte
    fest, daß ihr Herr sie mit warm leuchtenden Augen betrachtete, als freue er sich, daß es ihm gelungen
    war, sie aus der Reserve zu locken. Shemaine neigte in Anerkennung seiner Leistung den Kopf.
    »Vielen Dank, Mr. Thornton.«
    Gage heuchelte Naivität. »Was habe ich denn getan?«
    »Das wissen Sie sehr wohl«, konterte sie. »Ich war sehr verstört wegen der Ereignisse der
    vergangenen Nacht, aber Sie haben mich zum Lachen gebracht, und einen Augenblick lang habe ich
    den ganzen schrecklichen Zwischenfall vergessen.«
    Gage runzelte nachdenklich die Stirn. »Was war deiner Meinung nach denn so Schreckliches daran?«
    Shemaine, die auf diese Frage nicht gefaßt gewesen war, hatte ihre liebe Not, all die Gefühle zu
    erklären, die sie geplagt hatten, weil ihre neugierigen Blicke ihm nicht verborgen geblieben waren. Als sie ihm schließlich antwortete, konnte sie seinem ruhigen Blick nicht standhalten. »Die Tatsache, daß Sie mich vielleicht für dreist gehalten haben könnten, Mr. Thornton.«
    Gage tat den Gedanken mit einem Achselzucken ab. »Du bist doch nur ein unschuldiges, junges Ding
    mit einer gesunden Neugier, was Männer betrifft. Es ist völlig natürlich, daß ein unerfahrenes
    Mädchen gewisse Fragen hat.«
    »Sie scheinen eine Menge von Frauen zu verstehen, Mr. Thornton«, erwiderte sie mit sanftem Spott.
    Seine Mundwinkel hoben sich belustigt, und seine braunen Augen schienen sie herauszufordern.
    »Gewiß mehr als Sie von den Männern, Miss O'Hearn.«
    Shemaine, die diese Feststellung kaum bestreiten konnte, sah ihn
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    nur schockiert an. »Jawohl«, seufzte sie schließlich und senkte den Blick wieder auf ihren Teller. »Ich habe noch viel zu lernen über die Männer.«
    Gage lächelte ihren gesenkten Kopf an, denn er konnte sich kein größeres Entzücken vorstellen, als
    derjenige sein zu dürfen, der sie in diesem Punkt unterwies.
    Während sie noch beim Frühstück saßen, klopfte Ramsey Täte an die Hintertür und blickte fragend in
    den Raum. »Darf ich eintreten?«
    »Natürlich, Ramsey, komm nur«, lud Gage ihn ein. Dann rutschte er ein Stück zur Seite, um seinem
    Freund auf der Bank Platz zu machen. Als Ramsey in die Küche trat, konnte Gage nicht umhin, die
    dunklen Ringe unter den Augen des Mannes zu bemerken, aber er beschränkte seine Nachforschungen
    auf eine einfache Frage. »Hast du schon gegessen?«
    »Nichts, was so gut ausgesehen hätte, das kann ich versichern«, erwiderte Ramsey mit einem
    kläglichen Schnauben. Aber als Shemaine Anstalten machte, sich zu erheben und einen Teller zu
    holen, hielt er sie mit einer hastigen Handbewegung davon ab. »Nein, Miss, besser nicht. Was ich
    gegessen habe, liegt mir wie ein Stein im Magen. Ich hab's selber gekocht und bedauere es seither.«
    »Du bist viel früher dran als gewöhnlich«, bemerkte Gage. »Ist irgend etwas passiert?«
    »Meiner Frau geht's nicht gut«, erwiderte Ramsey düster. »Ich mach' mir Sorgen um sie, und ich würd'
    heut gern bei ihr bleiben, falls sie mich braucht.«
    Gage war augenblicklich besorgt. »Du kannst dir so viele Tage Freinehmen wie nötig. Gibt es irgend
    etwas, was wir tun könnten?«
    »Nun, ich bin nicht grad ein großer Koch. Wenn Sie's schaffen könnten, mir genug zu essen
    raufzuschicken für Calley und meinen Jüngsten, Robbie, war' ich Ihnen sehr dankbar. Ich komm'
    schon zurecht mit dem, was ich mir da zusammenbraue, aber ich hab' nie Kochen gelernt, und
    irgendwie ist es nicht richtig, Calley noch mehr leiden zu lassen, als sie's ohnehin schon tut. Meine
    älteren Jungs sind flußabwärts gefahren, um bis Mittsommer für ihren
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    Onkel zu arbeiten, deshalb sind wir im Augenblick nur zu dritt im Haus.«
    Gage widerstrebte es, Shemaines Dienste anzubieten, solange er nicht sicher sein konnte, daß Calley
    keine ansteckende Krankheit hatte. Wenn die Speisen ausgeliefert werden mußten, würde er das selber
    übernehmen und sich um Andrews und des Mädchens willen von Mrs. Täte fernhalten. »Was hat sie
    Ihrer Meinung nach denn?«
    Ramsey stieß einen stockenden Seufzer aus. »Ich habe dir doch schon vor 'ner Weile erzählt, daß
    Calley gegen Ende des

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